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Production Gap Report 2025: Regierungen planen fossile Überproduktion

Die Produktionslücke zu den Pariser Klimazielen wächst weiter – schneller raus aus Kohle, Öl und Gas als Notwendigkeit

Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen, das die globale Erwärmung auf 1,5 °C begrenzen soll, steuern die Staaten der Welt in die entgegengesetzte Richtung: Statt fossile Brennstoffe zurückzufahren, planen Regierungen eine deutliche Ausweitung der Produktion von Kohle, Öl und Gas. Das ergibt der neueste Production Gap Report 2025, erstellt vom Stockholm Environment Institute (SEI), Climate Analytics und dem International Institute for Sustainable Development (IISD). Der Bericht enthüllt eine alarmierende Diskrepanz zwischen politischen Versprechen und realen Plänen – eine „Produktionslücke“, die die Klimaziele gefährdet und Milliarden an Investitionen in nutzlose Infrastruktur riskiert. productiongap.org

Der Production Gap Report erscheint seit 2019 jährlich und misst die „Gap“ (Produktionslücke) zwischen den geplanten fossilen Produktionsmengen und den Szenarien, die mit den Zielen des Pariser Abkommens vereinbar sind – also einer Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 °C oder maximal 2 °C. Die fünfte Ausgabe von 2025 analysiert die Pläne von 20 großen Produzentenländern, die rund 80 Prozent der globalen fossilen Brennstoffe fördern, darunter China, die USA, Russland, Saudi-Arabien, Indien und Brasilien. Basierend auf offiziellen Regierungsdaten, Prognosen und Szenarien des Internationalen Energierats (IEA) und des IPCC zeigt der Bericht, wie sehr die Welt von einem nachhaltigen Pfad abweicht.

Die Kernfrage: Warum reicht es nicht, nur Emissionen zu reduzieren? Weil eine Überproduktion fossiler Brennstoffe das globale CO₂-Budget überzieht und den Übergang zu Erneuerbaren behindert. „Dieses Jahr sind die Ergebnisse besonders alarmierend„, kommentiert Christiana Figueres, ehemalige UN-Klimachefin. Der Report unterstreicht: Ohne eine aktive Steuerung der Produktion drohen „stranded assets“ – unrentable Investitionen in fossile Infrastruktur, die in einer kohlenstoffarmen Welt wertlos werden.

Globale Produktion fossiler Brennstoffe in sechs Szenarien von 2015 bis 2050, angegeben in Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr (GtCO₂eq/Jahr) – also der Menge an Treibhausgasemissionen (THG), die durch Förderung und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt würden.

Für die mit 1,5 °C- und 2 °C-Zielen kompatiblen Pfade zeigt die Abbildung den Median sowie den Bereich zwischen dem 25. und 75. Perzentil (schattiert) aller ausgewählten Szenarien.

Die rote gestrichelte Linie zeigt den Pfad, der sich aus den Regierungsplänen und -projektionen (GPP) im Production Gap Report 2023 ergibt.

Die schwarze Linie zeigt die historischen jährlichen Produktionswerte 2015–2023.

Alle anderen Pfade sind in Fünfjahres-Schritten dargestellt.

Globale Produktion fossiler Brennstoffe in sechs Szenarien von 2015 bis 2050, angegeben in Milliarden Tonnen Kohlendioxid-Äquivalent pro Jahr (GtCO₂eq/Jahr) – also der Menge an Treibhausgasemissionen (THG), die durch Förderung und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas freigesetzt würden.

Für die mit 1,5 °C- und 2 °C-Zielen kompatiblen Pfade zeigt die Abbildung den Median sowie den Bereich zwischen dem 25. und 75. Perzentil (schattiert) aller ausgewählten Szenarien.

Die rote gestrichelte Linie zeigt den Pfad, der sich aus den Regierungsplänen und -projektionen (GPP) im Production Gap Report 2023 ergibt.

