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19 Wärmepumpen-Mythen und Irrtümer rund um die effiziente Heizung

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Stammtisch-Parolen und Wärmepumpen-Mythen entlarvt. Saubere Fakten 2.

Die Wärmepumpe setzt sich als Methode zum effizienten und erneuerbaren Heizen derzeit in vielen Regionen der Welt als wichtigste Lösung durch. Aber rund um die Technologie ranken sich Wärmepumpen-Mythen, Irrtümer, Stammtisch-Parolen und Vorurteile, die allesamt leicht zu widerlegen sind. Im zweiten Teil der Serie „Saubere Fakten“ geht es genau um solche Irrtümer und deren Wahrheitsgehalt. „Saubere Fakten 1“ ist hier zu finden.

Die weltweiten Verkäufe von Wärmepumpen haben entgegen der Wärmepumpen-Mythen haben im Jahr 2022 um 11 Prozent zugenommen. Es ist das zweite Jahr in Folge mit zweistelligen Wachstumsraten für diese zentrale Technologie für die Umstellung auf erneuerbares Heizen. Hohe Erdgaspreise sorgen für politische Unterstützung und Anreize zum Kauf von Wärmepumpen. In Europa stiegen die Verläufe um fast 40 Prozent – die Luft-Wasser-Wärmepumpe legte sogar um fast 50 Prozent zu.

In den USA gab es mehr Wärmepumpenverkäufe als solche von Gasöfen. In China, dem weltweit größten Markt für Wärmepumpen, blieben die Verkäufe trotz einer allgemeinen Verlangsamung der Wirtschaft stabil. Weltweit decken Wärmepumpen, wenn sie als Hauptheizgerät verwendet werden, heute etwa 10 Prozent des Heizbedarfs in Gebäuden ab. Dies entspricht über 100 Millionen Haushalten, was bedeutet, dass heute jeder zehnte Haushalt, der eine bedeutende Heizung benötigt, von Wärmepumpen versorgt wird.

Welche Vorteile und Nachteile haben Wärmepumpen? Infos dazu hier.

Um mit allen bestehenden nationalen Energie- und Klimaversprechen weltweit in Einklang zu stehen, müssen Wärmepumpen bis 2030 fast 20% des globalen Heizbedarfs in Gebäuden decken. Die Welt ist fast auf Kurs, um diesen Meilenstein zu erreichen, wenn neue Installationen weiterhin weltweit in ähnlichem Tempo zunehmen wie in den letzten beiden Jahren. Die Verkäufe müssen jedoch in diesem Jahrzehnt um weit über 15 Prozent pro Jahr expandieren, wenn die Welt bis 2050 netto null Emissionen erreichen will.

Widerspruch: Wärmepumpen-Mythen und -Irrtümer entlarvt

Trotz dieses gewaltigen, kommerziellen Erfolgs der Wärmepumpe gibt es eine Vielzahl von Wärmepumpen-Mythen, die sich durch mediale und virale Verbreitung in den Köpfen potenzieller Käufer festsetzen. Die wesentlichen Mythen und Vorurteile rund um die Technologie werden hier entlarvt:

Mythos 1: „Wärmepumpen funktionieren nicht in kalten Klimazonen.“

FALSCH. Die meisten Wärmepumpen sind in den kältesten Klimazonen zu finden – in Europa etwa in Finnland oder Norwegen. Mehr als die Hälfte aller Haushalte in Norwegen haben eine Wärmepumpe.

Mythos 2: „Wärmepumpen bringen keine Leistung, wenn es kalt ist.“

Im Wesentlichen FALSCH. Selbst bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt funktionieren Wärmepumpen noch immer gut. Bei sehr kalten Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt können Hybridsysteme erforderlich sein. Mehr dazu in diesem Twitter-Thread.

