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Expedition zum Doomsday Gletscher: NYT-Reporter auf dem Weg zum Thwaites

Während die USA ihr Forschungsschiff stilllegen, bricht Südkorea zur wichtigsten Antarktis-Mission des Jahres auf. An Bord: 40 Wissenschaftler – und zwei Reporter der New York Times.

Am 27. Dezember 2025 legte die Araon in Neuseeland ab – Ziel: der Thwaites-Gletscher, von Wissenschaftlern auch „Doomsday Gletscher“ (auch Doomsday-Glacier) genannt. Eineinhalb Wochen dauert allein die Hinfahrt durch die rauesten Meere der Welt. Länger als ein Flug zum Mond. An Bord des südkoreanischen Eisbrechers: fast 40 Wissenschaftler und Ingenieure. Und erstmals auch zwei Reporter der New York Times – Raymond Zhong und Fotograf Chang W. Lee –, die über die gesamte achtwöchige Expedition berichten werden. Was sie vorhaben, ist ambitioniert – und gefährlich.

Ein Team von zehn Personen will wochenlang auf dem Gletscher campen und mit heißem Wasser ein 800 Meter tiefes Loch bis zum Ozean darunter bohren. Dort sollen Instrumente die warmen Meeresströmungen messen, die Thwaites von unten schmelzen – ein bis zwei Jahre lang, autonom und ohne menschliche Hilfe.

Andere Teams werden Ausrüstung von Hubschraubern in die eisbedeckten Meere ablassen und sich auf Eisschollen wagen, um Bojen zu platzieren. Eine weitere Gruppe sucht nach Weddell-Robben – bekannt für ihre seelenvollen Augen und ihr sanftes Lächeln –, um ihnen Sensoren anzubringen. Die Tiere tauchen in Gewässer, die für Schiffe unzugänglich sind, und senden Temperatur- und Salzgehaltdaten per Satellit an die Forscher. Auch südliche Elefantenrobben könnten markiert werden – brüllende Kolosse, deren Männchen die knubbelige Nase eines Boxers haben.

Es wird einen Plan A bis F geben„, sagt Chris Pierce, Glaziologe an der Montana State University. Sein Team will mit luftgestütztem Radar in das gebrochene Eis blicken – „wie ein Röntgenbild an einem gebrochenen Arm.“ Denn an den Rändern der Westantarktis verändern sich die Gletscher so schnell, dass Forscher beim Eintreffen oft etwas völlig anderes vorfinden als erwartet.

Zum Doomsday Gletscher: Ein Schiff für die Wissenschaft

Die Araon – ausgesprochen „Ah-rah-own“ – ist ein 110 Meter langer Eisbrecher, betrieben vom Korea Polar Research Institute. Das Schiff verfügt über mehrere Labore, eine Bibliothek, eine Sauna und ein Fitnessstudio. In den vergangenen 15 Jahren hat es mehrfach Wissenschaftler in die Thwaites-Region gebracht.

Bevor die Reporter an Bord gingen, absolvierten sie ein Überlebenstraining: Pool-Übungen für den Notfall, Hubschrauber-Absturztraining über eisiger See. Brände, schweres Wetter und Kollisionen mit Eisbergen sind reale Risiken auf dieser Reise.

USA ohne Forschungsschiff

Was diese Expedition besonders macht: Es ist die einzige, die noch regelmäßig zum Doomsday-Gletscher fährt. In diesem Jahr wurde die Nathaniel B. Palmer außer Dienst gestellt – ein Opfer der Haushaltskürzungen von Präsident Trump. Die USA haben damit kein eigenes antarktisches Forschungsschiff mehr.

„Das wird einen enormen Einfluss auf die Antarktisforschung haben“, sagt Won Sang Lee, Polarwissenschaftler am Korea Polar Research Institute und Leiter der Expedition. Die Fahrten von Araon und Palmer hätten sich ergänzt: verschiedene Themen, verschiedene Orte, geteilte Daten. Diese Kooperation ist nun Geschichte.

Dabei hatten die USA und Großbritannien erst vor einem Jahrzehnt eine siebenjährige Forschungskampagne gestartet – 50 Millionen Dollar, mehr als 100 Forscher. Viele von ihnen segelten mit der Palmer nach Thwaites. Diese Ära ist vorbei.

Das Video zur Araon zeigt, wie eine solche Mission vorbereitet wird:

Warum der Thwaites so gefährlich ist

Der Doomsday Gletscher ist so groß wie Florida und hält Eismassen zurück, die den Meeresspiegel um über drei Meter anheben könnten. Neue Studien vom Dezember 2025 zeigen: Unterwasser-Stürme schmelzen das Eis aggressiver als gedacht, das östliche Schelfeis verliert seinen Halt am kritischen Ankerpunkt, und über 360 Gletscherbeben erschüttern die Region.

Hintergrund: Thwaites-Gletscher in der Antarktis: Warum der „Doomsday Glacier“ so gefährlich ist

Die Araon wird etwa fünf Wochen vor Ort sein, bevor sie Mitte Februar die Rückreise antritt. Die New York Times berichtet live aus einem der unzugänglichsten Orte der Erde – und Cleanthinking begleitet die Expedition aus der Ferne.

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