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Globale CO2-Emissionen auf Rekordhoch – Deutschland senkt Ausstoß um 3,9 Prozent

Global Carbon Budget 2025: Weltweiten fossile Emissionen steigen 2025 auf 38,1 Milliarden Tonnen.

Die Klimakrise verschärft sich weiter: Laut dem Global Carbon Budget 2025 werden die weltweiten CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen in diesem Jahr um 1,1 Prozent steigen und damit einen neuen Höchststand erreichen. Das internationale Forschungsteam unter Leitung von Professor Pierre Friedlingstein von der University of Exeter prognostiziert für 2025 insgesamt 38,1 Milliarden Tonnen fossile CO2-Emissionen. Trotz Fortschritten bei der Dekarbonisierung in vielen Ländern reicht das Tempo nicht aus, um das globale Wachstum des Energiebedarfs auszugleichen.

Das verbleibende CO2-Budget, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, ist nach Einschätzung der Wissenschaftler „praktisch aufgebraucht“. Mit nur noch 170 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid wäre dieses Budget beim aktuellen Emissionsniveau bereits vor 2030 erschöpft. „Die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten, ist nicht mehr plausibel„, erklärt Friedlingstein unmissverständlich.

Deutschland auf Dekarbonisierungskurs

Der langfristige Trend zeigt eindrucksvoll die Erfolge der deutschen Energiewende. Nach dem Höhepunkt der Emissionen in den 1970er und 1980er Jahren ist Deutschland auf einem klaren Dekarbonisierungspfad.
Der langfristige Trend zeigt eindrucksvoll die Erfolge der deutschen Energiewende. Nach dem Höhepunkt der Emissionen in den 1970er und 1980er Jahren ist Deutschland auf einem klaren Dekarbonisierungspfad.

Während die globalen Emissionen steigen, zeigt Deutschland einen ermutigenden Gegentrend: Die fossilen CO2-Emissionen sanken 2024 um 3,9 Prozent auf 572,3 Millionen Tonnen. Dies ist das Ergebnis einer konsequenten Energiewende, die sich in den Daten des Global Carbon Project deutlich abzeichnet.

Der Rückgang ist besonders bemerkenswert, da er trotz einer wachsenden Wirtschaft erreicht wurde – Deutschland gehört damit zu den 35 Ländern weltweit, denen eine absolute Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Emissionen gelingt.

Die Kaya-Dekomposition für Deutschland verdeutlicht die Erfolgsfaktoren: Seit dem Jahr 2000 ist die Energieintensität der Wirtschaft (Energy/GDP) um etwa 40 Prozent gesunken, während die CO2-Intensität der Energie (CO2/Energy) um rund 20 Prozent reduziert wurde. Besonders eindrucksvoll ist der Rückgang beim Kohleverbrauch pro Kopf, der von einem Höchststand in den 1980er Jahren bis 2024 dramatisch gefallen ist. Der Anteil erneuerbarer Energien wie Wind und Solar ist hingegen stark gewachsen.

Die Faktoren hinter Deutschlands Emissionsreduktion lassen sich durch die Kaya-Identität präzise aufschlüsseln. Die Grafik zeigt, wie Deutschland seit 2000 gleichzeitig Wirtschaftswachstum erreicht und Emissionen gesenkt hat – durch sinkende Energieintensität der Wirtschaft und fallende CO2-Intensität der Energie.
Die Faktoren hinter Deutschlands Emissionsreduktion lassen sich durch die Kaya-Identität präzise aufschlüsseln. Die Grafik zeigt, wie Deutschland seit 2000 gleichzeitig Wirtschaftswachstum erreicht und Emissionen gesenkt hat – durch sinkende Energieintensität der Wirtschaft und fallende CO2-Intensität der Energie.

