Project Eaden: Das Geheimnis hinter dem realistischsten pflanzlichen Fleisch
Cleantech-Startup Project Eaden will 2025 fadengesponnenen Kochschinken in Supermärkte bringen.
Das Berliner Cleantech-Startup Project Eaden behauptet, besonders realistisches Fleisch auf Basis von Pflanzen herstellen zu können. Investoren sind begeistert – und Experten bestätigen diese Grundaussage. Aber welches Geheimnis steckt hinter dem „realistischsten pflanzlichen Fleisch“? Dieser Artikel beleuchtet die innovative Fasertechnologie, die Entwicklung des Unternehmens mit Co-Gründer Hubertus Bessau (einst mymuesli) seit der Gründung 2022 und gibt Einblicke in die nächste Finanzierungsrunde sowie den geplanten Markteintritt.
Das deutsche Startup Project Eaden hat mit seiner innovativen Technologie in der pflanzenbasierten Lebensmittelindustrie bereits frühzeitig Branchenexperten wie Godo Röben (Linkedin) beeindruckt. Der ehemalige Geschäftsführer der Rügenwalder Mühle, der als Pionier der deutschen pflanzenbasierten Industrie gilt, zeigte sich von Anfang an überzeugt vom Potenzial des Unternehmens: „Als ich zum ersten Mal von der Idee hörte, dachte ich, dass es funktionieren könnte. Deshalb habe ich frühzeitig in der Anfangsphase investiert, als ihre Prototypen noch sehr rudimentär waren“, erzählt er Green Queen.
Röben wurde als Berater für das Cleantech-Startup tätig, beeindruckt von dem Team, der Technologie und der Zugkraft des Projekts. Er ist überzeugt, dass sowohl Einzelhändler als auch B2B-Kunden und Unternehmen im Bereich Gastronomie großes Interesse an den Produkten von Project Eaden zeigen werden.
Das Geheimnis: Maschinen aus der Textilindustrie
Was ist nun die „Coca-Cola“-Formel von Project Eaden? Die „Coca-Cola“-Formel von Project Eaden liegt in der Adaption von Maschinen aus der Textilindustrie. Statt Garn spinnen diese Maschinen essbare Proteinfasern, die in Textur und Aussehen konventionellem Fleisch täuschend ähnlich sind. Die Technologie ist erprobt, skalierbar und ermöglicht die Herstellung von ultra-realistischem, pflanzenbasiertem Fleisch zu niedrigen Kosten.
Die gesponnenen Fäden haben einen Durchmesser von nur 0,2 Millimetern und können in Elastizität, Wasserbindung und Festigkeit präzise angepasst werden. Eine rotierende Spule erzeugt daraus 250 Fasern, die wie Muskelstränge wirken und anschließend mit pflanzlichen Fetten kombiniert werden. Diese feine Faserstruktur ermöglicht ein optisch und haptisch viel detaillierteres Fleischimitat als bisherige Technologien wie der 3D-Druck von Redefine Meat. So entsteht Faser für Faser das Clean Meat der Zukunft.
„Unsere Technologieplattform basiert auf Textiltechnologie, die seit Jahrzehnten für Massenproduktion, niedrige Kosten und geringen Kapitaleinsatz optimiert wurde“, erklären die Gründer. Sie weisen darauf hin, dass herkömmliche Nass- und Rotations-Spinnverfahren in der Regel sehr teuer sind und zu glatten Fasern führen können, die sich nicht verbinden. Project Eaden gibt an, dieses Problem gelöst zu haben: „Wir haben eine neue Art des Proteinspinnens entwickelt, die kostengünstig ist und fleischige Fasern erzeugt. Wir verwenden immer noch Nassspinnen, aber nur selektiv.“
Das Team von Project Eaden
Gründer von Project Eaden sind Dr. David Schmelzeisen, ein Materialwissenschaftler, der mymuesli-Gründer Hubertus Bessau und der frühere Manager von Zalando, Jan Wilmking. Das Unternehmen entstand mit Beginn des Jahres 2022.
