
AirBattery von Augwind Energy: Erste Langzeitspeicher-Kaverne kommt nach Deutschland
Ab 2027 soll in Deutschland Strom monatelang in Kavernen gespeichert werden. Es geht um ein neuartiges Druckluftsystem.
Lange Zeit war die Langzeitspeicherung von Strom eine Lücke der Energiewende fossil Pumpspeicherkraftwerke sind geologisch begrenzt, Batterien wirtschaftlich ungeeignet für Speicherzeiträume von Wochen oder Monaten. Das israelische Unternehmen Augwind Energy will diese Lücke mit einem innovativen Konzept schließen: der AirBattery.
In Deutschland soll ab 2027 die erste Anlage im industriellen Maßstab entstehen. Ein konkreter Standort wurde bislang nicht bestätigt. Medienberichte spekulieren über bestehende Kavernenstandorte, etwa im Norden Deutschlands.
So funktioniert die AirBattery von Augwind Energy
Die AirBattery von Augwind ist ein elektromechanisches Speicherprinzip. Es kombiniert Pumpspeichertechnik mit Compressed Air Energy Storage (CAES). Dabei kommen keine klassischen Kolben zum Einsatz, sondern hydraulische Maschinen.
Wasser komprimiert Luft in unterirdischen Salzkavernen. Der Hohlraum der Kaverne dient dabei direkt als Druckluftspeicher. Bei Strombedarf treibt die Druckluft das Wasser durch Turbinen und erzeugt so elektrische Energie.
Das Verfahren arbeitet nahezu isotherm. Pilotanlagen in Israel erreichten einen Wirkungsgrad von 47 Prozent. Ziel sind mehr als 60 Prozent im kommerziellen Betrieb.
Augwind hat spezielle Materialien entwickelt, die in Hochdruckbereichen der Anlage zum Einsatz kommen. Dazu zählen etwa Dichtungen und Komponenten für Kompressoren und Übergabestationen. Diese Bauteile werden außerhalb der Salzkavernen verbaut, etwa in den oberirdischen Einheiten des Systems.
Skalierbarkeit des Saisonspeichers
Je nach Größe kann eine Salzkaverne mehrere Gigawattstunden Energie aufnehmen – ideal für die saisonale Speicherung. Die AirBattery zählt damit zu den sogenannten Saisonspeichern, die gezielt Dunkelflauten überbrücken können. Als Form von Long Duration Energy Storage (LDES) ist sie auf Zeiträume von Tagen bis Monaten ausgelegt.
Die erste kommerzielle Anlage soll 2027/28 in Betrieb gehen. Genehmigungen und Systemdesign entstehen in Zusammenarbeit mit Energieversorgern und Kaverneneigentümern.
Wirtschaftlichkeit und Materialfrage
Nach Angaben des Unternehmens liegt die Speichertechnik bei 10 bis 15 US-Dollar Speicherkosten je kWh. Das System verzichtet auf Lithium, Kobalt oder seltene Erden. Stattdessen nutzt es lokal verfügbare Materialien wie Stahl, Beton und technische Kunststoffe – insbesondere für Druckbehälter, Leitungen und Dichtungssysteme. Kritische Rohstoffe wie Lithium, Kobalt oder seltene Erden werden nicht benötigt.
Zusätzlich arbeitet die Anlage mit geschlossenen Wasserkreisläufen, was sie besonders ressourcenschonend macht. Das Cleantech-Startup Augwind will von Deutschland aus weitere europäische Projekte starten. Die Vision: wirtschaftlich tragfähige Langzeitspeicher auf Basis geologischer Bedingungen.
Abgrenzung zu Wettbewerbern
Im Vergleich zu anderen Langzeitspeicher-Anbietern setzt Augwind bewusst auf Einfachheit und Robustheit. Während etwa Highview Power mit tiefkalter Flüssigluft arbeitet und Energy Dome auf CO₂-Kompression setzt, verwendet Augwind bewährte hydraulische Technik – kombiniert mit unterirdischen Kavernen. Das vermeidet aufwendige Wärme-Management-Systeme und macht die AirBattery besonders wartungsarm und betriebssicher.
Im Vergleich zu Highview Power (flüssige Luft) oder Energy Dome setzt Augwind auf eine robustere, weniger komplexe Technik. Die AirBattery benötigt keine tiefkalten Temperaturen und verursacht keine Treibhausgas-Emissionen.
Besonders im Norden Deutschlands könnte das System negative Strompreise verringern. Es speichert Energie in der Nähe großer Windparks, wodurch seltener abgeregelt werden muss. Als Saisonspeicher bietet die AirBattery Potenzial, Strom gezielt in windarmen Herbst- und Wintermonaten bereitzustellen – sofern genügend Anlagen gebaut werden.
Politischer Kontext
Die AirBattery unterstützt alle drei Ziele des energiepolitischen Zieldreiecks: Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltverträglichkeit. Sie kann dazu beitragen, Dunkelflauten zu überbrücken, negative Strompreise zu verringern und Redispatch-Kosten zu senken. Importe fossiler Energie werden perspektivisch reduziert.
Für Langzeitspeicher wie die AirBattery fehlen bislang spezifische Förderkulissen. Hier braucht es regulatorische Klarheit, marktliche Anreize und politische Flankierung – gerade für saisonale Speicherlösungen.
Validierung und offene Fragen
Laut Augwind wurde die Technik durch die Fichtner-Gruppe geprüft. Veröffentlichte Studien oder detaillierte technische Gutachten sind bislang jedoch nicht öffentlich verfügbar. Auch Cleanthinking-Anfragen zur wissenschaftlichen Einordnung blieben unbeantwortet.
Fazit: AirBattery von Augwind Energy
Die AirBattery könnte eine Schlüsselrolle in der Energiewende übernehmen. Standort, Technik und Skalierbarkeit sprechen für das Konzept. Doch für den Durchbruch braucht es mehr Transparenz – und politische Unterstützung.