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E-Fuels für Rechenzentren: Rolls-Royce und INERATEC erproben neue Rolle
Synthetischer Diesel für Notstromaggregate: Doch Fragen zu Energiebedarf, CO2-Quellen und Skalierbarkeit noch offen.
Künstliche Intelligenz lässt den Strombedarf von Rechenzentren weltweit rasant steigen. Gleichzeitig müssen diese Standorte gegen Stromausfälle gewappnet sein – etwa durch Dieselgeneratoren für die Notstromversorgung. Sind E-Fuels für Rechenzentren eine Lösung? Rolls-Royce Power Systems und der Power-to-X-Spezialist INERATEC wollen in diesem Bereich nun synthetischen Diesel aus grüner Energie einsetzen – und so eine neue Anwendung für E-Fuels erschließen.
INERATEC stellt synthetischen Diesel per Fischer-Tropsch-Synthese aus Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid her. Der benötigte Wasserstoff stammt laut Unternehmensangaben aus erneuerbaren Quellen. Das CO2 wird entweder biogen oder aus Industrieprozessen abgeschieden.
Synthetischer e-Diesel wird im Notfall verbrannt
Der so entstehende e-Diesel kann in bestehenden Verbrennungsmotoren genutzt werden. Das macht ihn technisch kompatibel mit heutigen Notstromaggregaten. Auch Rolls-Royce setzt auf diesen Vorteil bei der Umstellung bestehender Systeme.
Rechenzentren gelten als kritische Infrastruktur und benötigen auch bei Netzausfällen eine zuverlässige Energieversorgung. Meist kommen dafür konventionelle Dieselaggregate zum Einsatz. Die Idee: Diese Aggregate sollen zukünftig mit E-Fuels betrieben werden, ohne die vorhandene Technik grundlegend umzurüsten.
E-Fuels galten bisher vor allem als Ersatz für fossile Kraftstoffe in Bereichen, die schwer elektrifizierbar sind – etwa Luftfahrt oder Schifffahrt. Der Einsatz in Notstromsystemen von Rechenzentren ist neu und könnte eine hochpreisige, aber klimafreundlichere Alternative zum fossilen Diesel sein. Allerdings bleibt abzuwarten, wie wirtschaftlich eine solche Lösung im breiten Markt wirklich ist.
Notstrom für Rechenzentren: Fragen bleiben offen
Rolls-Royce Power Systems bringt als Hersteller der mtu-Notstromaggregate jahrzehntelange Erfahrung in der Energieversorgung mit. INERATEC gilt als einer der führenden Anbieter modularer Power-to-X-Anlagen. Gemeinsam starten sie mit dem neuen Produktionsstandort in Frankfurt eine erste Markteinführung.
So plausibel der Einsatz von E-Fuels im Notstrombetrieb klingt, so viele Fragen bleiben offen. Woher stammt der grüne Wasserstoff, mit dem INERATEC produziert? Aus welchen Quellen wird das CO2 abgeschieden? „Biogen oder aus Industrieprozessen abgeschieden“, schreiben die Unternehmen reichlich unkonkret.
Und wie hoch ist der gesamte Energieaufwand für einen Liter e-Diesel, der nur für wenige Notstunden vorgehalten wird? Solche Fragen entscheiden über die tatsächliche Klimawirkung der Technologie. Transparenz zu Herkunft und Effizienz der eingesetzten Ressourcen ist entscheidend.
Können E-Fuels für Rechenzentren ein sinnvoller Beitrag zur sauberen Welt 2050 sein?
E-Fuels für Rechenzentren könnten dort sinnvoll sein, wo Notstrom unverzichtbar ist und Alternativen fehlen. Die Technologie ist kompatibel mit bestehender Infrastruktur, aber teuer und energieintensiv: Für einen Liter e-Diesel sind grob gerechnet rund 15 bis 20 kWh erneuerbare Energie nötig. Das entspricht etwa dem fünffachen Energiebedarf eines Liters fossilen Diesels.
Diese Größenordnung stellt die Effizienz und Wirtschaftlichkeit infrage, gerade bei seltenem Einsatz im Notfall. Ob sie zur „sauberen Welt 2050“ beitragen kann, hängt somit entscheidend von den genutzten Kohlenstoff- und Energiequellen ab – diese werden mindestens perspektivisch grüner.
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