Creandum führt Seed-Finanzierung an
Bis Januar 2023 agierte Project Eaden im Stillen hinter den Kulissen. Im Juni 2022 gelang dem Cleantech-Unternehmen aus Berlin die Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von zunächst acht Millionen Euro. Schon im Dezember 2022 stockten zwei der Investoren, Magnetic und Atlantic Food Labs ihr Engagement, so dass die Seed-Runde einen zweistelligen Millionenbetrag umfasst.
Angeführt wird das Investment von Creandum. „Bis heute haben die bestehenden pflanzlichen Alternativen dieses Dilemma nicht gelöst, da sie trotz höherer Preise in Bezug auf Geschmack, Textur und Optik nicht überzeugen. Projekt Eaden hat das Potenzial, der Branche zum Durchbruch zu verhelfen“, begründet Carl Fritjofsson von Creandum.
Weitere Investoren sind:
- Shio Capital
- Trellis Road
- Godo Röben
- Magnetic
Mit dem Kapital aus der Seed-Finanzierungsrunde will Project Eaden die Fasertechnologie weiterentwickeln. Schnelles Ziel ist eine erste, prototypische Fertigungslinie. Ein zügiger Markteintritt – 2025 – ist überdies vorgesehen.
Project Eaden: Pflanzlicher Kochschinken ab Anfang 2025 in Supermärkten?
Das Startup geht im Gegensatz zu vielen anderen in der Branche einen Einzelhandel-orientierten Weg und hat bereits einen Vertrag mit einer führenden Supermarktkette in der DACH-Region geschlossen. Die ersten Produkte – speziell pflanzlicher Kochschinken – sollen Anfang 2025 auf den Markt kommen.
Das Unternehmen sieht dies als schnellsten Weg, um Millionen von Verbrauchern zu erreichen und die Kontrolle über Produkt und Markenerlebnis zu behalten. Die Resonanz der Einzelhändler sei sehr positiv, insbesondere aufgrund der realistischen Fleischähnlichkeit der Produkte.
Langfristig plant Project Eaden auch den Einstieg in den B2B-Bereich, beispielsweise durch Partnerschaften im Bereich Fertiggerichte. Das Unternehmen strebt nach der Seed-Runde auch eine Series-A-Finanzierung an, um die Nachfrage im Einzelhandel bedienen zu können.
Bereits im nächsten Jahr 2025 könnten wir also Schinken essen, der mit der gleichen Technologie hergestellt wurde wie unsere Kleidung.
Potenzial der pflanzlichen Fleischimitate
Das pflanzliche Fleisch, das Project Eaden im Dezember 2022 gegenüber Investoren und ausgewählten Medienvertretern zeigte, ähnelt in der Tat sehr deutlich dem konventionellen Vorbild.
Der globale Markt für solche Imitate hatte 2021 ein Volumen von etwa vier Milliarden US-Dollar und könnte sich bis 2030 auf mehr als 100 Milliarden vervielfachen. Wenn die Aussagen von Unternehmen wie Project Eaden im Hinblick auch auf den Geschmack auch selbigen der Konsumenten treffen, ist es am Ende vor allem eine Frage des Preises, wie schnell die klimafreundlicheren Imitate die Originale ersetzen. Und dieser Preis hängt maßgeblich von der Skalierbarkeit der Herstellungs-Technologie ab.
Einschätzung von Martin Jendrischik, Gründer von Cleanthinking.de:
Das, was Project Eaden ankündigt, klingt absolut vielversprechend und wird die ökologische Transformation voranbringen. Neben dem Vertrauen, das die Investoren dokumentieren, ist es auch gut, dass es in den USA ein Unternehmen gibt, das einen ganz ähnlichen Ansatz fährt: Tender Food. Dahinter steckt ein Team von Harvard-Forschern, das Mitte 2022 etwa 12 Millionen Dollar Venture Capital eingesammelt hat und mittlerweile Studenten zur Verkostung des ersten Fleisches einlädt.
Es ist gut, dass es damit ein weiteres, sehr hoffnungsvolles Cleantech-Startup gibt, das sich mit Clean Food beschäftigt. Wünschenswert wäre, dass auch die Politik die gewaltigen Potenziale erkennt. Ob Cem Özdemir das Fleisch von Project Eaden schon probieren durfte? Man weiß es nicht…
(Dieser Beitrag entstand ursprünglich am 13. Januar 2023 und wurde zuletzt im Juli 2024 aktualisiert und erweitert)
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.