Balkonkraftwerk Ratgeber: Tipps und Tricks rund um die Energiewende-Technologie

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Der Schwerpunkt zu Balkonkraftwerken beantwortet Fragen zur Energiewende-Technologie, und hilft beim Einstieg ins Thema.

Solarmodule am Balkon sind für Mieter und andere Verbraucher ohne eigenes Dach die ideale Möglichkeit, an der Energiewende zu partizipieren und eigenen Strom ganz einfach über die Steckdose zu erzeugen. Dieser Balkonkraftwerk Ratgeber ist Unterstützung für jeden, der mit einem Kauf einer Mini-Solaranlage für Balkon, Fassade oder Flachdach liebäugelt. Auf den folgenden Seiten gibt es Tipps & Tricks, aber auch ganz viele Fakten rund um die Mini-Solaranlagen – etwa über Zuschüsse für die Anschaffung durch einzelne Kommunen oder notwendiges Zubehör wie etwa eine Halterung.

Dächer mit Photovoltaikanlagen sind im Zuge der Energiewende zu erneuerbaren Energiequellen zum gewohnten Bild geworden. Doch vom Strom vom eigenen Dach profitierten lange vor allem Eigentümer von Einfamilienhäusern – Mieter und Wohnungsbesitzer aber nicht. Seit 2021 ändert sich das im großen Stil: Immer mehr Anbieter bringen entsprechenden Kraftwerke auf den Markt und ermöglichen damit auch endlich Mietern, so richtig bei der Energiewende mitzumischen und steigenden Stromkosten etwas entgegen zu setzen.

Es gibt unzählige Namen und Bezeichnungen für das Balkonkraftwerk, aber der Original-Begriff, der vom Ingenieur und Youtuber Holger Laudeley aus Ritterhude geprägt wurde, ist besonders eingängig. Denn es geht um Solarmodule mit auf der Rückseite verbautem Wechselrichter, die an Balkonen befestigt werden und unmittelbar über eine Balkonsteckdose mit handelsüblichem Schuko-Stecker Strom von der eigenen Anlage ins Hausnetz einspeisen.

Die Zeiten, in denen die stromerzeugenden Haushaltsgeräte als Guerilla-PV und somit nur halb legal Strom erzeugen konnten, sind mittlerweile vorbei. Aber bürokratische Hemmnisse machen beispielsweise bis heute die Anmeldung beim Netzbetreiber und vor allem im Marktstammdatenregister kompliziert statt einfach. Dabei sollte die Einfachheit einer der entscheidenden Vorteile sein. Bislang bremste das Normungsgremium des VDE, DKE, einfache Regeln aus.

Doch es gibt die Hoffnung, dass sich in 2023 ein kleines bißchen was im Sinne der Verbraucher bewegt, weshalb ein Boom der Steckersolargeräte ausgebrochen ist. Der Branchenverband VDE (Verband für Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) hat ein Positionspapier veröffentlicht, in dem er sich genau für eine Vereinfachung der Regeln rund um Stecker-Solargeräte einsetzt. Und auch die Bundesnetzagentur ist für einfache Nutzung vom Balkonkraftwerk, benennt den Schuko-Stecker als Standardlösung.

Was ist ein Balkonkraftwerk?

Ein solches Balkonkraftwerk ist eine einfach zu installierende Mini-Solaranlage, die an Balkonen per Halterung befestigt oder Terrassen und Flachdächern aufgeständert wird. Der erzeugte Strom kann nach Umwandlung durch einen Wechselrichter unmittelbar im Haushalt verwendet werden, was die Stromkosten reduziert. Im Gegensatz zu größeren Photovoltaikanlagen sind Balkon-Solaranlagen nicht dafür ausgelegt, Strom ins Netz einzuspeisen.