Die schwarze Linie zeigt die historischen jährlichen Produktionswerte 2015–2023.

Alle anderen Pfade sind in Fünfjahres-Schritten dargestellt.

Im Klartext: Die geplante Produktion ist mehr als doppelt so hoch wie für 1,5 °C erlaubt – und das trotz sinkender Nachfrageprognosen durch den Boom erneuerbarer Energien. Verglichen mit der 2023-Ausgabe hat sich die Kluft vergrößert: Damals lagen die Werte bei 110 Prozent (1,5 °C) und 69 Prozent (2 °C).

Besonders besorgniserregend sind die Trends bei einzelnen Brennstoffen:

  • Kohle: In vielen Ländern steigen die Pläne bis 2035 oder länger. China und Indien, die größten Produzenten, planen Zuwächse, die das globale Budget sprengen.
  • Öl und Gas: Hier zeigen sich Ausweitungen bis 2050 und darüber hinaus. Die USA, Saudi-Arabien und Russland führen die Liste an, mit Plänen für neue Förderprojekte trotz Klimarisiken.
  • Von den 20 analysierten Ländern planen 17 eine Steigerung bei mindestens einem Brennstoff bis 2030.
  • Elf haben ihre Prognosen seit 2023 nach oben korrigiert, darunter Brasilien und Indien.
  • Nur sechs Länder – ein Zuwachs von zwei seit 2023 – arbeiten an Pfaden, die mit nationalen Netto-Null-Zielen kompatibel sind, wie Norwegen oder Kanada.

Grafisch dargestellt auf Basis des Production Gap Report 2025:

BrennstoffGeplante Produktion 2030 vs. 1,5 °C-PfadGeplante Produktion 2030 vs. 2 °C-Pfad
Kohle+150 %+100 %
Öl+80 %+50 %
Gas+100 %+70 %

Wenn diese Pläne umgesetzt werden, wird das 1,5-°C-Ziel „außer Reichweite“ geraten, warnt der Report. Zudem drohen finanzielle Verluste in Höhe von Billionen Dollar durch „Stranded Assets“.

Bedeutung für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft

Der Report macht klar: Ein Fokus allein auf erneuerbare Energien reicht nicht. „Es geht nicht nur um Emissionsreduktion, sondern um eine bewusste Begrenzung der fossilen Produktion„, betont SEI-Direktor Måns Nilsson. Für Regierungen bedeutet das: Lizenzierungen für neue Projekte stoppen, Subventionen kürzen und Infrastrukturpläne überprüfen. In der Wirtschaft wächst das Risiko: Investoren in fossile Projekte riskieren finanzielle und reputationsbezogene Schäden. Organisationen wie Oil Change International fordern eine Neuausrichtung auf grüne Alternativen.

Der Report ruft zu dringenden Schritten auf, insbesondere vor der COP30 im November in Brasilien:

  1. Keine neuen Projekte: Moratorium für neue fossile Förderungen. climateanalytics.org
  2. Schnelle Reduktion: Produktion von Öl, Gas und Kohle auf 1,5-°C-kompatible Pfade bringen. sei.org
  3. Just Transition: Gerechter Übergang mit Unterstützung für betroffene Regionen, Jobs und Industrien – soziale Gerechtigkeit als Kern. sei.org
  4. Erneuerbare und Energiewende pushen: Effizienz steigern, Verbrauch steuern und Investitionen in Grünes lenken.

Experten wie Mary Robinson fordern: „Regierungen müssen ihre fossilen Expansionspläne aufgeben.

Der Production Gap Report 2025 liefert Fakten für evidenzbasierte Klimapolitik. In Deutschland, wo der Kohleausstieg stockt, zeigt er, wie globale Trends lokale Entscheidungen beeinflussen. Klar ist: Es ist Zeit zu handeln – bevor die Kluft unüberbrückbar wird.

Der vollständige Report ist auf productiongap.org verfügbar.

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