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Bovaer in der Kritik: Dänische Methan-Debatte zwischen Wissenschaft und Verschwörung

Landwirte-Aussagen zu Futterzusatz sorgen für Aufsehen. Doch viele der Vorwürfe gegen Bovaer erscheinen fragwürdig.

In Dänemark mehren sich Berichte über Milchkühe, die angeblich weniger Milch geben oder gar kollabieren. Der Grund soll Bovaer sein – ein EU-zugelassener Futterzusatz zur Methanreduktion. Doch schon einmal kursierten unbelegte Gerüchte über das Produkt. Jetzt steht die Wissenschaft erneut vor der Herausforderung, Fakten von Mythen zu trennen. Eine unabhängige Untersuchung der Universität Aarhus soll für Klarheit sorgen.

Wissenschaftlich anerkannte Methanreduktion im Fokus Der Zusatzstoff basiert auf dem Wirkstoff 3-Nitrooxypropanol und hemmt im Pansen der Rinder die Bildung von Methan. Das Treibhausgas ist rund 25-mal klimaschädlicher als CO2 und spielt eine zentrale Rolle im Kontext der landwirtschaftlichen Emissionen. Bovaer verspricht laut Hersteller DSM-Firmenich eine Reduktion der Methanemissionen um bis zu 30 Prozent. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) stufte das Mittel 2022 als sicher ein. Auch international ist Bovaer inzwischen in 68 Ländern zugelassen.

Pflicht in Dänemark seit Oktober – Widerstand inklusive

Seit dem 1. Oktober 2025 müssen dänische Landwirte den Methan-Ausstoß ihrer Herden senken. Der Zusatz ist dabei ein Mittel der Wahl – aber nicht das einzige zugelassene. Dennoch sorgt gerade Bovaer für besondere Aufregung.

Der nationale Milcherzeugerverband berichtet von zahlreichen Anrufen verunsicherter Bauern. In einzelnen Medien ist gar von „kollabierenden Kühen“ die Rede. TV2, ein öffentlich-rechtlicher Sender, griff die Vorwürfe Anfang November auf. Der Verband beauftragte daraufhin die Universität Aarhus mit einer wissenschaftlichen Untersuchung.

Diskurs in der Filterblase: Zwischen Skepsis und Desinformation

Bereits im Dezember 2024 machten ähnliche Gerüchte die Runde. Angeblich sei die Milch von Kühen gesundheitsschädlich, gar „vergiftet“. Ein Lebensmittelkonzern, der Bovaer einsetzte, sah sich mit Boykottaufrufen konfrontiert. Auf Social Media kursierten Videos, in denen frische Milch demonstrativ weggekippt wurde. In diesem Zusammenhang wurde auch die Falschinformation verbreitet, Bill Gates habe in das Projekt investiert.

Hinter vielen der aktuellen Vorwürfe stehen systemkritische Stimmen wie PeterSweden, Camus oder Landwirte, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, obrigkeitsstaatliche Regeln ablehnen und sich in der Ablehnung wissenschaftsbasierter Regulierung wiederfinden. Ihre Glaubwürdigkeit ist daher zumindest zweifelhaft. Umso wichtiger ist es, die Ergebnisse der unabhängigen Untersuchung aus Aarhus abzuwarten – und der Wissenschaft Vorrang vor Meinungsmache zu geben.

Faktenlage: Studienlage eindeutig, Monitoring bleibt wichtig

Übersetzung des Artikels zu Bovaer von TV2
Übersetzung des Artikels zu Bovaer von TV2

Laut DSM-Firmenich gibt es mittlerweile mehr als 150 Studien, die die Sicherheit und Wirksamkeit belegen. Auch die britische Lebensmittelaufsicht FSA hat Bovaer als unbedenklich eingestuft. Die EFSA kam in ihrer umfassenden Bewertung zu dem Schluss, dass keine Rückstände in Milch oder Fleisch nachweisbar sind. Der Wirkstoff werde im Pansen der Tiere vollständig abgebaut.

Gleichwohl gilt es, auch einzelne Hinweise ernst zu nehmen. Der Bericht aus Aarhus wird zeigen, ob es Zusammenhänge zwischen dem Einsatz von Bovaer und gesundheitlichen Problemen bei Rindern geben könnte – oder ob es sich um Zufall, Managementfehler oder psychologische Effekte handelt.

Differenzieren statt dramatisieren

Die Debatte um Bovaer zeigt exemplarisch, wie wissenschaftlich fundierte Klimaschutzinstrumente in ideologische Grabenkämpfe geraten können. Klar ist: Methanreduktion in der Landwirtschaft ist essenziell, um Klimaziele zu erreichen.

Futterzusätze wie Bovaer sind ein skalierbarer, wirtschaftlich tragfähiger Baustein in Richtung „saubere Welt 2050“. Entscheidend ist jedoch, dass Nebenwirkungen systematisch überwacht und transparent gemacht werden. Nur so bleibt die gesellschaftliche Akzeptanz erhalten.

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