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Wärmewende in Prenzlau: Mit Geothermie aus dem Urmeer zu stabilen Heizpreisen

Prenzlau nutzt historische DDR-Bohrung für neues Tiefengeothermie – bis zu 60 Prozent Fernwärme aus Erdwärme geplant.

Geothermie aus dem Urmeer: Die brandenburgische Stadt Prenzlau zeigt, wie Wärmewende auf kommunaler Ebene gelingen kann – mit einem technologiegestützten Rückgriff auf historische DDR-Bohrungen. Die Stadtwerke erschließen derzeit in rund 1.000 Metern Tiefe ein Thermalwasserreservoir, das perspektivisch bis zu 60 Prozent des städtischen Fernwärmenetzes speisen soll. Die neue Geothermie-Infrastruktur soll nicht nur CO2 einsparen, sondern auch langfristig stabile und faire Preise ermöglichen.

Rückgriff auf das „Urmeer“ – 44 Grad aus 1.000 Metern Tiefe

Im Zentrum des Projekts steht die Nutzung eines rund 200 Millionen Jahre alten Thermalwasser-Vorkommens unter dem Thomas-Müntzer-Platz. Bereits in den 1980er-Jahren hatte die DDR hier ein geothermisches Heizwerk betrieben. Dieses scheiterte jedoch an den verwendeten Materialien, die dem hohen Salzgehalt nicht standhielten. Heute ist die Technik weiter: Moderne Rohrsysteme, Wärmetauscher und Wärmepumpen ermöglichen eine zuverlässige Nutzung der Ressource.

Das Thermalwasser stammt aus einem rund 200 Millionen Jahre alten „Urmeer“, das sich tief unter der Prenzlauer Innenstadt befindet.

Die Bohrarbeiten verlaufen bisher planmäßig. Bis zu sieben Meter pro Stunde frisst sich das elektrische Bohrgerät in die Tiefe – fast geräuschlos und mit hohen Schallschutzwänden versehen. Das geförderte Wasser mit einer Temperatur von 44 Grad wird später durch Wärmepumpen auf etwa 80 Grad erhitzt und anschließend ins Fernwärmenetz eingespeist.

Ein zweites Bohrloch führt das abgekühlte Wasser (15 Grad Celsius) zurück in den Untergrund – der Kreislauf bleibt geschlossen. Hierzu dient eine alte DDR-Bohrung.

Förderung vom BMWK: 8,3 Millionen Euro für ein Leuchtturmprojekt

Bereits im Februar 2024 erhielt das Projekt entscheidende Unterstützung: Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) übergab eine Förderzusage über 8,289 Millionen Euro aus der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze. Überreicht wurde der Scheck von Staatssekretär Michael Kellner (B90/Die Grünen). Die gesamte Investitionssumme liegt bei rund 20,7 Millionen Euro.

Der Prenzlauer Bürgermeister Hendrik Sommer betonte die Weitsicht der Entscheidung, am Ausbau des Fernwärmenetzes festzuhalten: „Es ist ein ganz besonderer Tag für Prenzlau.“

In Ostdeutschland ist Fernwärme mit einem Anteil von etwa 30 Prozent bereits deutlich verbreiteter als in Westdeutschland (10 Prozent). Das Prenzlauer Projekt gilt als bundesweiter Leuchtturm für bezahlbare, klimafreundliche Wärme.

Versorgung für 5.500 Haushalte geplant

Aktuell sind in Prenzlau rund 3.700 Haushalte ans Fernwärmenetz angeschlossen, das bislang vor allem durch Gas, Biogas und Abwärme gespeist wird. Mit der neuen Geothermieanlage kann dieses Netz auf etwa 5.500 Haushalte ausgeweitet werden – von der Winterfeldtstraße bis zum Georg-Dreke-Ring. Besonders bemerkenswert: Die Nachfrage wächst ohne Anschlusszwang. Die Bevölkerung zeigt großes Interesse, was nicht zuletzt an der transparenten Kommunikation und Baustellenführungen liegt.

Wirtschaftlichkeit und Versorgungssicherheit

Neben der staatlichen Förderung finanzieren die Stadtwerke den verbleibenden Teil über Eigenmittel und Bankkredite. Die Nutzung der Geothermie soll helfen, steigenden CO2-Abgaben zu entgehen und die Wärmepreise langfristig zu stabilisieren. Bereits ab Ende 2027 soll Erdwärme ins Fernwärmenetz eingespeist werden. Ziel ist eine vollständig regenerative Wärmeversorgung bis 2030 – unter Einbindung von Wärmespeichern und zusätzlicher Windkraft zur Stromversorgung der Wärmepumpen.

Geschäftsführer Harald Jahnke rechnet mit einer Betriebsdauer von mindestens 50 Jahren. Ein weiterer Ausbau – etwa mit zusätzlichen Bohrungen oder Speichersystemen – ist nicht ausgeschlossen.

Geopolitischer und technologischer Kontext

Prenzlau gehört damit zu einer wachsenden Zahl ostdeutscher Kommunen, die Geothermie als Lösung für die kommunale Wärmewende nutzen – darunter auch Neuruppin, Neubrandenburg und Potsdam. Das Beispiel zeigt: Der Rückgriff auf vorhandene geologische Daten und bestehende Infrastrukturen kann den Ausbau erneuerbarer Wärmequellen deutlich beschleunigen.

Angesichts steigender Energiepreise, ambitionierter Klimaziele und geopolitischer Unsicherheiten liefert das Projekt in der Uckermark ein skalierbares Modell. Die Kombination aus technologischer Machbarkeit, ökonomischer Tragfähigkeit und gesellschaftlicher Akzeptanz macht Prenzlau zu einem interessanten Beispiel für andere Städte.

Kommunale Wärmewende mit Hilfe des Urmeers

Prenzlau nutzt vorhandene Ressourcen und moderne Technik, um eine klimafreundliche, leise und weitgehend autarke Wärmeversorgung aufzubauen. Das Projekt erfüllt zentrale Kriterien für eine nachhaltige Transformation: Es ist technisch umsetzbar, wirtschaftlich tragfähig und skalierbar. In Kombination mit Windstrom für den Betrieb der Wärmepumpen entsteht ein nahezu emissionsfreier Wärmekreislauf – ein konkreter Beitrag zur sauberen Welt 2050.

Mehr dazu hier bei den Stadtwerken Prenzlau.

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