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Siemens Energy: Elektrolyseure, wasserstofffähige Turbinen und Windkraft für die Transformation

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DAX-Konzern verhandelt mit dem Staat und Banken, sowie dem Mutterkonzern über Garantien.

Siemens Energy, ein Unternehmen der Energietechnik-Branche, strebt momentan staatliche Garantien an, um zukünftiges Wachstum sicherzustellen. Als führender Anbieter im Bereich der Offshore-Windkraft und Hersteller von Elektrolyseuren zur Wasserstoffherstellung sowie anderer Komponenten wie H2-ready Gasturbinen und HGÜ-Stromleitungen, ist das Technologieunternehmen ein wesentlicher Akteur, der für die notwendige Transformation unverzichtbar ist. Doch jetzt braucht das Unternehmen staatliche Garantien oder Bürgschaften, um künftiges Wachstum abzusichern.

Das börsennotierte Unternehmen Siemens Energy AG ist ein Energiekonzern, der sowohl klassische fossile als auch zunehmend erneuerbare Energieprojekte vorantreibt. Im Bereich der Offshore-Windturbinen – ganz klar regeneratives Geschäft – ist das Unternehmen mit seiner Tochter Siemens Gamesa Renewable Energy Weltmarktführer. Noch. Denn die chinesische Konkurrenz lauert darauf, mehr Projekte in Europa zu übernehmen. Wie MingYang beispielsweise.

In Bezug auf Technologien für das Energiesystem deckt kein anderes europäisches Unternehmen eine vergleichbar breite Palette ab. Das Unternehmen bietet Lösungen für Umspannwerke, Netztechnik, Windkraftanlagen und Komponenten für Offshore-Konverterstationen an. Darüber hinaus sind auch Batteriegroßspeicher, Elektrolyseure und zukünftig wasserstofffähige Gasturbinen Teil des  Angebots. Lediglich Solarenergie und Wasserkraft fehlen im Sortiment.

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Bei Gasturbinen verfügt der Energiespezialist über einen Weltmarktanteil von satten 44 Prozent – und ist damit hinter GE die klare Nummer 2. Bei Stromnetztechnik, also Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungs-Lösungen, gilt Siemens Energy als Marktführer. Während die gleiche Rolle für die Offshore-Windenergie zutrifft, ist Gamesa als Windtochter bei Windkraftanlagen an Land immerhin die Nummer 3.

Das Energieunternehmen ist neben dem Windsektor, in dem es nicht rund läuft, ein wichtiger Treiber der Wasserstoff-Wirtschaft, die ganz langsam an Fahrt gewinnt. So ist es im Projekt HYFLEXPOWER gerade gelungen, eine Wasserstoffturbine mit 100 Prozent erneuerbarem Wasserstoff zu betreiben. Ein Meilenstein für die Dekarbonisierung der Industrie, aber gleichzeitig auch für das Ziel Deutschlands, mit Wasserstoff eine strategische Langzeitreserve zu schaffen.

Siemens Gasturbinen für innovatives Heizkraftwerk

Seit einigen Monaten ist in Leipzig ein neues, weithin beäugtes Kraftwerksprojekt abgeschlossen worden. Das Heizkraftwerk Leipzig Süd ist heute bereits eines der emissionsärmsten Gasturbinenkraftwerke der Welt – und soll zügig auf mehr als 90 Prozent Wasserstoffnutzung umgestellt werden. Das Herzstück der Anlage bilden zwei Gasturbinen mit jeweils 62,5 MW elektrischer Leistung. Der Abgasstrom der Turbinen wird in den nachgeschalteten Heißwassererzeugern genutzt, um jeweils 81,5 MW thermische Leistung für die Wärmeversorgung der Leipziger Bürger bereitzustellen.

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Möglich macht es die Kombination aus Gasturbinen samt modernster Brennertechnologie und Heißwassererzeugern plus dazugehörigen Katalysatoren, wie die Stadtwerke Leipzig auf ihrer Webseite betonen. Dies führe im Betrieb zu minimalen Stickstoffoxid- und Kohlenmonoxid-Emissionen.

Elektrolyseure: Serienproduktion in Berlin gestartet

Die Strategie der Bundesregierung sieht zehn Gigawatt heimische Erzeugungskapazität für Wasserstoff bis 2030 vor. Die Zeit rast. Umso wichtiger, dass ein solcher Akteur neben anderen Akteuren wie Nucera von Thyssenkrupp oder Sunfire, baldmöglichst in die Serienfertigung von Elektrolyseuren einsteigt. In Berlin hat Siemens Energy Anfang November 2023 die Serienfertigung zusammen mit Air Liquide gestartet.

Die jährliche Produktionskapazität beginnt bei PEM-Elektrolyseuren mit einem Gigawatt Kapazität. Bis 2025 wollen die Projektpartner dieses Volumen verdreifacht haben. Diese Kapazität würde für ungefähr 300.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr ausreichen. Daneben werden auf 2.000 Quadratmetern auch Elektrolyse-Stacks (das Herzstück der Technologie) für andere Unternehmen hergestellt.

Die beiden Cleantech-Unternehmen haben eine gemeinsame Pipeline für Aufträge. Ein erster Auftrag, der mit der Serientechnologie aus Berlin bedient werden wird, ist ein 200 Megawatt-Elektrolyseur-Projekt in Frankreich (Port-Jérôme). Auch mit dem Cleantech-Unternehmen HH2E arbeitet der Konzern zusammen.

