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Pumpspeicherkraftwerke erleben Comeback in der Energiewende

Ökonomische und ökologische Vergleiche zeigen ihr Potenzial gegenüber Batteriespeichern und neuen Speicherformen.

Pumpspeicherkraftwerke galten lange als Relikte aus der Frühzeit der Stromversorgung. Doch im Zeitalter der Energiewende kehren sie in neuem Gewand zurück. Mit der rasanten Zunahme von Wind- und Sonnenstrom wächst der Bedarf an zuverlässigen Speichern, die Lastspitzen ausgleichen und Versorgungslücken schließen können. Modernisierte Anlagen wie in Forbach oder reaktivierte Standorte wie Happurg zeigen, wie alte Kraftwerke zu Hightech-Komponenten einer flexiblen Energieinfrastruktur werden. Der Ausbau ist in vollem Gange – mit politischer Unterstützung, technischer Weiterentwicklung und zunehmender Wirtschaftlichkeit.

Pumpspeicherkraftwerke nutzen ein einfaches Prinzip, um Strom zu speichern: Bei Stromüberschuss wird Wasser aus einem tiefer gelegenen Becken in ein höher gelegenes gepumpt. Bei Bedarf wird es zurückgeleitet und treibt dabei Turbinen an, die elektrische Energie erzeugen. Dieses Verfahren zählt zu den effizientesten und langlebigsten Speicherlösungen weltweit. Moderne Anlagen nutzen unterirdische Kavernen, um Eingriffe in die Landschaft zu minimieren.

Typische Wirkungsgrade liegen zwischen 75 und 85 Prozent. Im Unterschied zu Batteriespeichern punkten Pumpspeicher durch ihre hohe Speicherkapazität – sie können über viele Stunden oder sogar Tage hinweg Energie bereitstellen. Während Batterien Sekundenreaktionszeiten ermöglichen, kommt es bei Pumpspeicherkraftwerken auf Regelenergie, Tag-Nacht-Ausgleich und saisonale Lastverschiebungen an.

Pumpspeicher vs. Batteriespeicher

KriteriumPumpspeicherwerkBatteriespeicher (Li-Ion)
Lebensdauer80–100 Jahre10–15 Jahre
Speicherkapazitätbis zu mehreren GWhmeist < 100 MWh
Wirkungsgrad75–85 %85–95 %
Bauzeit5–10 Jahre1–3 Jahre
FlächenverbrauchHoch (bei neuen Anlagen)Gering bis mittel
UmweltwirkungEingriffe in ÖkosystemeRohstoffgewinnung, Entsorgung
ReaktionszeitMinutenMillisekunden
Kosten pro kWhca. 100–250 €/kWhca. 300–600 €/kWh (2025)
Ideal fürNetzstabilität, DunkelflautenFrequenzstabilisierung, kurzfristige Spitzenlasten

Ausbau in Forbach und Reaktivierung in Happurg

Im Schwarzwald baut der Energieversorger EnBW das Rudolf-Fettweis-Werk in Forbach zu einem modernen Pumpspeicherkraftwerk aus. Zwei bestehende Einzelkraftwerke werden zu einem unterirdischen Speichersystem mit einer Gesamtleistung von 77 Megawatt ausgebaut. Hinzu kommt eine neue Pumpturbine mit 57 Megawatt Leistung. Das Speichervolumen wird auf 400.000 Kubikmeter erhöht. Die Inbetriebnahme ist für Herbst 2027 geplant (Projektseite EnBW Forbach).

Ein weiteres Projekt läuft in Bayern: Uniper reaktiviert das Pumpspeicherwerk Happurg, das rund 13 Jahre außer Betrieb war. Das Oberbecken war beschädigt, wird nun saniert und bis 2028 soll die Anlage wieder Strom ins Netz einspeisen – als größtes Pumpspeicherkraftwerk Bayerns (Uniper Happurg).

Wirtschaftliche Perspektiven und Herausforderungen

Über zwei Jahrzehnte stagnierte der Markt für Pumpspeicherkraftwerke. Hohe Baukosten, lange Genehmigungsprozesse und unsichere Geschäftsmodelle machten viele Projekte unwirtschaftlich. Doch mit dem Fortschritt der Energiewende steigt der Bedarf nach flexiblen, großvolumigen Speichern rapide.

Pumpspeicher können künftig von einem Mix aus Erlösmodellen profitieren: Teilnahme an Regelenergiemärkten, Speicherauktionen oder Arbitrage-Gewinnen durch zeitversetzten Stromverkauf. Zusätzlich sorgen staatliche Förderprogramme wie die Speicherstrategie 2024+ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) für neuen Rückenwind (BMWK Speicherstrategie).

EnBW und Uniper als Wiederentdecker

EnBW und Uniper zählen zu den Akteuren, die gezielt auf Pumpspeicher setzen. EnBW spricht beim Projekt Forbach von einem „Möglichmacher der Energiewende“. Die neue Technik wird vollständig in Kavernen untergebracht und ermöglicht den flexiblen Betrieb mit hoher Effizienz. Auch Uniper verfolgt mit Happurg eine Speicherstrategie, die auf die Netzintegration und Spitzenlastdeckung ausgelegt ist.

Weitere Unternehmen – etwa Vattenfall oder RWE – evaluieren derzeit ebenfalls Reaktivierungen oder Erweiterungen bestehender Anlagen. Vattenfall betreibt in Deutschland eine Flotte von Pumpspeicher- und Wasserkraftwerken mit insgesamt rund 2.700 Megawatt Leistung (Vattenfall zu PSW).

Speicherstrategie, Genehmigungen und Naturschutz

Die deutsche Speicherstrategie erkennt Pumpspeicherwerke explizit als relevante Technologie an. Doch der Ausbau ist komplex. Neue Projekte müssen Umweltverträglichkeitsprüfungen durchlaufen, Eingriffe in Gewässerökosysteme vermeiden und gesellschaftlich akzeptiert werden.

Eine Möglichkeit, diese Herausforderungen zu umgehen, ist die Reaktivierung oder Modernisierung bestehender Anlagen. Auch die Umwandlung von ehemaligen Tagebauen oder Gruben in Speicheranlagen wird als umweltverträgliche Option diskutiert.

Umweltaspekte

Pumpspeicherwerke haben einen ökologischen Fußabdruck – aber auch Gestaltungsspielraum. Der Eingriff in natürliche Fließgewässer, Schwankungen des Wasserstands und der Flächenverbrauch zählen zu den kritischen Aspekten.

In einer Analyse von Vattenfall wird darauf hingewiesen, dass Gewässerorganismen durch die variierende Wasserentnahme gestört werden können. Eine Studie der University of New South Wales sieht zudem Risiken für die Trinkwasserversorgung, falls zu viel Wasser aus bestehenden Reservoirs entnommen wird (UNSW 2020).

Fazit

Pumpspeicherwerke sind keine Technologie der Vergangenheit – sie sind zentrale Bausteine für ein stabiles, flexibles und klimaneutrales Stromsystem der Zukunft. Ihre technischen Stärken liegen in der hohen Speicherkapazität, der langen Lebensdauer und der Fähigkeit, Versorgungssicherheit in kritischen Situationen zu gewährleisten.

Die Wiederentdeckung dieser Anlagen steht exemplarisch für eine Energiewende, die nicht immer neu erfinden muss, sondern bestehende Strukturen intelligent weiterentwickelt. Doch um ihr volles Potenzial zu entfalten, braucht es klare politische Rahmenbedingungen, wirtschaftliche Anreize und ökologische Verantwortung.

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