Elizabeth Stevens/Oxfam
Übergewinnsteuer für fossile Energiekonzerne: Wie eine „Polluter Profits Tax“ den globalen Klimafonds speisen könnte
Oxfam und Greenpeace fordern eine internationale Sonderabgabe auf fossile Rekordgewinne – breite Zustimmung in weltweiter Umfrage
Die Klimakrise verschärft sich – mit zunehmender Wucht trifft sie jene Länder, die historisch am wenigsten zu ihr beigetragen haben. Während Dürren, Flutkatastrophen und Hitzewellen im Globalen Süden Existenzen vernichten, erzielen Konzerne wie Shell, BP oder ExxonMobil Milliardenprofite mit Öl, Gas und Kohle. Oxfam und Greenpeace fordern daher eine Übergewinnsteuer für fossile Energiekonzerne. Allein 2024 betrug der Gewinn der 585 größten fossilen Unternehmen weltweit 583 Milliarden US-Dollar, ein Zuwachs von 68 % gegenüber 2019. An ihre Aktionäre schütteten sie 403 Milliarden US-Dollar aus.
Vor diesem Hintergrund fordern die NGOs Oxfam und Greenpeace eine „Polluter Profits Tax“, eine dauerhafte Abgabe auf fossile Übergewinne. Sie soll zur Finanzierung von Klimaschäden („Loss and Damage“) und der gerechten Energiewende eingesetzt werden.
Wie funktioniert die „Polluter Profits Tax“?
Die vorgeschlagene Steuer ist nicht identisch mit einer temporären Übergewinnsteuer, sondern soll dauerhaft gelten und gezielt besonders profitable fossile Unternehmen treffen.
Oxfams Modell basiert auf folgenden Eckpunkten:
- Besteuert werden ausschließlich Gewinne aus fossilen Aktivitäten.
- Gewinne oberhalb einer Kapitalrendite von 3 % werden mit 50 % besteuert, darunter mit 20 %.
- Einnahmen aus erneuerbaren Geschäftsbereichen bleiben unberührt.
- Laut Oxfam könnten jährlich bis zu 400 Milliarden US-Dollar eingenommen werden.
Damit würde die Steuer genau jene Größenordnung erreichen, die laut Studien bis 2030 jährlich zur Finanzierung klimabedingter Schäden im Globalen Süden nötig wäre (290–1.045 Mrd. USD).
Öffentliche Meinung: Deutliche Mehrheit für Klimagerechtigkeit
Eine internationale Umfrage von Greenpeace und Oxfam zeigt: 81 % der weltweit Befragten befürworten die Steuer. In Deutschland sind es 68 %. Noch höher ist die Zustimmung, wenn es um die Verwendung der Einnahmen geht: 86 % weltweit (77 % in Deutschland) wollen, dass das Geld jenen zugutekommt, die am stärksten von der Klimakrise betroffen sind.
Gleichzeitig sehen 68 % der Menschen weltweit (in Deutschland sogar 74 %) in fossilen Konzernen und Superreichen einen übermäßigen politischen Einfluss. Die Forderung: Wer die Krise verursacht, soll für ihre Folgen zahlen.
Wer sind die Hauptverursacher?
Laut Oxfam verursachten 340 Unternehmen aus dem fossilen Sektor im Jahr 2023 mehr als die Hälfte der weltweiten Emissionen. Diese Emissionen könnten laut Modellrechnung 2,7 Millionen hitzebedingte Todesfälle im kommenden Jahrhundert verursachen.
Dennoch kürzen viele dieser Unternehmen ihre Investitionen in Erneuerbare. 2025 reduzierten BP, Shell und Equinor ihre Klimaziele um bis zu 73 %. Das zeigt: Freiwilligkeit reicht nicht.
Übergewinnsteuer als doppelter Hebel: Finanzierung & Transformation
Die Übergewinnsteuer auf fossile Gewinne ist mehr als ein Finanzierungsinstrument. Sie schafft Marktanreize:
- Fossile Geschäftsmodelle werden weniger attraktiv.
- Erneuerbare Energien werden wirtschaftlich konkurrenzfähiger.
- Investitionen fließen stärker in grüne Technologien.
Zudem lässt sich die Steuer sozialverträglich gestalten, z. B. durch Rückverteilung an einkommensschwache Haushalte oder gezielte Investitionen in öffentliche Infrastruktur.
Seit COP28 ist klar: Neue Finanzierungsquellen müssen her. Die Polluter Profits Tax könnte Teil eines globalen Mechanismus werden, etwa über ein UN-Steuerabkommen, das aktuell verhandelt wird. Ziel: Steuervermeidung bekämpfen, Einnahmen gerechter verteilen.
Kostenwahrheit statt Greenwashing
Die Welt braucht einen finanziellen Paradigmenwechsel. Wer weiter auf fossile Gewinne setzt, muss künftig zur Kasse gebeten werden – nicht symbolisch, sondern wirksam. Die Übergewinnsteuer auf fossile Energien liefert dafür ein fundiertes, gerechtes und marktwirksames Modell.
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