Westminster hat die erste Wohnstraße für Elektroautos

Siemens und ubitricity haben die Straßenlaternen in der Sutherland Avenue zu Ladeinfrastruktur umgerüstet

Die Sutherland Avenue in London hat einen neuen Spitznamen: Electric Avenue, W9 – die erste Wohnstraße für Elektroautos. Der Grund: Dort hat Siemens zusammen mit dem Berliner Cleantech-Startup ubitricity die erste Straße des Landes vollständig zum Laden für Elektrofahrzeuge umgerüstet. 24 Ladepunkte, angedockt an ohnehin vorhandene Straßenlaternen, zieren die Wohnstraße nun. Schon in Kürze soll der Umbau von zwei weiteren Nebenstraßen folgen.

Der Straßenzug Sutherland Avenue ist mehr als eine halbe Meile lang – und nun bestens geeignet für eine Vielzahl von Elektroauto-Fahrern. Der Ausbau der Ladeinfrastruktur in Westminster ist bedeutsam: Für viele Anwohner ist der Kauf eines Elektroautos sehr wahrscheinlich – wenn es ausreichend Lademöglichkeiten gibt. Im Jahr 2019 stieg der Anteil von Elektrofahrzeugen, die dort geladen werden, schon um 40 Prozent. Aber Garagen oder Tiefgaragen gehören dort nicht zum Standard.

Gemeinsam mit dem Westminster City Council arbeiten Siemens und ubitricity daher an der Umrüstung der Straßenlaternen. Innerhalb des nächsten Jahres soll es in Westminster 1.000 Ladepunkte geben, da in diesem Stadtbezirk doppelt so viele Elektrofahrzeuge wie in anderen innerstädtischen Bezirken registriert sind – und die meisten im Großraum London. Insgesamt 296 umgewandelte Ladepunkte gibt es dort bereits.

‚Electric Avenue, W9‘ gibt uns einen Eindruck darüber, wie die Straßen Westminsters künftig aussehen werden. Wir möchten unseren Bürgern dort die Infrastruktur bereitstellen, die für die Umstellung auf saubereren und grüneren Transport nötig ist“, sagte .

Cllr Andrew Smith, im Stadtrat von Westminster für Umwelt und Verkehrswege zuständig

Die ubitricity-Technologie, die in den umgerüsteten Straßenlaternen eingesetzt wird, ermöglicht Elektroautos über Nacht für eine Reichweite von ca. 200 bis 300 Kilometer zu laden, abhängig vom Batterieladesystem im Fahrzeug. Hybridfahrzeuge sind teilweise nach zwei bis drei Stunden voll aufgeladen.

Wir alle wissen, dass die Luftverschmutzung in London zur Hälfte auf den Straßenverkehr zurückzuführen ist. Westminster ist ein besonders stark befahrener Bezirk. Wir können die Problematik der Luftqualität zwar nicht über Nacht lösen, aber die ‚Electric Avenue, W9‘ zeigt auf beeindruckende Weise, was wir mit der Nutzung vorhandener städtischer Infrastruktur erreichen können.

Cedrik Neike, Mitglied des Vorstands der Siemens AG und CEO von Siemens Smart Infrastructure

Westminster-Umwälzung für bessere Luftqualität

Bis 2025 werden in Westminster 8.000 Elektrofahrzeuge erwartet. Siemens und ubitricity haben gemeinsam mit den Behörden also noch reichlich Arbeit vor sich, wenn für möglichst jeden ein entsprechender Parkplatz geschaffen werden soll. Aber auch hier zeigt sich: Die Verbesserung der Luftqualität in London, gerade im viel befahrenen Westminster, war der Auslöser für den Beginn dieser Revolution.

Das Verbot von Verbrennern am Horizont und Einfahrbeschränkungen nach London kommen hinzu – in der Summe ergeben diese Rahmenbedingungen das Potenzial für eine schnelle Umwälzung der Situation. Genau das bedeutet Clean Disruption, wie es Tony Seba in seinen Büchern und Vorträgen vorhergesagt hat.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

Elektroauto NewsElektromobilitätLadeinfrastruktur