Der Pro-Kopf-Energieverbrauch in Deutschland ist von seinem Peak bei etwa 90 Gigajoule in den 1970er Jahren auf rund 50 Gigajoule in 2024 gesunken. Diese Entwicklung zeigt, dass Wohlstand und Lebensqualität nicht zwangsläufig mit steigendem Energieverbrauch einhergehen müssen. Effizienzsteigerungen und der Strukturwandel weg von energieintensiven Industrien spielen dabei eine zentrale Rolle.

Globale Treiber: China verlangsamt, USA und EU steigen

Die globalen Emissionstrends werden maßgeblich von den großen Volkswirtschaften geprägt. Chinas Emissionen sollen 2025 um nur noch 0,4 Prozent wachsen – deutlich langsamer als in den Vorjahren, dank moderaten Energieverbrauchswachstums und eines außergewöhnlichen Ausbaus erneuerbarer Energien. Auch Indien zeigt mit einem prognostizierten Plus von 1,4 Prozent eine Verlangsamung des Emissionswachstums. Ein früher Monsun reduzierte dort den Kühlungsbedarf in den heißesten Monaten und führte zusammen mit dem starken Ausbau erneuerbarer Energien zu einem sehr geringen Wachstum des Kohleverbrauchs.

Überraschend steigen die Emissionen hingegen in den USA (+1,9 Prozent) und der EU (+0,4 Prozent) im Jahr 2025 an. Nach mehreren Jahren rückläufiger Emissionen führten kälteres Wetter und andere Faktoren zu diesem Anstieg. Pep Canadell, einer der Koordinatoren des Global Carbon Budget und Geschäftsführer des Global Carbon Project, ordnet den EU-Anstieg jedoch als meteorologische Anomalie ein: Kalte und windige Bedingungen in vielen Teilen Europas führten zu höherem Erdgasverbrauch – ein vorübergehendes Phänomen, das den anhaltenden Abwärtstrend der europäischen Emissionen nicht grundsätzlich infrage stellt.

Japan, dessen Emissionsdaten erstmals in den Global Carbon Budget-Report aufgenommen wurden, verzeichnet mit minus 2,2 Prozent einen Rückgang im Einklang mit den jüngsten Trends. Alle Brennstoffarten tragen zum globalen Emissionsanstieg bei: Kohle um 0,8 Prozent, Öl um 1,0 Prozent und Erdgas um 1,3 Prozent. Die Emissionen der internationalen Luftfahrt sollen um 6,8 Prozent steigen und damit das Vor-Corona-Niveau überschreiten, während die Schifffahrt stagniert.

Verlangsamung des Wachstums erkennbar

Trotz der negativen Schlagzeilen zeigen sich erste Erfolge der Klimapolitik in den Zahlen. Seit der Unterzeichnung des Pariser Abkommens 2015 sind die globalen CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen zwar um 9,8 Prozent gestiegen – doch im Jahrzehnt zuvor, zwischen 2005 und 2015, betrug der Anstieg noch 18,8 Prozent. Das Wachstumstempo der Emissionen hat sich damit fast halbiert, ein deutliches Signal dafür, dass die Energiewende weltweit an Fahrt aufnimmt.

Diese Verlangsamung ist kein Zufall: Sie spiegelt den massiven Ausbau erneuerbarer Energien wider, insbesondere in China, das trotz seines Anteils von 32 Prozent an den globalen Emissionen zum weltweiten Vorreiter bei der Installation von Solar- und Windkraft sowie bei der Elektromobilität geworden ist. Der Kohleverbrauch in China stagniert bereits, während die erneuerbaren Kapazitäten exponentiell wachsen.

Natürliche CO2-Senken unter Druck

Eine zusätzliche Sorge bereitet die Schwächung der natürlichen Kohlenstoffsenken. Die Studie zeigt, dass acht Prozent des Anstiegs der atmosphärischen CO2-Konzentration seit 1960 darauf zurückzuführen sind, dass der Klimawandel die Aufnahmefähigkeit von Land und Ozeanen reduziert. „Der Klimawandel verringert jetzt die kombinierten Land- und Ozeansenken – ein klares Signal vom Planeten Erde, dass wir die Emissionen dramatisch reduzieren müssen“, warnt Friedlingstein.