Aufgrund geringer Größe und Einfachheit der Installation können auch Laien problemlos kleine Solaranlagen installieren und etwa im Garten aufstellen oder die Anlage auf einem Flachdach montieren. Die Stecker-Solargeräte sind elektrische Haushaltsgeräte und können bei einem Umzug mitgenommen werden. Allerdings gibt es oftmals Diskussionen mit dem Vermieter, wie etwa dieser Rechtsstreit zeigt.

Viele Aspekte rund um Vorteile und Nachteile der Solaranlagen für den Balkon liefert dieser Beitrag.

Wie funktionieren Stecker-Solaranlagen?

Steckersolargeräte sind eine großartige Möglichkeit für Verbraucher, sauberen und grünen Strom zu erzeugen. Normalerweise werden sie als Set oder Komplettpaket angeboten, bestehend aus einem oder wenigen Solarmodulen, einer Halterung und einem Wechselrichter. Einige Hersteller liefern sogar Zubehör zur Anbringung oder Aufständerung mit.

Balkonkraftwerke funktionieren, in dem sie den am Solarmodul erzeugten Solarstrom direkt ins Hausnetz zur Verwendung einspeisen. Hierzu ist auf der Rückseite des Balkonkraftwerks ein Wechselrichter montiert.

Energiewende-Experte Erfinder Holger Laudeley erklärt, wie die Mini-Solaranlagen funktionieren. (Balkonkraftwerk-Vertrieb)

Der produzierte Strom kann entweder direkt verbraucht oder in einem Speicher zwischengespeichert werden, um später genutzt zu werden. Wenn beides nicht passiert, fließt der Strom aus dem Hausnetz ins öffentliche Netz und kann von anderen Verbrauchern genutzt werden.

Wo gibt es die Mini-Solaranlage zu kaufen?

Die Mini-Solaranlage für die Steckdose ist so populär geworden, dass sie mitsamt Wechselrichter und sonstigem Zubehör praktisch an jeder Hausecke angeboten werden. Seit 2023 sind neben Baumärkten (wie hagebau oder OBI) und den großen Online-Händlern (wie Amazon, Ebay oder Euronics) sowie klassischen Startups, die sich darauf spezialisiert haben, auch Discounter (wie Netto und Lidl) in das Geschäft mit der Lieferung solcher Sets bzw. Anlagen eingestiegen. Diese können die Kleinkraftwerke durch Größenvorteile günstig anbieten, wobei es erhebliche Qualitätsunterschiede gibt.

Die großen, spezialisierten Händler wie Yuma, Priwatt oder Laudeley Betriebstechnik bieten gewöhnlich ein fertiges Set an, und teilweise zusätzlich auch Services, um etwa bei der Anmeldung der Steckersolargeräte zu helfen. Enthalten in einem solchen Set ist dann neben einem passenden Kabel auch weiteres Zubehör wie eine Halterung oder Aufständerung.

Günstige Komplettpakete mit dem notwendigen Zubehör für kleines Geld gibt es bei den genannten Anbietern zu Preisen ab 450 Euro. Sets mit zwei Solarmodulen gibt es etwa bei Amazon für 650 Euro oder bei Spezialanbieter Priwatt ab 900 Euro.

Befreiung von der Mehrwertsteuer

Die Politik hat die Bedeutung von Stecker-Solargeräten für die Energiewende der Mieter und Wohnungsbesitzer erkannt. Eine solche Anlage ist vor allem psychologisch wichtig, weil Menschen damit an Solar herangeführt werden, und auch als Mieter an der Energiewende teilhaben können. Zum Jahreswechsel senkte der Gesetzgeber die Mehrwertsteuer auf Photovoltaikanlagen und Steckersolargeräte auf 0 Prozent (vorher 19 Prozent).

Mittlerweile gibt es Balkonkraftwerke auch an Tankstellen, beim Discounter oder im Baumarkt. Allerdings hält nicht jedes Angebot, was es verspricht – dieses Aldi-Angebot und das von Netto habe ich intensiv analysiert. Und was taugt eigentlich dieses 830-Watt-Angebot und das BKW von Anker?

