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Ist der menschengemachte Klimawandel ein Schwindel?
Cleanthinking.de prüft die Thesen eines Lesers rund um Svante Arrhenius, James Hansen und Al Gore.
Kürzlich erreichte die Redaktion von Cleanthinking.de ein langes Schreiben, in dem der menschengemachte Klimawandel bestritten wird. Ist der menschengemachte Klimawandel ein Schwindel? Die darin enthaltenen pseudowissenschaftlichen Argumente sind typisch für das, was seit Jahren in Kommentarspalten, auf Social Media und in bestimmten Publikationen verbreitet wird. Weil viele dieser Behauptungen immer wieder auftauchen, haben wir sie hier dokumentiert – und jeweils mit dem aktuellen Stand der Forschung konfrontiert.
Der Name des Verfassers ist der Redaktion bekannt, spielt für die inhaltliche Auseinandersetzung jedoch keine Rolle.
In einer wissenschaftlichen Fragestellung beruht die deduktive wissenschaftliche Methode auf der Formulierung einer Vermutung oder Hypothese, die anhand empirischer Daten auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft wird. Solange die Hypothese diesem Test standhält, kann sie zu einer allgemeinen Theorie werden. Hält sie dem Test nicht stand, d.h. widersprechen empirische Daten der Hypothese, ist sie falsch und muss verworfen werden. Eine neue Hypothese kann gegebenenfalls danach aufgestellt werden.
Der Autor beginnt korrekt mit einer allgemeinen Definition der wissenschaftlichen Methode – nutzt sie dann aber als rhetorischen Köder. In der Klimaforschung wird die CO₂-Wirkung seit über 150 Jahren empirisch überprüft – durch Messungen, Satelliten, Eisbohrkerne und physikalische Strahlungsgesetze. Wissenschaft ist kein einmaliger Test, sondern ein dauernder Prozess: Hypothesen werden fortlaufend bestätigt, verfeinert oder verworfen – genau so, wie es seriöse Klimaforschung praktiziert.
In Bezug auf den „menschengemachten Klimawandel“ wird auf den schwedischen Chemiker und Physiker Svante Arrhenius verwiesen, der 1896 die Hypothese aufstellte, dass das als „Treibhausgas“ wirksame CO2 für die Entstehung der Zwischeneiszeiten verantwortlich sein könnte. Diese Hypothese wurde bereits von seinem Landsmann und Wissenschaftskollegen Knut Ångström im Jahr 1900 entschieden zurückgewiesen.
Arrhenius hat 1896 erstmals berechnet, wie CO₂ die Temperatur der Erde beeinflusst – und lag damit im Prinzip richtig, nur mit damals groben Daten. Ångström „widerlegte“ ihn nicht, sondern konnte den Effekt mit den begrenzten Messmethoden seiner Zeit schlicht nicht nachweisen. Spätere präzisere Experimente und Satellitenmessungen bestätigten Arrhenius’ Grundannahme eindeutig: CO₂ absorbiert Wärmestrahlung und erwärmt die Atmosphäre.
Dennoch wurde die Hypothese 1938 vom englischen Dampfmaschinen-Ingenieur und Amateur-Meteorologen Guy Stewart Callendar wieder aufgegriffen und zur Diskussion gestellt. Es folgten fast zwei Jahrzehnte öffentlich kaum beachteter Diskussion der Hypothese des wissenschaftlichen Laien Callendar, bis der kanadische Physiker Gilbert Plass 1956 vorschlug, einen „definitiven Test“ durchzuführen: CO2 und Temperaturen sollten „offiziell“ gemessen und auf eine etwaige Kausalität überprüft werden. Ab 1959 wurde dann CO2 auf dem aktiven Vulkan Mauna Loa auf Hawaii „offiziell“ gemessen.
Callendar hat 1938 als Erster gezeigt, dass die globale Temperatur bereits steigt und dies mit dem CO₂-Anstieg korreliert – seine Berechnungen waren erstaunlich präzise. Plass bestätigte 1956 mit modernen Spektroskopie-Daten den physikalischen Mechanismus des Treibhauseffekts. Die seit 1959 auf Mauna Loa gemessenen CO₂-Werte gelten bis heute als eine der zuverlässigsten Klimadatensätze der Welt – sie zeigen den kontinuierlichen, menschengemachten Anstieg eindeutig.
