Baumentscheid Initiative
BäumePlus-Gesetz: Berlin entscheidet über Programm zur Klimaanpassung
Nach dem Zukunftsentscheid in Hamburg ist das BäumePlus-Gesetz ein weiterer Erfolg zivilgesellschaftlichen Engagements.
Am 3. November 2025 stimmt der Berliner Senat über das BäumePlus-Gesetz ab – ein umfassendes Klimaanpassungsprogramm, das die Menschen entscheidend vor künftigen Hitzephasen schützen soll. Denn Berlin verzeichnet schon heute zwölfmal mehr Hitzetote als Verkehrstote.
Das BäumePlus-Gesetz ist das Ergebnis von zwei Jahren ehrenamtlicher Arbeit der Initiative Volksentscheid Baum. Gegründet von Klimaaktivisten, Stadtplanern und besorgten Bürgern, sammelte die Initiative über 50.000 Unterschriften für einen Volksentscheid. Ihr Ziel: Berlin vor den Folgen des Klimawandels zu schützen, bevor es zu spät ist.
Die Initiative entstand aus der Frustration über jahrelange Untätigkeit. Während andere Städte wie Mailand oder Barcelona längst massive Baumpflanzprogramme gestartet hatten, blieb Berlin bei symbolischen Einzelaktionen. „Wir wollten nicht mehr zusehen, wie unsere Stadt zur Betonwüste wird“, so Heinrich Strößenreuther, der auch Mit-Initiator von GermanZero war.
Bis zum 17. Oktober 2025 verhandelten die Initiator*innen mit der schwarz-roten Koalition – und fanden schließlich einen historischen Konsens. CDU und SPD erkannten: Ein Volksentscheid hätte das Gesetz ohnehin durchgebracht, nur mit höheren politischen Kosten. Die Alternative bei gescheiterten Verhandlungen: sofortige Klage vor dem Landesverfassungsgericht.
Die Vision: Berlin wird zur Schwammstadt
Das BäumePlus-Gesetz sieht vor: eine Million gesunde Stadtbäume bis 2040, 1000 Miniparks in besonders hitzebelasteten Vierteln wie Marzahn-Hellersdorf und Neukölln, systematische Regenwassernutzung und das Schwammstadt-Prinzip gegen Starkregen.
Hinzu kommen verpflichtende Bürgerbeteiligung bei Quartiersplanungen und die Einbindung der Berliner Wasserbetriebe in klimafeste Stadtentwicklung.
Das Prinzip der „Schwammstadt“ bedeutet: Regenwasser wird nicht mehr in die Kanalisation geleitet, sondern vor Ort gespeichert und langsam an Bäume und Grünflächen abgegeben. Beton weicht durchlässigen Materialien, Dächer werden begrünt, Parkplätze entsiegelt.
Die Zahlen zeigen die Dringlichkeit: Bis zu 90 Prozent der Straßenbäume sind geschädigt. Asphaltflächen werden zu Backöfen, die nachts Temperaturen von über 40 Grad abstrahlen. Regenwasser läuft ungenutzt ab, während Bäume verdursten. Bei Hitzewellen sterben vor allem alte Menschen in schlecht belüfteten Wohnungen.
Ein ausgeklügeltes Finanzierungsmodell
Berlin erhält 5,25 Milliarden Euro aus dem Bundesfonds „Sondervermögen Infrastruktur und Klimaneutralität“. Etwa 2 Milliarden davon fließen in dieser Legislaturperiode in die BäumePlus-Umsetzung, wie der Tagesspiegel berichtet – über 15 Jahre verteilt. Das Geld deckt dabei ein komplettes Klimapaket ab: Entsiegelung von Straßen und Plätzen, unterirdische Bewässerungssysteme, Regenwassermanagement, professionelle Baumpflege und kontinuierliche Bürgerbeteiligung.
Rechtlich ist das Vorgehen sauber: Das Berliner Abstimmungsgesetz (§18) erlaubt es dem Senat, einen Volksentscheid durch Übernahme des Gesetzentwurfs „in seinem wesentlichen Bestand“ zu verhindern. Genau das geschieht nun – mit angepasster, aber nicht verwässerter Umsetzungslogik.
Apollo News verbreitet Desinformation
Das Portal Apollo News schreibt am 30. Oktober 2025: „Berlin will zwei Milliarden Euro für die Pflanzung neuer Bäume ausgeben.“ Diese Headline ist grob irreführend. Sie rechnet plakativ 3.000 Euro pro Baum und suggeriert reine Geldverschwendung für „Luxusbäume“.

Das ist Desinformation durch Auslassung. Apollo verschweigt systematisch, dass das Programm Klimainfrastruktur aufbaut – so wie andere Städte Milliarden in Straßen oder Flughäfen investieren. Der Unterschied: Hier werden Leben gerettet statt Beton gegossen.
Die 3.000 Euro pro Baum beinhalten: Bodenaustausch in verseuchten Innenstadtböden, unterirdische Bewässerung, 15 Jahre Pflege und Nachsorge, Entsiegelung der Umgebung und Integration in Schwammstadt-Systeme. Ein Straßenbaum in Berlin zu etablieren ist komplexer als ein Baum im Brandenburger Wald.
Internationale Vorbilder zeigen: Es funktioniert
Mailand pflanzte für die Expo 2015 über 100.000 Bäume und reduzierte die Durchschnittstemperatur um 2 Grad. Barcelona schuf mit seinen „Superblocks“ klimaangepasste Stadtviertel. Singapur wurde durch systematische Begrünung zur „City in a Garden“.
Berlin holt damit auf, was andere Metropolen längst erkannt haben: Grüne Infrastruktur ist überlebenswichtige Infrastruktur.
BäumePlus-Gesetz: Zukunft statt Symbolpolitik
Die Gesamtkosten bis 2040: etwa sieben Milliarden Euro. Das ist weniger, als Berlin für den BER-Flughafen ausgegeben hat – aber diesmal für ein Projekt, das tatsächlich funktioniert und Menschen rettet. Im Vergleich: Der Umbau einer einzigen Autobahnkreuzung kostet oft über 100 Millionen Euro.
Das BäumePlus-Gesetz zeigt, wie engagierte Zivilgesellschaft und pragmatische Politik zusammen die Zukunft gestalten können. Die Initiative Volksentscheid Baum bewies: Bürger können komplexe Gesetzentwürfe entwickeln und politische Mehrheiten organisieren, wenn es um Überlebensfragen geht.
Berlin investiert in Klimaanpassung, nicht in Symbolpolitik. Das ist die beste Investition, die eine Stadt in ihre Zukunft machen kann.
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