Werbung

KBA erlaubt autonome Testfahrten von Motor Ai

Cleantech-Startup aus Berlin setzt auf KI-Methode „Aktive Inferenz“

Ein weißer Mercedes EQV mit der Aufschrift „Motor“ navigiert durch Berlin – gesteuert von einer Künstlichen Intelligenz, die Entscheidungen trifft wie ein menschliches Gehirn. Das Berliner Startup Motor Ai hat die Genehmigung des Kraftfahrt-Bundesamts (KBA) erhalten, seine innovative Technologie für autonomes Fahren bundesweit auf öffentlichen Straßen zu testen. Mit einem neuartigen Ansatz namens Aktive Inferenz und zügigen Fortschritten positioniert sich Motor Ai als spannender Akteur in der Mobilitätswende – ohne dass klar ist, welche Technologie sich letztlich durchsetzen wird.

Aktive Inferenz: Entscheidungen wie im menschlichen Gehirn

Das Unternehmen setzt auf Aktive Inferenz, eine KI-Methodik, die vom britischen Neurowissenschaftler Karl Friston entwickelt und in seinem Buch 2022 beschrieben (*Affiliate Link) wurde. Sie orientiert sich an den Entscheidungshierarchien des menschlichen Gehirns, indem sie Verkehrssituationen in Echtzeit analysiert, die Bewegungen aller Verkehrsteilnehmer prognostiziert und optimale Fahrmanöver generiert – auch in unbekannten Szenarien. Anders als datenintensive Ansätze arbeitet Aktive Inferenz nach dem Free Energy Principle, was den Rechenaufwand reduzieren und die Energieeffizienz verbessern soll.

„Unsere Inspiration ist das menschliche Gehirn. Es muss nicht eine Million Fotos anschauen, um einen Hund von einer Katze zu unterscheiden“, erklärt Prof. Sebastian Stober von der Universität Magdeburg, der Grundlagenforschung zu dieser Technologie betreibt. Ein weiterer Vorteil nach Angaben Stobers: Die Entscheidungen der KI sind nachvollziehbar, was für Regulierungsbehörden, Versicherungen und Gerichte essenziell sein könnte.

Rasante Fortschritte: Von Tegel auf die Straße

Nach tausenden Testrunden auf dem ehemaligen Flughafen Tegel testet Motor Ai seit Ende April 2025 seinen Van mit einem Sicherheitsfahrer auf Berliner Straßen. Ausgestattet mit einem vollständigen Sensor-Stack – Lidar, Radar, Kameras, Mikrofone, GPS und Ultraschall – erfasst das System die Umgebung in einer 3D-Vogelperspektive, selbst bei Dunkelheit oder Nebel. Die KI fährt zuverlässig in der Spurmitte, hält Geschwindigkeitsbegrenzungen exakt ein und ist auf deutsche Verkehrsregeln programmiert, wie die WirtschaftsWoche berichtet.

„Wir wollen ein deutsches System auf unsere Straßen bringen, denn autonomes Fahren ist kritische Infrastruktur“, sagt Motor Ai-Mitgründer Roy Uhlmann. Das Team aus knapp 100 Mitarbeitern, darunter ehemalige Studierende von Prof. Stober, arbeitet an der Qualifikation für Level 4, wofür das System maximal einen Fehler in einer Milliarde Fahrstunden machen darf.

Andere Wege: Wayve und Tesla

Motor Ai ist nicht allein im Rennen um autonomes Fahren. Das britische Cleantech-Startup Wayve nutzt generative KI, um Fahrten zu simulieren und Trainingsprozesse zu beschleunigen, und sammelte kürzlich 1,05 Milliarden Dollar. Tesla setzt auf Kameras und neuronale Netze, die ebenfalls versuchen, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachzubilden.

Allerdings basieren Teslas neuronale Netze auf Deep Learning, das große Datenmengen und Trainingskilometer benötigt, um Muster zu erkennen, und in schwierigen Bedingungen wie Nebel oder Dunkelheit an Grenzen stoßen kann. Die Kombination aus Aktiver Inferenz und vielfältigen Sensoren verfolgt einen anderen Ansatz, doch ob dieser überlegen ist, bleibt offen. Denn Tesla-CEO Elon Musk hat sich bewusst aus Preisgründen gegen zu viel Sensorik entschieden.

„Was Roy Uhlmann, Adam Bahlke und ihr Team bei Motor Ai zu einem Bruchteil der Kosten im Vergleich zu US-amerikanischen Wettbewerbern erreicht haben, ist wirklich herausragend. Ihr Ansatz mit aktiver Inferenz ist einzigartig und bedeutet, dass ihr System keine Millionen von Trainingskilometern benötigt.“
Christian Vollmann, Serien-Gründer und Business Angel bei Motor Ai

Berliner Innovation: Ein Hoffnungsträger ohne Gewissheit

Seit der Gründung 2013 entwickelt Motor Ai seine Technologie unabhängig von der etablierten Autoindustrie. Mit Investitionen in zweistelliger Millionenhöhe, unter anderem von Segenia Capital, IBB Ventures und der ehemaligen Ministerin Brigitte Zypries, scheint das Cleantech-Unternehmen gut aufgestellt. Die erklärbaren Entscheidungen der KI und die Einhaltung strenger deutscher Sicherheitsstandards machen Motor Ai zu einem vielversprechenden Akteur.

„Das ist #deeptech #innovation für kritische Infrastruktur made in Germany“, betont Christian Vollmann. Dennoch bleibt unklar, wie gut Aktive Inferenz in komplexen Verkehrssituationen generalisiert. „Die ultimative Frage ist, wie gut das Modell neue Situationen verallgemeinert“, sagt Prof. Stober.

Vision: Nachhaltige Mobilität ohne Vorreiter-Garantie

Motor Ai plant, autonome Busse und eine Robotaxi-Flotte einzusetzen, um die Mobilität effizienter und inklusiver zu gestalten, besonders in ländlichen Regionen. Die energieeffiziente KI und der Fokus auf Transparenz könnten die strengen deutschen Regularien erfüllen. Doch ob Aktive Inferenz, Deep Learning oder ein anderer Ansatz die Zukunft des autonomen Fahrens prägt, ist unklar.

Fazit: Berlin als Labor für die Mobilitätswende

Das Berliner Cleantech-Unternehmen zeigt, wie schnell die Entwicklung KI-gestützter Mobilität voranschreitet. Mit Aktiver Inferenz bringt das Startup eine vielversprechende Alternative zu neuronalen Netzen und anderen Ansätzen auf die Straße, ohne dass klar ist, welche Technologie dominieren wird. Berlin bleibt ein Hotspot für Mobilitätsinnovation – und Motor Ai ein spannendes Beispiel für europäischen Pioniergeist.

2960749d18b24affbdcba041a352e7ab
Hinterlasse eine Antwort

Ihre Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.