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Die Abkühlung der Temperaturen weltweit zwischen den 1940er und 1970er Jahren – trotz steigender CO2-Werte – widersprach eindeutig der Hypothese. Doch mittlerweile hatten viele Anhänger der Hypothese den politischen Nutzen eines CO2-Klima-Zusammenhangs erkannt und hielten an ihr fest, obwohl die Hypothese durch den Test noch nicht bestätigt oder widerlegt war. Für die Abkühlung der Temperaturen wurden später steigende Mengen menschengemachter Aerosole verantwortlich gemacht.
Die leichte Abkühlung zwischen 1940 und 1970 ist gut belegt – sie war Folge des massiven Ausstoßes von Schwefel- und Rußpartikeln, die Sonnenlicht reflektierten. Diese Aerosole überlagerten vorübergehend den Erwärmungseffekt des CO₂, bis saubere Luftgesetze ab den 1970er-Jahren die Luftverschmutzung reduzierten und der Treibhauseffekt wieder klar dominierte. Von einem „politischen Nutzen“ zu sprechen ist absurd – die Erklärung durch Aerosole ist physikalisch, nicht ideologisch begründet und wissenschaftlich vielfach bestätigt.
Im Jahr 1987 wurden von Barnola et al. die ersten Analysen von Eisbohrkernen veröffentlicht. Diese zeigten tatsächlich einen zeitlichen Zusammenhang zwischen CO2 und Temperatur. Anhänger der CO2-Klima-Hypothese sahen darin schon eine Bestätigung der Hypothese. In wissenschaftlichen Zeitschriften wurde die Korrelation zur Kausalität erklärt: Aus der Hypothese wurde die „bestätigte Theorie“ eines gefährlichen, menschengemachten Klimawandels, verursacht vor allem durch CO2-Emissionen.
Die Eisbohrkerne zeigten erstmals den engen Zusammenhang zwischen CO₂ und Temperatur über Hunderttausende Jahre – ein Meilenstein der Klimaforschung. Niemand erklärte daraus vorschnell „Kausalität“, sondern nutzte die Daten, um Klimamodelle mit realen Zyklen abzugleichen. Die Theorie des menschengemachten Klimawandels basiert nicht allein auf dieser Korrelation, sondern auf physikalisch messbarer Strahlungswirkung, isotopischen Analysen und global konsistenten Beobachtungen.
Ein Jahr später, 1988, erhielten die Anhänger der angeblich „bestätigten Theorie“ des vom Menschen verursachten Klimawandels Unterstützung. Der NASA-Klimamodellierer James Hansen, der allerdings zuvor auf eine drohende Eiszeit hingewiesen hatte, verkündete nach Aufforderung des Politikers Timothy Wirth und seines aufstrebenden Kollegen Al Gore vor dem US-Senat, er sei „jetzt zu 99 Prozent sicher“, dass der Mensch durch erhöhte CO2-Emissionen für steigende Temperaturen auf der Erde verantwortlich sei.
James Hansen hat 1988 vor dem US-Senat erstmals die klar messbaren Trends von Temperatur, CO₂ und Strahlungsbilanz präsentiert – seine Prognosen waren bemerkenswert genau. Er hatte zuvor keine „Eiszeit“ angekündigt, sondern in den 1970er-Jahren mögliche Szenarien diskutiert, bevor die Erwärmungseffekte überwogen. Hansens Aussage beruhte auf belastbaren NASA-Daten, nicht auf politischer Einflussnahme – die Entscheidung, ihn anzuhören, war eine Reaktion auf wissenschaftliche Evidenz, nicht deren Ursprung.
Medien berichteten daraufhin, „alle Wissenschaftler sind sich einig“ und noch im selben Jahr wurde das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) gegründet. 1993 begründete Timothy Wirth den Vorrang der Politik vor der Wissenschaft: „Wir müssen das Thema „globale Erwärmung“ angehen. Selbst wenn die Theorie der globalen Erwärmung falsch ist, werden wir in Bezug auf Wirtschafts- und Umweltpolitik das Richtige tun.„
Das IPCC wurde 1988 nicht wegen medialem Druck gegründet, sondern um den wissenschaftlichen Kenntnisstand regelmäßig auszuwerten und Regierungen faktenbasiert zu informieren. Wirths Zitat wird systematisch aus dem Zusammenhang gerissen: Er meinte, selbst wenn sich die Risiken als geringer herausstellen sollten, seien saubere Energie, Ressourceneffizienz und Umweltschutz ohnehin sinnvoll. Das ist kein „Vorrang der Politik vor Wissenschaft“, sondern der Ausdruck rationaler Vorsorgepolitik.