Immerhin hat sich die Landsenke 2025 nach dem Ende des El Niño-Wetterphänomens 2023-24 wieder auf das Vor-El-Niño-Niveau erholt. Das Klimaereignis hatte in vielen Regionen zu Hitze und Dürre geführt und die Aufnahmekapazität der Ökosysteme geschwächt. Die Emissionen aus Landnutzungsänderungen wie Entwaldung werden für 2025 auf 4,1 Milliarden Tonnen CO2 prognostiziert – ein Rückgang gegenüber dem Vorjahr.

Professor Julia Pongratz von der Ludwig-Maximilians-Universität München betont die Erfolge von Umweltschutzmaßnahmen: „Die Entwaldungsraten im Amazonas sind zurückgegangen und befinden sich in dieser Saison auf dem niedrigsten Stand seit 2014.“ Gleichzeitig zeigen die verheerenden Brände von 2024, wie verwundbar das Ökosystem bleibt, wenn die globale Erwärmung nicht begrenzt wird.

Der Höhepunkt ist „sehr nah“

Trotz der alarmierenden Gesamtentwicklung gibt es konkrete Hoffnung. „Der Höhepunkt der Emissionen ist sehr nah„, sagt Pep Canadell. „Wir sind nur noch ein paar Jahre davon entfernt“ – und dieser Peak wird in diesem Jahrzehnt erreicht.

Der entscheidende Faktor: das exponentielle Wachstum der erneuerbaren Energien, das fossile Brennstoffe zunehmend aus dem Energiemix verdrängt.

Allerdings warnt Canadell eindringlich, dass das Erreichen des Höhepunkts allein nicht ausreichen wird. Was unmittelbar darauf folgen muss, ist ein schneller und steiler Rückgang der Emissionen bis auf netto null. Glen Peters vom CICERO Center for International Climate Research verweist auf starke Belege dafür, dass saubere Technologien helfen, Emissionen zu reduzieren, während sie im Vergleich zu fossilen Alternativen kosteneffektiv sind.

Die Zahl der Länder, die ihre Emissionen bei gleichzeitigem Wirtschaftswachstum senken, hat sich im Vergleich zu vor zehn Jahren verdoppelt – von 18 auf 35 Nationen, die aktuell für 27 Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Zu dieser Gruppe gehören die meisten EU-Mitglieder, darunter Deutschland, Frankreich und Spanien, sowie das Vereinigte Königreich, die USA, Australien und Südkorea. Sie zeigen: Klimaschutz und Wirtschaftswachstum schließen sich nicht aus.

Handlungsdruck bleibt enorm

Prof. Corinne Le Quéré von der University of East Anglia fasst die Situation treffend zusammen: „Die Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels sind sichtbar, aber der Fortschritt ist noch viel zu fragil, um sich in die anhaltenden Rückgänge der globalen Emissionen zu übersetzen, die zur Bewältigung des Klimawandels erforderlich sind.“ Die aufkommenden Auswirkungen des Klimawandels auf die Kohlenstoffsenken unterstreichen die Dringlichkeit des Handelns noch zusätzlich.

Die atmosphärische CO2-Konzentration wird 2025 voraussichtlich 425,7 ppm erreichen – 52 Prozent über dem vorindustriellen Niveau. Zehn Jahre nach dem Pariser Abkommen setzen fossile CO2-Emissionen zwar ihren Anstieg fort, aber mit deutlich verringertem Tempo. Die Länder müssen ihre Anstrengungen dennoch dramatisch verstärken, um die Klimaziele noch zu erreichen und den bevorstehenden Emissionshöhepunkt schnell in eine steile Reduktionskurve zu überführen.

Quellen:

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