Lohnt sich ein Kraftwerk am Balkon?

Priwatt Balkonkraftwerk Ertragsrechner

Die Verbraucherzentrale Niedersachsen hat analysiert, dass sich Stecker-Solargeräte fast immer lohnen. Allerdings hängt es vom Standort, dem Preis und dem Nutzungsverhalten ab, wie lange es dauert, bis sich die Anschaffung der Energiewende-Technologie amortisiert hat. Als Beispiel kann ein typisches Stecker-Solarmodul mit einer Größe von etwa 1 x 1,70 Metern und einer Leistung von ungefähr 300 Watt genommen werden. Wenn es optimal ausgerichtet ist, kann es etwa 200 bis 280 Kilowattstunden Strom pro Jahr liefern.

Zwei Module liefern mehr Leistung und daher die doppelte Menge Strom. Mit einer Leistung von 560 Watt und einem Strompreis von 40 Cent pro Kilowattstunde können jährlich bis zu 200 Euro eingespart werden, so dass sich die Anschaffung bereits nach einigen Jahren rechnet. Die Geräte haben eine lange Lebensdauer und können oft 20 Jahre oder länger genutzt werden.

Wer sich individuell ausrechnen möchte, wie schnell sich sein Kraftwerk am Balkon amortisieren kann, findet bei Priwatt einen Ertragsrechner. Mehr zur Nutzung als Garten Solaranlage gibt es hier.

Förderung von Ländern und Kommunen

Einige Kommunen und Bundesländern bieten Förderprogramme für kleine Solaranlagen und somit Zuschüsse zum Kauf. Eines der bekanntesten und mit besonders viel Geld ausgestatteten Programme ist SolarPlus des Landes Berlin.

Ein paar Tipps & Tricks können zu der Förderung von Ländern und Kommunen in diesem Ratgeber aber nicht schaden. So ist zu beachten, dass manche der kommunalen Programme sehr schnell ausgeschöpft sind. Teilweise innerhalb weniger Stunden. Es gilt also, schnell zu sein oder einen Antrag einzureichen, aber nicht mit dem Zuschuss zu planen.

Wie steht es um die Sicherheit?

Wenn die mitgelieferten Mikro-Wechselrichter zertifiziert sind, erfüllen sie die Anforderungen, die auch für herkömmliche Photovoltaikanlagen gelten und sind somit sicher. Für Stecker-Solargeräte gibt es derzeit nur einen Entwurf für eine Produktnorm (VDE V 0126-95), die noch in Entwicklung ist. Allerdings bietet das Siegel der DGS, die bereits vor längerer Zeit einen Sicherheitsstandard festgelegt hat, eine Orientierung. Verbraucherschützer empfehlen außerdem, beim Kauf darauf zu achten, dass das Gerät der Norm VDE-AR-N 4105 entspricht.

Die DEVK und andere Versicherungen bieten eine entsprechende Versicherung für Balkonkraftwerke an.

Wichtiger Tipp: An eine Steckdose sollte immer nur ein einziges Stecker-Solargerät (mit 600 bzw. 800 Watt Leistung) oder ein Wechselrichter angeschlossen werden. Das Koppeln mehrerer Geräte über eine Mehrfachsteckdose ist gefährlich.

Vermieter und Eigentümergemeinschaften

Laut Verbraucherzentrale ist für die Installation von Solarmodulen auf dem Dach oder an der Fassade eines Mietshauses keine Genehmigung des Vermieters erforderlich, solange keine grundlegenden baulichen Änderungen vorgenommen werden. Allerdings empfehlen die Verbraucherschützer, den Vermieter über das Vorhaben zu informieren. In einer Eigentümergemeinschaft (WEG) muss eine Mehrheit der Eigentümer der Installation der Solaranlage zustimmen. Das kann mitunter eine haarige Angelegenheit werden.

