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Netto-Null-Countdown: Wir haben nur noch sechs Jahre Zeit

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Forscher veröffentlichen in Nature Climate Change neue Erkenntnisse zum verbleibenden CO2-Budget für 1,5 Grad Celsius.

Die Chancen, die Pariser Klimaziele noch zu erreichen, stehen verdammt schlecht. Eine neue Studie in Nature Climate Change zeigt: Der Netto-Null-Countdown läuft bereits in sechs Jahren ab. Mehr Zeit bleibt der Menschheit nicht mehr, um das 1,5-Grad-Ziel mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent doch noch einzuhalten. Anders formuliert: Es ist – wie auch beim Extremwetterkongress 2023 deutlich wurde – utopisch, das Ziel noch zu erreichen.

Die Aussagen der Wissenschaftler zum verbleibenden Carbon Budget sind unmissverständlich: Demnach bleiben weltweit nur noch 250 Milliarden Tonnen Kohlenstoffdioxid, die ausgestoßen werden dürfen. Da die jährlichen Emissionen bei 40 Milliarden Tonnen liegen, ist rechnerisch in sechs Jahren Schluss. Da diese Schätzung auf den Werten von Anfang 2023 basiert, könnte die Frist mit den aktuellen Emissionen sogar auf nur noch fünf Jahre verkürzt sein.

Es ist wichtig zu betonen, dass hinter dieser Zahl Unsicherheiten und Variablen stecken. Die Schätzung basiert auf der als „Carbon Budget“ bekannten Idee, die besagt, dass es nur eine begrenzte Menge an verbleibenden Treibhausgasemissionen gibt, die mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu verschiedenen Temperaturanstiegen führen. Die genaue Größe dieses „Carbon Budget“ hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie etwa der Art und Menge der Treibhausgasemissionen.

Konzept des Carbon Budgets

Das Konzept des Carbon Budgets basiert darauf, dass der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur der Erde mit der insgesamt von Menschenemittierten CO2 in einem linearen Zusammenhang steht. Wenn wir also die Menge an CO2-Ausstoß reduzieren, reduzieren wir auch die Erderwärmung. Aus diesem Grund ist das Ziel der Netto-Null-Emissionen so wichtig, und es ist der Grund, warum viele Länder, Städte und Unternehmen Netto-Null-Ziele unterstützen oder bereits vereinbart haben.

Wenn es uns nicht gelingt, die Erwärmung auf maximal 1,5 Grad Celsius zu begrenzen, wird dies schwerwiegende Folgen für das Leben auf der Erde haben. Es würde die Ozeane erwärmen, den Anstieg des Meeresspiegels beschleunigen, Wetterextreme verschärfen und den Zusammenbruch von Ökosystemen beeinflussen, wodurch unzählige Tier- und Pflanzenarten aussterben würden.

Jenseits der 1,5-Grad-Grenze steigt das Risiko, irreversible Kipppunkte zu erreichen, bei denen das Klima plötzlich in einen neuen und möglicherweise katastrophalen Zustand übergeht. Ein solches Szenario könnte sogar den kompletten Kollaps der menschlichen Zivilisation zur Folge haben.

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Wir haben, laut dem Bericht in Nature Climate Change, trotzdem, noch eine zumindest theoretische Chance, die Erwärmung auf ein akzeptables Niveau zu begrenzen. Die Studie aus Nature Climate Change stellt möglicherweise ein Weckruf dar, dass wir noch radikaler handeln müssen, um den Klimawandel zu stoppen.

Jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Durch den Verzicht auf Fleisch, das Radfahren statt Autofahren oder das Vermeiden von Flugreisen, kann jeder einzelne dazu eine Rolle beitragen. Unternehmen, Regierungen und Städte haben jedoch eine größere Verantwortung, um die notwendigen Veränderungen anzustoßen und zu beschleunigen.

Viele haben bereits Maßnahmen ergriffen. Die meisten Staaten haben sich zum Ziel gesetzt, CO2-Neutralität zu erreichen. Große Unternehmen haben sich öffentlich dazu verpflichtet, bis zu einem bestimmten Datum CO2-neutral zu werden. Die Regierungen fordern aber auch den industriellen Sektor auf, sich diesen Zielen anzuschließen.

Wir müssen uns jedoch darüber im Klaren sein, dass selbst wenn das 1,5-Grad-Ziel verfehlt wird, das Problem des Klimawandels noch lange nicht gelöst ist. Die Weltwetterorganisation schlägt sogar Alarm und betont, dass die durchschnittliche Kohlenstoffdioxidemission seit Beginn des Industriezeitalters deutlich schneller ansteigt als in den letzten Jahrzehnten. Wenn wir also das Ziel verfehlen, wird es unumgänglich sein, weiterhin und noch konsequenter gegen den Klimawandel zu kämpfen.

Netto-Null-Countdown: Zeitfenster schließt schnell

Das Zeitfenster schließt sich schnell, aber die Aussichten sind nicht vollkommen aussichtslos. Wenn wir alle kollektiv handeln und entschlossen Maßnahmen ergreifen, können wir den Klimawandel eindämmen und unsere Welt für zukünftige Generationen erhalten.

Hier gibt es mehr zum Paper „Assessing the size and uncertainty of remaining carbon budgets“ und zu den Autoren wie Robin D. Lamboll vom Imperial College London.

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