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Dr. Björn Peters bei exxpress: Fossile Panik eines Atomlobbyisten

Die Lernkurven von Solar, Wind und Batterien machen Physiker offenbar nervös. Seine Argumente zeigen: zu Recht.

Dr. Björn Peters, Physiker und Energieökonom, hat ein neues Interview beim österreichischen Schwester-Magazin von NIUS, exxpress, gegeben. Darin wirbt Peters nachdrücklich für Atomkraft und behauptet, die deutsche Energiewende müsse beendet werden. Die Bauchbinde während des Gesprächs verrät das Mindset: „Energiewende ENDLICH am Limit“ – Cleanthinking.de beleuchtet die verwirrendsten Aussagen.

Das „endlich“ ist der Schlüssel. Hier wird nicht analysiert, hier wird herbeigesehnt. Peters, der vor allem aus dem Umfeld des Kernenergie-Startups Dual Fluid bekannt ist, liefert die passenden Argumente – und der Moderator nennt dabei Cleanthinking als Peters- und Atomkraft-Kritiker beim Namen: Es gebe „jemanden, Clean Thinking heißt, diese Internetseite, die seinen Thesen widerspricht“. Ja, genau dafür ist es wieder Zeit. Hier ist die Antwort.

Strompreise: Die 38-Cent-Irreführung

Peters und sein Interviewer werfen mit BDEW-Durchschnittspreisen von 38 Cent pro Kilowattstunde um sich. Was fehlt, ist die echte Einordnung: Diese Zahl ist durch Grundversorgungstarife erheblich verzerrt – jeder Vierte Haushalt zahlt laut aktuellen Analysen zu viel für Strom und Gas.

Der Marktpreis für Neukunden hingegen liegt bei durchschnittlich 22,9 Cent, wie der Energiemonitor von ZEIT Online darlegt. Die Differenz ist keine Energiewende-Belastung, sondern ein Faulheits-Aufschlag und eine Goldgrube für Stadtwerke, die kein Interesse haben, ihre Grundversorgungskunden zu informieren.

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„Dezentrale Versorgung“ – Realität um 180 Grad verdreht

Peters erzählt im Exxpress-Interview, „wir kommen aus einer Welt der dezentralen Energieversorgung„. Ja, um 1900 gab es kleine Kraftwerke, die einzelne Straßenzüge versorgten. Aber Peters ist etwa 50 Jahre alt – seine gesamte Lebenszeit war geprägt von Großkraftwerken, die zentral Strom erzeugen und über Hochspannungsleitungen verteilen. Das fossile System, das er verteidigt, IST Zentralisierung.

Die Energiewende mit Millionen Solardächern, Balkonkraftwerken und Bürgerwindparks bringt tatsächlich Dezentralisierung zurück – aber das ist ja genau das, was Peters bekämpft.

Peters schwärmt vom „durch und durch optimierten“ fossilen System. Hat der Physiker vergessen, was er im Studium gelernt hat? Kohlekraftwerke erreichen 35-45 Prozent Wirkungsgrad – der Rest verpufft als Abwärme in Kühltürmen. Atomkraftwerke sind mit 33 Prozent noch ineffizienter. Von 100 Einheiten Kohle-Energie kommen gerade einmal 36 beim Verbraucher an. „Optimiert“ – für die Aktionäre von RWE vielleicht.

Das exxpress-Video mit Dr. Björn Peters

Speicher als „falsche Antwort“ und Afrika ohne Wasserwege

Peters‘ Argumentation gegen Speicher stammt aus der fossilen Steinzeit. Ja, 2015 waren Batterien teuer. Seitdem sind die Kosten um 90 Prozent gefallen. Kalifornien hat 10 Gigawatt Batteriespeicher installiert, die Gaskraftwerke ersetzen. Texas, Australien, China – überall boomen Speicher.

Der vermeintliche Energieexperte behauptet, Afrika könne mangels Wasserwegen „nur mit Kernenergie“ zu Wohlstand kommen. Der Kongo-Fluss mit dem Grand-Inga-Projekt – potenziell 40 Gigawatt, größtes Wasserkraft-Potenzial weltweit – existiert in Peters‘ Welt offenbar nicht.

Ebenso wenig wie der Grand Ethiopian Renaissance Dam (5,2 GW), der seit Jahren für geopolitische Spannungen zwischen Äthiopien, Sudan und Ägypten sorgt.

Flächenverbrauch, Radioaktivität und Kernkraftwerke

Am tiefsten sinkt Peters mit seinem Flächenargument: Erneuerbare bräuchten so viel Platz, dass man Nachbarländer überfallen müsste, um neue Technologien hinzustellen – „diese Lebensraum-im-Osten-Diskussion„. Er vergleicht Solarpanels ernsthaft mit NS-Expansionspolitik.

Dabei braucht Deutschland für 100 Prozent Erneuerbare etwa zwei Prozent der Landesfläche – inklusive Dächer, Parkplätze und Agri-PV. Zum Vergleich: Der Tagebau Hambach hat 85 Quadratkilometer für Kohle zerstört.

Die verwirrenden Aussagen kennen keine Grenzen: Atommüll-Endlager verkauft Peters als „Gewerbesteuerquelle“ – alles sei ja irgendwie natürlich radioaktiv. Gleichzeitig warnen Windkraftkritiker vor Infraschall von Windrädern – obwohl die berüchtigte BGR-Studie einen Rechenfehler um Faktor 1.000 enthielt und korrigiert werden musste. Stefan Holzheu von der Universität Bayreuth hat diesen Fehler aufgedeckt.

Peters betont bei exxpress, Deutschland könne bis 2031 acht Kernkraftwerke „zurückholen“. Die Betreiber selbst – E.ON, RWE, EnBW – sagen: technisch nicht möglich, wirtschaftlich sinnlos. Die Brennelemente sind entfernt, der Rückbau läuft, das Personal ist weg, Kühltürme gesprengt. Aber Fakten stören das Narrativ.

Wer tiefer einsteigen möchte, kann Peters‘ Buch lesen (Provisions-Link / Amazon). Ein paar kritische Amazon-Rezensenten von „Schluss mit der Energiewende! Warum Deutschlands Volkswirtschaft dringend Ökologischen Realismus braucht“ warnen allerdings: „AKW-Manifest ohne Quellenangaben“, „wissenschaftlich unfundierte Ideologie“. Immerhin: In vier Stunden hat man den Schmöker durchgelesen, sagt einer der Rezensenten, der fünf Sterne gibt (bei Amazon 77 Prozent).

Fossile Panik in Reinform

Peters ist mutmaßlich ein Getriebener der fossilen Panik – jener Verzweiflung der alten Energiewelt angesichts der exponentiellen S-Kurven von Solar, Wind und Batterien. Er kämpft nicht für Deutschlands Energiezukunft. Er kämpft für ein Geschäftsmodell, das die Realität längst überholt hat. Kein Wunder, dass er bei exxpress landet – dem Portal, das „ENDLICH“ darauf wartet, dass die Energiewende scheitert.

Der große Blick zeigt: Die deutsche Energiewende muss scheitern, damit in Afrika und Asien künftig viel mehr fossiles Zeugverbrennen passiert und Peters Hoffnung von „400 Atomkraftwerken mehr“ Realität wird.

Ich sage dazu: Diese Peters-Realität wird an den Kosten und der Logik scheitern.

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