Ab 1999 wurden wissenschaftliche Studien mit detaillierten Analysen der Eisbohrkerne in wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht, die alle den zeitlichen Zusammenhang zwischen CO2 und Temperatur bestätigten. Es kam jedoch eine Tatsache ans Licht, die sofort unter den Teppich gekehrt wurde: die Temperaturen folgten nicht dem CO2, sondern das CO2 folgte den Temperaturen. Ein Jahrhundert nach Aufstellung der Vermutung, dass CO2 für Klimaveränderungen verantwortlich sein könnte, wurde die Hypothese durch gemessene Daten widerlegt. Aber diese wissenschaftliche Widerlegung wurde von Wissenschaftlern relativiert und von wahren Klima-Gläubigen ignoriert.
Tatsächlich zeigen Eisbohrkerne, dass in der Erdgeschichte Temperaturanstiege oft zunächst durch Änderungen der Erdumlaufbahn ausgelöst wurden – CO₂ folgte mit Verzögerung. Dieses zusätzliche CO₂ wirkte dann aber als Verstärker und machte aus einem kleinen Impuls eine große Erwärmung. Genau das belegt die Datenlage eindeutig: CO₂ war nicht Auslöser, sondern Rückkopplung und Verstärker – und heute ist es der Antrieb, weil der Mensch es aktiv in die Atmosphäre bläst.
Nach 1999 argumentierten Aktivisten, Wissenschaftler, Journalisten, Politiker, Institutionen, Universitäten, Prominente und alle, die von der Hypothese profitierten, dass das vom Menschen verursachte Kohlendioxid für den angeblich gefährlichen Klimawandel verantwortlich sein müsse, „weil der beobachtete Klimawandel nicht anders durch die Fingerabdrücke natürlicher Einflüsse oder durch die von Klimamodellen simulierte natürliche Variabilität erklärt werden kann“ (IPCC AR5 2013). Al Gore unterstützte 2006 die Täuschung mit seinem Film „An Inconvenient Truth“. Vor allem hat man aber ab 1999 auf einen „Konsens aller Wissenschaftler“ gesetzt, weil es nun kein Zurück mehr gab.
Seit Ende der 1990er-Jahre wurden die Belege für den menschengemachten Klimawandel überwältigend: Temperaturmessungen, Ozeanwärme, Gletscherschmelze, Satellitendaten und CO₂-Isotope zeigen denselben Trend. Der „Konsens“ ist kein politisches Dogma, sondern das Ergebnis tausender begutachteter Studien, die natürliche Ursachen ausschließen. Al Gores Film hat das Thema popularisiert – aber die Fakten stammen aus unabhängiger, global vernetzter Forschung, nicht aus Aktivismus oder Profitinteresse.
Die CO2-Klima-Hypothese läßt sich seit 1999 auf der Grundlage der wissenschaftlichen Methode nicht mehr aufrechterhalten. Aktivistische Wissenschaftler erlangen die Deutungshoheit nur, weil sie sich auf staatlich finanzierte Computermodelle stützen, Kritiker als „Leugner“ diffamieren und die mediale Aufmerksamkeit auf immer neue Teilaspekte einer widerlegten, aber nutzbringenden Klimakatastrophe lenken, die laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung e.V. (PIK) angeblich „seit Fourier 1824, Tyndall 1861, Arrhenius 1896, Callendar 1938 und Hansen 1988 bewiesen“ ist.
Die Klimawissenschaft stützt sich längst nicht nur auf Modelle, sondern auf Millionen realer Messwerte – von der Atmosphäre über die Ozeane bis in die Kryosphäre. Modelle dienen dazu, physikalische Zusammenhänge zu simulieren, nicht zu erfinden, und haben die reale Erwärmung seit Jahrzehnten erstaunlich genau vorhergesagt. Die Forschungsergebnisse von Fourier, Tyndall, Arrhenius und Hansen sind keine „Behauptungen“, sondern experimentell und physikalisch belegte Grundlagen der modernen Atmosphärenwissenschaft.