Um sicherzustellen, dass die Solarmodule auch bei starkem Wind sicher durch eine Haltung befestigt sind, müssen sie sturmfest montiert werden. Zusätzlich können denkmalgeschützte Gebäude weitere Vorgaben für die Installation von Solarmodulen haben, um das Erscheinungsbild des Hauses zu erhalten.

Eintragung im Marktstammdatenregister, Anmeldung beim Netzbetreiber

Die gute Nachricht beim Thema Anmeldung der Nutzung ist: Es gibt mittlerweile gute Musterschreiben, die nur angepasst werden müssen. Dabei gilt grundsätzlich bis zu einer Grenze von 600 Watt Wechselrichterleistung eine vereinfachte Anmeldung beim Netzbetreiber. Diese erfolgt nach der Montage und kann vom Laien übernommen werden. Erst bei mehr als 600 Watt braucht es einen Elektriker dafür (noch).

Schritt für Schritt wird Balkonkraftwerk anmelden hier in unserem weiterführenden Beitrag erläutert.

Künftig dürfte die doch recht bürokratische Anmeldung beim Maktstammdatenregister wegfallen und durch eine sehr einfache Lösung ersetzt werden. Noch gilt aber die bisherige rechtliche Lage.

Stromzähler: Was ändert sich?

Momentan ist es so, dass der Stromzähler sich nicht rückwärts drehen darf. Normalerweise passiert das auch nicht, da die eingespeiste Strommenge von Stecker-Solargeräten zu gering ist. Wenn man jedoch nur einen Einrichtungszähler hat, muss man einen Stromzähler mit Rücklaufsperre oder einen Zweirichtungszähler installieren lassen.

Die Umrüstung wird in der Regel vom Netzbetreiber durchgeführt. Es könnte jedoch bald Änderungen geben: Der VDE fordert in seinem Positionspapier, dass Mini-PV-Anlagen mit einer Gesamtleistung von bis zu 800 Watt in Zukunft mit jedem Zählertypen betrieben werden dürfen. Das würde bedeuten, dass die Zähler im Ausnahmefall auch rückwärts laufen dürften.

Steigt die Bagatellgrenze auf 800 Watt?

In Zukunft ist davon auszugehen, dass die Bagatellgrenze für diese Solaranlagen auf eine Leistung vom Wechselrichter von 800 Watt steigen wird. Ein passendes Angebot hierzu hat der Anbieter Priwatt geschnürt – mehr dazu hier. Auch bei Amazon sind ähnliche Angebote mit 800 Watt Leistung, Halterung und sogar Speicher zu finden. Wirtschaftsminister Habeck setzt sich für die 800-Watt-Grenze ein.

Auf den folgenden Seiten beantwortet Cleanthinking u.a. Fragen aus Sicht der Verbraucher, die am Balkon Strom erzeugen möchten. Ein kleines bißchen Stöbern lohnt sich also garantiert.

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  1. John sagt

    Schade, dass auch „Cleanthinking“ den, technisch gesehen, völlig überkandidelten, irrwitzigen Begriff „Balkonkraftwerk“ für diese Art der Stromerzeuger verwendet.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo John,

      wirklich schön, dass Du hier gelandet bist. Ich hoffe, Du fühlst Dich gut informiert.

      Danke und herzliche Grüße,
      Martin Jendrischik

  2. Marco Richter sagt

    Wird wirklich Zeit, dass der Gesetzgeber die Bürokratie rund um Balkon-PVs entwirrt. Was einem da – zumal als Mieter mit Balkon – zugemutet wird, ist wirklich weder zeitgemäß noch zielführend.

  3. Gittaca sagt

    Der Link „Priwatt geschnürt – mehr dazu hier“ enthält offenbar den Link-Text, nicht die URL/src.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Vielen Dank für den Hinweis. Ist geändert. Hier der Weg zum Artikel: https://www.cleanthinking.de/800-watt-bagatellgrenze-priwatt/

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