Mythos 3: „Wärmepumpen funktionieren nicht in bestehenden Gebäuden.“

FALSCH. Aus langjähriger Forschung: „Die Forschungsergebnisse zeigen deutlich, dass Wärmepumpen als Wärmequelle auch im Bestand zuverlässig funktionieren. Die Geräte funktionierten in der Regel einwandfrei.“ (Quelle Fraunhofer ISE)

Mythos 4: „Wärmepumpen funktionieren nicht im Altbau.“

Auch dieser Wärmepumpen-Mythos ist FALSCH. Jüngste Ergebnisse aus dem Vereinigten Königreich zeigen, dass es keine signifikanten Unterschiede in der Leistung basierend auf dem Hausalter gibt. Ich hatte auch eine Wärmepumpe in meinem Haus, die 1880 seit 2019 gebaut wurde und sehr gute Leistungen erbringt.

Mythos 5: „Wärmepumpen kosten mehr im Betrieb und erhöhen die Heizkosten.“

Dies hängt von den Energiepreisen in Ihrem Land ab. Die IEA hat ein praktisches interaktives Berechnungstool entwickelt, mit dem Sie die Wirtschaftlichkeit verschiedener Heizsysteme für Wohngebäude untersuchen und vergleichen können. (Quelle IEA)

Mythos 6: „Eine Wärmepumpe muss immer laufen.“

Die Wärmepumpe wird nie manuell ausgeschaltet, aber das bedeutet nicht, dass die Heizung die ganze Zeit in Betrieb ist. Das System passt sich automatisch an die Außen- und Innentemperatur an und fährt herunter, wenn es wärmer ist.

Mythos 7: „Wärmepumpen funktionieren nur mit Fußbodenheizung.“

Wärmepumpen funktionieren auch gut mit Heizkörpern. In einigen Fällen müssen Heizkörper möglicherweise nachgerüstet werden. In den letzten Jahren war es jedoch gängige Praxis, dass Heizungsinstallateure Heizkörper „überdimensionieren“. (Quelle https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0360544221032011)

Mythos 8: „Wärmepumpen halten das Haus nicht warm.“

Die meisten Haushalte, die eine Wärmepumpe installiert haben, geben an, dass sie genauso komfortabel oder komfortabler sind als vor der Installation. Wärmepumpen-Mythen entlarvt.

Mythos 9: „Wärmepumpen sind laut.“

Erdwärmepumpen machen sehr wenig Lärm. Luftwärmepumpen können auch leise sein, wie dieses Video zeigt. Denken Sie auch daran: Im Sommer, wenn Sie draußen im Garten sind, laufen Wärmepumpen meist nicht, da keine Heizung benötigt wird. (7 Tipps für leise Geräte)

Mythos 10: „Wärmepumpen funktionieren nur in hochgedämmten Gebäuden.“

FALSCH. Forschung von Fraunhofer ISE ergibt ein anderes Ergebnis: „Häuser müssen nicht aufwändig saniert werden, um den Einbau einer Wärmepumpe zu ermöglichen.“ (Quelle tagesschau)

Mythos 11: „Gas mit einer Wärmepumpe in Strom umzuwandeln ist weniger effizient als Gas in einem Boiler zu verbrennen.“

FALSCH. Bei SCOP 3 benötigt eine Wärmepumpe, selbst wenn sie zu 100 Prozent mit Strom aus Gas betrieben wird, ~1/3 weniger Gas, um die gleiche Wärmemenge zu erzeugen, als ein Boiler. Wärmepumpen reduzieren Gas, selbst wenn sie Strom aus 100 % Gas verwenden. 

Mythos 12: „Wärmepumpen entwerten Immobilien.“

FALSCH. Die Beweise deuten auf das Gegenteil dieses Vorurteils hin. Wärmepumpen steigern den Wert von Immobilien. „Residenzen mit einer Luftwärmepumpe genießen im Durchschnitt einen Preisaufschlag von 4,3–7,1 % (oder 10.400–17.000 US-Dollar).“ (Quelle Nature)

Mythos 13: „Wärmepumpen sind unbezahlbar.“

Teilweise wahr. Aber viele Länder bieten Subventionen für Wärmepumpen an und mit eingeschlossenen Betriebskosten können Wärmepumpen lebenslange Einsparungen gegenüber Systemen mit fossilen Brennstoffen bieten. Aber es kommt auf das Land an. 

