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Cleantech-Markt vor Vervierfachung bis 2045

KfW-Studie: Deutschland mit 13 Prozent Weltmarktanteil gut positioniert – Warnung vor politischen Rollbacks

Der globale Cleantech-Markt steht vor einem beispiellosen Wachstumsschub. Eine neue Studie von KfW und Deloitte prognostiziert eine Vervierfachung bis 2045 – mit erheblichen Chancen für deutsche Unternehmen. Der Weltmarkt für Cleantech wächst mit einer Dynamik, die selbst optimistische Prognosen übertrifft. Zwischen 2019 und 2024 legte das Marktvolumen um durchschnittlich 9,6 Prozent jährlich zu – ein Wachstum, das sich in weniger als zehn Jahren in einer Verdopplung niederschlagen wird.

Die langfristigen Aussichten sind noch spektakulärer: Bis 2045 rechnen die Studienautoren mit einer Vervierfachung des Marktvolumens. Diese Entwicklung wird getrieben von steigender Nachfrage nach klimaschonenden Lösungen und einem massiven Kapitalzufluss in den Sektor erneuerbarer Energien, Speichertechnologien und industrieller Dekarbonisierung.

Deutschland überproportional stark

Deutsche Unternehmen sind für dieses Wachstum bereits heute gut positioniert. Mit einem Anteil von 13 Prozent am globalen Cleantech-Handel liegt Deutschland deutlich über seinem allgemeinen Exportanteil von gut sieben Prozent. Diese Überrepräsentation zeigt die technologische Stärke deutscher Anbieter in Zukunftsmärkten.

Auch binnenwirtschaftlich haben Cleantech-Branchen bereits erhebliches Gewicht erreicht: Neun Prozent der deutschen Bruttowertschöpfung werden in diesem Sektor erwirtschaftet, 7,5 Prozent aller Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt von Cleantech ab. Der Anteil an den deutschen Exporten beträgt bereits acht Prozent.

Im Fokus stehen dabei Technologien zur Erzeugung, Speicherung und Nutzung sauberer Energie, industrielle Dekarbonisierungslösungen, Digitalisierung, Kreislaufwirtschaft sowie innovative Werkstoffe – etwa für Windkraft-Rotorblätter oder die Halbleiterproduktion.

„Kurz vor der UN-Klimakonferenz ist es wichtig, die wirtschaftlichen Chancen von Cleantech zu betonen“, betont KfW-Vorstandschef Stefan Wintels mit Blick auf den Cleantech-Markt.

Investitionswende bereits vollzogen

Die Zahlen belegen eine bereits vollzogene Zeitenwende auf den Kapitalmärkten: Globale Investitionen in saubere Energie erreichten 2024 rund zwei Billionen US-Dollar – das Doppelte der Investitionen in fossile Energieträger (eine Billion Dollar). Noch vor zehn Jahren war das Verhältnis umgekehrt.

Diese Verschiebung wird zusätzlich durch regulatorischen Druck verstärkt: 88 Prozent der global tätigen Investoren zeigen aktives Interesse an nachhaltigen Investitionsmöglichkeiten. Klimaschutz wird damit vom Kostenfaktor zum Wettbewerbsvorteil.

Die volkswirtschaftliche Logik ist dabei eindeutig: Klimabedingte Schäden summierten sich in den vergangenen fünf Jahren weltweit auf mehr als eine Billion US-Dollar – Kosten, die die erforderlichen Investitionen zur Begrenzung des Klimawandels bereits heute übersteigen.

Warnung vor politischen Rollbacks

Die Studienautoren warnen jedoch vor den Folgen politischer Kehrtwenden. Trotz des angekündigten US-Ausstiegs aus dem Pariser Klimaabkommen hätten sich Länder, die für rund drei Viertel der globalen Wirtschaftsleistung und CO₂-Emissionen verantwortlich sind, zu Klimaneutralitätszielen verpflichtet.

Besonders kritisch bewerten KfW und Deloitte regulatorische Unsicherheiten: „Politische Rollbacks können sich erheblich auf grüne Investitionen auswirken, indem sie Volatilität und Risikowahrnehmung erhöhen“, heißt es in der Studie. Als Beispiel gilt der aktuelle Vorstoß der Bundesregierung, das EU-weite Verbrenner-Aus ab 2035 zu kippen.

Deloitte-Experte Hans-Jürgen Walter betont: „Unternehmen, die frühzeitig auf nachhaltige Geschäftsmodelle setzen, stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit und können neue Wachstumsmärkte gezielt nutzen.“ Deutschland verfüge über bedeutende Innovationspotenziale, stehe jedoch im internationalen Wettbewerb unter Druck.

Herausforderungen bleiben

Kurzfristig bleiben erhebliche Hürden bestehen. Ein Drittel der bis 2050 erforderlichen Emissionsminderungen basiert auf Technologien, die sich derzeit noch in der Demonstrations- oder Prototypenphase befinden. Zudem hängen künftige Strompreise stark von der Effizienz des Energiesystems und der Geschwindigkeit von Netzinvestitionen ab.

Als weitere Bremse erweist sich das Fehlen international einheitlicher CO₂-Preise, was das Risiko-Rendite-Profil grüner Investitionen verschlechtert.

KfW setzt auf Kontinuität

Die KfW selbst will ihre Rolle als Klimafinancier weiter ausbauen. Seit 2017 hat die Förderbank 362 Milliarden Euro für Umwelt- und Klimafinanzierungen zugesagt. Für 2026 sind nach Angaben von Vorstandschef Wintels rund 40 Milliarden Euro eingeplant.

Die Studienautoren empfehlen der Politik vier zentrale Maßnahmen: die Verringerung von Investitionsrisiken durch Risikoteilung zwischen öffentlichem und privatem Kapital, die Beschleunigung der Marktdurchdringung von Cleantech-Produkten durch Standards und Zertifizierungen, einen planbaren CO₂-Preispfad sowie verstärkte Förderung von Forschung und Start-ups.

Die Botschaft der Studie ist eindeutig: Klimaschutz ist kein Kostenfaktor, sondern eine Investition in Wettbewerbsfähigkeit und Resilienz. Deutschland kann von diesem Megatrend profitieren – wenn die Politik den eingeschlagenen Kurs beibehält.

CLEANTECH-MARKT IN ZAHLEN

→ Marktwachstum: +9,6% p.a. (2019-2024), Vervierfachung bis 2045

→ Deutsche Position: 13% Weltmarktanteil bei Cleantech (vs. 7% gesamt)

→ Investitionsvolumen: 2 Bio. USD saubere vs. 1 Bio. USD fossile Energie (2024)

→ Deutsche Wirtschaft: 9% Bruttowertschöpfung, 7,5% Arbeitsplätze

→ Klimaschäden: >1 Bio. USD weltweit in 5 Jahren

→ KfW-Finanzierung: 362 Mrd. EUR seit 2017, 40 Mrd. EUR für 2026 geplant

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