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„Hellflaute“: Was hinter dem neuen Kampfbegriff gegen die Energiewende steckt
Die WELT titelt „Die Angst vor der Hellflaute“ – doch die Sorge basiert auf fragwürdigen Annahmen und selektiven Interpretationen. Ein Faktencheck.
Mit dem Begriff „Hellflaute“ versucht die WELT, ein neues Argument gegen die Energiewende zu etablieren. In einem Artikel von Axel Bojanowski wird suggeriert, dass schwache Windverhältnisse im ersten Quartal 2025 ein systemisches Problem darstellen – verursacht durch den Klimawandel. Der Begriff steht offenbar in der Tradition des Schlagworts „Dunkelflaute“ – gemeint ist eine Phase mit wenig Wind, aber gleichzeitig viel Sonne. Eine genauere Definition folgt im nächsten Abschnitt.
Was bedeutet „Hellflaute“?
Definition: Mit „Hellflaute“ wird in aktuellen Debatten eine meteorologische Phase bezeichnet, in der die Windgeschwindigkeiten unterdurchschnittlich sind – bei gleichzeitig guter Sonneneinstrahlung, also keine Dunkelflaute. Im Unterschied zur bekannten „Dunkelflaute“ (wenig Wind und wenig Sonne) wird hier nur ein Teil der wetterabhängigen Stromerzeugung abgeschwächt.
Der Begriff ist neu, nicht standardisiert und wird bislang nur in journalistischen und politischen Kontexten verwendet – vor allem von Gegnern der Energiewende. Während etwa Mario Buchinger die inflationäre Nutzung des Begriffs „Dunkelflaute“ kritisiert, wird mit „Hellflaute“ nun offenbar versucht, auch windarme, sonnenreiche Perioden negativ zu framen. In Abgrenzung dazu kursiert mit „Hellbrise“ bereits ein ironischer Gegenbegriff.


Diese Definition der „Hellflaute“ beschreibt also kein neues technisches Risiko, sondern ein bekanntes Phänomen innerhalb der normalen Wettervariabilität. Dennoch nutzt Axel Bojanowski in seinem Artikel die Gelegenheit, um eine neue Bedrohung zu konstruieren: Er behauptet, dass Klimaforscher die aktuell schwache Windkraftausbeute mit dem Klimawandel in Verbindung bringen – und warnt vor häufigeren „Hellflauten“ in Zukunft.
Pikant: Genau diese Deutung wird – am selben Tag und in derselben Zeitung – von DWD-Experte Frank Kaspar klar zurückgewiesen. In einem Artikel von Daniel Wetzel erklärt Kaspar, dass es sich bei der Windflaute im Frühjahr 2025 um ein bekanntes, wiederkehrendes Wetterphänomen handelt. Auch frühere Jahrzehnte hätten ähnlich windarme Perioden gezeigt. Ein langfristiger Trend sei in den Zeitreihen nicht erkennbar. Ein Zusammenhang mit dem Klimawandel lasse sich aus den Daten derzeit nicht ableiten.

Neben der WELT berichten bislang nur wenige, einschlägig bekannte energiewendekritische Plattformen über das Angstmacher-Thema Hellflaute: „Blackout News“ und „Apollo News“ mit dem Beitrag „Blackout durch Hell-Flaute?“ von Björn Peters. Eine breitere mediale oder wissenschaftliche Debatte blieb bislang aus.
Trotzdem – oder gerade deswegen – ist es wichtig, die Aussagen von Axel Bojanowski in seinem Artikel genauer unter die Lupe zu nehmen: Der Cleanthinking-Faktencheck.
Zentrale Aussagen im WELT-Artikel unter der Lupe
„Einer der größten Coups politischer Reklame war der Plan, die Energieversorgung Deutschlands auf Strom aus Wind und Sonne aufzubauen. Kein anderes Industrieland ohne relevantes Potenzial an natürlichen Energien wie Erdwärme oder Wasserkraft geht so weit.“
Diese Aussage ignoriert die internationale Realität: Spanien steigt bis 2035 aus der Atomkraft aus und setzt auf Wind und Sonne. Dänemark, die Niederlande und das Vereinigte Königreich haben ebenfalls geringe Wasserkraftpotenziale – setzen aber stark auf Erneuerbare. Frankreich wiederum verfolgt einen ganz anderen Weg: Dort wird massiv in die Verlängerung und den Neubau von Kernkraft investiert.
Der Begriff „politischer Coup“ ist emotionalisierend und entwertet gesellschaftlich und technologisch breit legitimierte Strategien in Deutschland.