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Siemens Energy hat Aufträge in Höhe von 109 Milliarden Euro in der Pipeline. Dazu zählen auch solche im Bereich Elektrolyseure – nach Angaben des Unternehmens kommt mittlerweile „Bewegung in den Markt“. So gibt es Aufträge von Orsted über 70 Megawatt, womit CO2-neutraler Schiffskraftstoff produziert werden soll. Air Liquide hat 200 Megawatt Elektrolyse bestellt. Und auch in Chile hat das börsennotierte Unternehmen Aufträge ergattert – von HIF Global im Umgang von 1,8 Gigawatt. Dort produziert auch Porsche auf umstrittene Weise E-Fuels.

Debatte um Garantien: Siemens Energy will Wachstum absichern

Siemens Energy - Windtochter Gamesa

Doch Siemens Energy hat neben der hervorragend laufenden Sparte „Power and Generation“ auch ein Problemfeld: Die Windkraft. Seit der Abspaltung von Siemens vor drei Jahren häufen sich die Probleme, weshalb der Gesamtkonzern bislang auch keine Gewinne ausweisen konnte. Im Kern geht es um Qualitätsprobleme bei einem Anlagentyp im Bereich Onshore-Windkraft, der nun zu hohen Wartungskosten und Reparaturen führt.

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Dass diese Probleme bislang nicht in den Griff zu bekommen sind – obwohl Energy das Joint Venture Siemens Gamesa komplett übernahm – ist ein schlechtes Zeichen. Denn hierdurch hat das Unternehmen nicht nur massiv an Börsenwert eingebüßt, sondern auch sein ohnehin schon schlechtes Kreditranking noch weiter dezimiert. Derzeit nimmt Energy nach eigener Aussage kaum noch Offshore-Aufträge an, und hat Onshore-Vertrieb vorübergehend ausgesetzt.

Die Folge der einerseits herausragend gefüllten Pipeline und des andererseits verschlechterten Ratings ist, dass das Unternehmen nun zusätzliche Lösungen braucht, um Großaufträge mit notwendigen Garantien abzusichern. Hierzu laufen, so wurde es vergangene Woche öffentlich, auch Verhandlungen mit dem Bundeswirtschaftsministerium. Sogar Bundeskanzler Olaf Scholz hat die strategische Bedeutung des Unternehmens für die Transformation betont.

Garantien werden nur selten abgerufen

Am vergangenen Wochenende gab es laut Handelsblatt eifrige Verhandlungsrunden zwischen Banken, dem Bund und den beiden Unternehmen, um Garantien zu bekommen. Dabei geht es darum, die gut gefüllte Pipeline von Aufträgen etwa in den Bereichen Gasturbinen und Stromrichterstationen abzusichern. Mit Garantien, die gewöhnlich von Banken gegeben werden, geht es darum, bestimmte Verbindlichkeiten während des Bauprozesses von Großprojekten erfüllen zu können.

Seit Bekanntwerden der Verhandlungen melden sich trotz unklarer Faktenlage etwa die angeblich wirtschaftspolitisch bewanderte Oppositionspolitikerin Alice Weidel oder Forscher Clemens Fuest zu Wort.

Weidel findet auf der Plattform X, es dürfe keine Haftung für „Energiewende-Wahnsinn“ geben. Damit ist sie so unseriös und populistisch wie immer unterwegs. Einerseits beklagt sie eine angebliche Deindustrialisierung Deutschlands, andererseits würde sie den wichtigen Akteur der Transformation ohne mit der Wimper zu zucken in die Pleite rennen lassen.

Allerdings, und da bringt Energieökonomin Prof. Claudia Kemfert Seriosität in die Debatte: Selbst wenn die Windsparte aufgegeben würde, würde das Unternehmen gar nicht in Insolvenzgefahr geraten. Denn einerseits ist man insgesamt gut aufgestellt, andererseits haftet der Mutterkonzern Siemens für die ausgegründete Firma in den fünf Jahren nach dem Börsengang.

Aus Sicht von Clemens Fuest vom ifo-Institut, ist die Lage ganz klar: Aktionäre und andere Stakeholder sollten auf Ansprüche verzichten: „Siemens Energy bittet wegen hoher Verluste im Windkraftgeschäft um Staatshilfe. Ifo-Präsident Clemens Fuest hat dafür kein Verständnis. Nicht der Steuerzahler sollte für die Sanierung des Konzerns aufkommen, sondern Gläubiger und Aktionäre auf Ansprüche verzichten.“

Garantien werden kommen, Energy wird wachsen

Die Art der Garantien in Milliardenhöhe, die das Unternehmen von der Konzernmutter, von Banken und eventuell dem Staat fordert, werden übrigens nach Reuters-Informationen nur in 0,2 Prozent der Fälle wirklich in Anspruch genommen.

Entscheidend für eine Unterstützung des Staates mit Garantien oder Bürgschaften ist aber, dass Siemens sich nicht aus der Verantwortung stiehlt. Hieran scheitert eine schnelle Einigung ja derzeit. Aber das Thema wird sich auflösen – und der Transformation wird ein wichtiger Akteur in all seiner Breite erhalten bleiben.

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Quelle Siemens Energy MDR manager-magazin
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