Wenn durch Beobachtung nur eine Ausnahme von einer Hypothese nachgewiesen werden kann, ist sie im wissenschaftlichen Sinne falsch. Wird diese Widerlegung ignoriert, haben wir es nicht mit Wissenschaft, sondern mit Pseudowissenschaft zu tun. Aus der „großen Tragödie der Wissenschaft, nämlich der Vernichtung einer schönen Hypothese durch eine hässliche Tatsache“ (T. H. Huxley) wurde hinsichtlich der Klimawissenschaft die Farce einer politisch korrumpierten „Klima-Folgen-Wissenschaft“. Paul Watson, ein Mitbegründer von Greenpeace, macht aus diesem Wissenschaftsbetrug auch keinen Hehl: „Es ist egal, was wahr ist, es ist nur wichtig, was die Menschen für wahr halten.“
Kein einziger beobachteter Befund widerspricht der Theorie des menschengemachten Klimawandels – im Gegenteil: Alle relevanten Messreihen bestätigen sie immer wieder. Wissenschaft lebt von Überprüfung und Korrektur, nicht von dogmatischem Festhalten – genau das geschieht in der Klimaforschung seit Jahrzehnten transparent. Das Watson-Zitat ist verfälscht; es stammt aus einer Medienschelte und hat nichts mit Klimawissenschaft zu tun – sein Einsatz hier ist ein klassisches Manipulationsmuster pseudowissenschaftlicher Rhetorik.
Der US-amerikanische Atmosphärenphysiker am MIT, Richard S. Lindzen, sieht die Konsequenz dieser historischen pseudowissenschaftlichen Täuschung wie folgt: „Es wird als der größte Massenwahn der Geschichte in Erinnerung bleiben, dass eine Zeit lang geglaubt wurde, dass CO2, der Grundbaustoff allen Lebens, ein gefährliches Gift sei.“ So wie die Deutschen die absurde Eugenik-Hypothese bis zu ihrem bitteren und furchtbaren Ende durchgesetzt haben, scheinen es wieder die Deutschen zu sein, die die absurde CO₂-Klima-Hypothese bis zu ihrem bitteren und furchtbaren Ende durchsetzen werden.
Lindzen gehört zu den wenigen Physikern, deren Thesen seit Jahren durch Daten widerlegt und von der Fachwelt kaum noch rezipiert werden. CO₂ ist selbstverständlich kein „Gift“, sondern in hohen Konzentrationen ein Klimatreiber – seine physikalische Wirkung auf die Strahlungsbilanz ist präzise messbar. Der Vergleich mit Eugenik ist eine geschmacklose Relativierung historischer Verbrechen und zeigt, dass es dem Autor nicht um Wissenschaft, sondern um ideologische Provokation geht.
Junge Menschen werden eines Tages wieder fragen: Was hat gerade gebildete Menschen dazu gebracht, zu behaupten oder zu glauben, dass durch die Besteuerung des überlebenswichtigen Spurengases CO2 ein zyklisch wiederkehrendes Klima-Optimum nicht nur verhindert werden könne, sondern auch verhindert werden müsse? Werden die Verantwortlichen – staatlich finanzierte Wissenschaftler, Universitäten, akademische Institutionen, öffentlich-rechtliche Medien, Politiker, Gerichte, Lobbyisten und Mitläufer – nach dem Zusammensturz des Kartenhauses wieder jede Schuld von sich weisen?
CO₂ ist lebensnotwendig für Pflanzen, aber in der Atmosphäre in zu hoher Konzentration ein Wärmetreiber – die Dosis macht das Gift. Eine Bepreisung von Emissionen soll nicht das Klima „verhindern“, sondern gefährliche Veränderungen stabilisieren und lenkt Innovationen in saubere Technologien. Junge Menschen werden später nicht fragen, warum wir gehandelt haben – sondern warum so viele so lange gezweifelt haben, obwohl die Fakten klar waren.
Ist der menschengemachte Klimawandel ein Schwindel?
Die Antwort auf die Ausgangsfrage, ob der menschengemachte Klimawandel ein Schwindel ist, ist angesichts der Erwiderungen einfach: Nein, es handelt sich weder um einen Schwindel, noch um eine Gelddruckmaschine, noch um sonstigen Betrug. Der menschengemachte Klimawandel ist eine heftige Tatsache, mit der wir uns auseinandersetzen müssen. Leider.
Das Gute ist: Obwohl 1,5 Grad mehr – also das Ziel vom Pariser Klimaabkommen – nicht mehr erreichbar sind, sind durch Speed & Scale und disruptive Innovationen immer noch Hoffnungen da, das Schlimmste abzuwenden.