Orsted Kalundborg Hub: CO2 aus Kraftwerken wird in der Nordsee gespeichert

Zur Abscheidung setzt Orsted auf die Technologie von Aker Carbon Capture aus Norwegen.

Das dänische Energieministerium (DEA) hat einen 20-jährigen Vertrag für das Kohlenstoffabscheidungs- und -speicherungsprojekt ‚Orsted Kalundborg Hub‚ an den dänischen Windkraft-Spezialisten Orsted vergeben. Das Projekt sieht vor, dass das Cleantech-Unternehmen Kohlenstoffabscheidung an seinem mit Holzhackschnitzeln betriebenen Kraftwerk Asnaes und am Stroh befeuerten Kessel des Avedore-Kraftwerks im Großraum Kopenhagen einrichten wird.

„Laut IPCC („Letzte Warnung„) ist die Abscheidung und Speicherung von biogenem CO2 eines der Werkzeuge, die wir im Kampf gegen den Klimawandel einsetzen müssen“, sagt Ole Thomsen, Senior Vice President von Orsted. „Unser CCS-Projekt wird erheblich zur Verwirklichung der politisch beschlossenen dänischen Klimaziele für 2025 und 2030 beitragen.“

Ab 2025 werden die Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen Asnae und Avedore beginnen, biogenen Kohlenstoff zu erfassen und zu speichern, um bis Anfang 2026 eine Größenordnung von jährlich etwa 430.000 Tonnen CO2 zu erreichen. Die Realisierung des Projekts wird der erste Schritt bei der Einrichtung einer CO2-Infrastruktur im großen Maßstab in ganz Dänemark sein, da das Asnaes-Kraftwerk nicht nur als Hub für die Erfassung und den Versand von Orsteds eigenem biogenen CO2 dienen soll, sondern möglicherweise auch für den Versand von CO2, das von anderen Emittenten produziert wurde.

Orsted hat sich mit Aker Carbon Capture, dem norwegischen Vorreiter in der Kohlenstoffabscheidungstechnologie, zusammengetan. Als entsprechender Anbieter wird das Cleantech-Unternehmen fünf sogenannte Just Catch-Einheiten an die KWK-Anlagen liefern.

„Wir freuen uns darauf, mit Orsted zusammenzuarbeiten und zu ihrer Dekarbonisierungsreise und zu den CCUS-Ambitionen Dänemarks beizutragen“, sagte Valborg Lundegaard, CEO bei Aker Carbon Capture zum Orsted Kalundborg Hub.

Das biogene CO2 von Asnaes und Avedore wird in das Northern Lights-Speicherreservoir im norwegischen Teil der Nordsee transportiert (mehr zum Longship-Vorhaben gibt es hier). Orsted hat einen Vertrag mit Northern Lights abgeschlossen, der eine CO2-Transport- und Speicherinfrastruktur entwickelt. Die erste Phase des Northern Lights-Projekts wird 2024 abgeschlossen sein und ist der ausgereifteste Kohlenstoffspeicherplatz in der Nordsee.

Durch die Erfassung des biogenen Kohlenstoffs aus biomassebefeuerten Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen und dessen Speicherung unter der Erde ist es möglich, nicht nur CO2 zu reduzieren, sondern auch aus der Atmosphäre zu entfernen, da biogener Kohlenstoff aus nachhaltiger Biomasse Teil eines natürlichen biogenen Kohlenstoffkreislaufs ist. Dadurch entstehen negative Emissionen.

Kohlenstoffentfernung durch Aker Carbon Capture

Im März 2021 haben Orsted, Aker Carbon Capture und Microsoft eine Vereinbarung unterzeichnet, um unter anderem den Prozess der Inbetriebnahme eines kommerziellen und technischen Setups voranzutreiben, das Kohlenstoffabscheidung und saubere Energieerzeugung über biomassebefeuerte Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen kombiniert.

Direkt im Zusammenhang mit diesem neuen Projekt hat Microsoft zugestimmt, über 11 Jahre hinweg 2,76 Millionen Tonnen hochwertige, langlebige Kohlenstoffentfernung aus der Erfassung und Speicherung von biogenem Kohlenstoff aus dem Asnæs-Kraftwerk zu erwerben. Dies ist eines der weltweit größten Kohlenstoffentfernungsgeschäfte nach Volumen, die bisher abgeschlossen wurden.

Die Vereinbarung zwischen Orsted und Microsoft zeigt auch den kommerziellen Wert auf, der mit Kohlenstoffabscheidung und -entfernung verbunden ist. Angesichts des noch jungen Zustands der bioenergiebasierten CCS waren sowohl dänische staatliche Subventionen als auch der Vertrag von Microsoft erforderlich, um dieses Projekt rentabel zu machen.

Überschüssige Wärme

Der Kohlenstoffabscheidungsprozess wird wärmeintegriert mit den Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen durchgeführt, so dass Fernwärme sowohl in Kalundborg als auch im Großraum Kopenhagen bereitgestellt werden kann.

Der Kohlenstoffabscheidungsprozess des Stroh befeuerten Kessels des Avedore-Kraftwerks hat das Potenzial, etwa 35 Megawatt an überschüssiger Wärme zu generieren, und der Kohlenstoffabscheidungsprozess des Asnaes-Kraftwerks kann etwa 50 Megawatt an überschüssiger Wärme erzeugen. Das entspricht etwa dem jährlichen Fernwärmebedarf von etwa 11.000 bzw. 20.000 dänischen Haushalten.

Fakten zum ‚Orsted Kalundborg Hub‘

Orsted wird Kohlenstoffabscheidung an seinem mit Holzhackschnitzeln betriebenen Kraftwerk Asnaes in Kalundborg im Westen von Seeland und am Stroh befeuerten Kessel des Avedore-Kraftwerks im Großraum Kopenhagen einrichten.

Orsted wird jährlich 150.000 Tonnen biogenes CO2 aus der Stroh befeuerten Einheit am Avedore-Kraftwerk erfassen. Das CO2 wird zunächst per Lastwagen zum Asnaes-Kraftwerk transportiert, bis eine gemeinsame Pipeline-Infrastruktureingerichtet wurde.

Die mit Stroh befeuerte Einheit am Avedore-Kraftwerk wandelt jährlich etwa 145.000 Tonnen lokal bezogenes Stroh in Strom und Fernwärme um. Das Stroh ist ein Nebenprodukt der Landwirtschaft.

Die mit Holzhackschnitzeln betriebene Einheit am Asnaes-Kraftwerk wandelt jährlich etwa 200.000 Tonnen Holzhackschnitzel aus dem Baltikum in Strom, Fernwärme und Prozessdampf für die lokale Industrie um. Die Holzhackschnitzel stammen aus nachhaltig bewirtschafteten Produktionswäldern und bestehen aus Resten von Beschneidungen oder krummen Bäumen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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