Mythos 14: „Das Netz kommt mit Wärmepumpen nicht zurecht.“

Teilweise wahr. Vielerorts sind Kapazitäten im Netz vorhanden, um Strom für weitere Wärmepumpen zu liefern. Aber mit einer erheblichen Aufnahme von Wärmepumpen wird die Stromnachfrage steigen und Netzinvestitionen sind erforderlich. (Quelle Euractiv)

Mythos 15: „Wärmepumpen sind die einzige kohlenstoffarme Lösung zum Heizen.“

FALSCH. Eine bessere Gewebeeffizienz und Fernwärme sind ebenfalls sehr wichtig und können große Systemvorteile in Bezug auf Flexibilität und Systemvorteile bieten, wie Forschung zeigt. (Quelle raponline)

Mythos 16: „Wärmepumpen können nicht in kleinen Wohnungen installiert werden.“

FALSCH. Es gibt Projekte, bei denen Hochhäuser Erdwärmepumpen verwenden, zum Beispiel von Kensa Heat Pumps. Und große Wärmepumpen können Fernwärmenetze antreiben, die Wohnungen verbinden. In Schwering geht demnächst ein innovatives Projekt an den Start, bei dem Groß-Wärmepumpen Tiefengeothermie unterstützen. So werden 2.000 Haushalte mit erneuerbarer Fernwärme versorgt.

Mythos 17: „Wärmepumpen werden nur mit Strom aus fossilen Brennstoffen betrieben.“

FALSCH. Es stimmt, dass in den meisten Stromnetzen immer noch viel fossile Erzeugung enthalten ist. Aber jedes Jahr werden erhebliche Mengen an erneuerbaren Energien in das Netz eingespeist, die die fossile Erzeugung verdrängen. 

Mythos 18: „Bei einem Stromausfall friert man und mit einem Gasboiler ist man besser dran.“

Es stimmt, dass Wärmepumpen während eines Stromausfalls nicht funktionieren können. Aber das gleiche gilt für eine Gastherme. 

Mythos 19: „Es gibt keine Verbrauchernachfrage nach Wärmepumpen.“

FALSCH. 2022 gab es in Europa ein Rekordwachstum bei den Verkäufen von Wärmepumpen und in den USA wurden erstmals mehr als 4 Millionen Wärmepumpen verkauft, die erstmals Gasöfen übertrafen. 

Die Auflistung zeigt: Wärmepumpen-Mythen gibt es viele, aber die allermeisten sind falsch. Und zwar wissenschaftlich erforscht falsch. Gibt es trotzdem Wärmepumpen-Mythen und -Irrtümer, die in der Auflistung fehlen? Schreibt mir an mj@cleanthinking.de.

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Quelle Dr. Jan Rosenow, Oxford University Dr. Marek Miara, Fraunhofer ISE IEA
% S Kommentare
  1. Peter Helm sagt

    Wir sind fast Schlusslicht in Europa bezüglich WP für Gebäudeheizungen. Die Fossillobby spült unwahrscheinlich viel Geld in Desinformationskampagnien und er deutsche Michel glaubt den Mist. Danke für deine Aufklärung da kann man noch einiges Ergänzen. Z.B. die VLT ist das wesentliche Kriteium für die Effiziemz einer WP, nicht ob das Gebäude energetisch saniert ist. Die VLT hängt von den Heizkörpern ab, die kann man kostengünstig mit Gebläsen nachrüsten oder austauschen, falls die VLT zu hoch ist.
    Mit dem Einsatz meiner WP spare ich soviel Gas von der Gasbrennwerttherme ein, dass ein GuD damit Strom für 2 solcher WP erzeugen könnte. Wenn die 2. WP eingesetzt wird, sparen die beiden WP gas für vier WP ein, usw.

    Gas/Öl wird perspektivisch durch ETS2 teurer, Atrom durch vermehrt EE billiger und bei Heizungsgrundsatzentscheidungen sollte man in Zeiträumen von 20 Jahren denken, also fast bis zur Klimaneutralität

  2. Peter Helm sagt

    Wir sind fast Schlusslicht in Europa bezüglich WP für Gebäudeheizungen. Die Fossillobby spült unwahrscheinlich viel Geld in Desinformationskampagnen und der deutsche Michel glaubt den Mist. Danke für deine Aufklärung, da kann man noch einiges Ergänzen. Z.B. die VLT ist das wesentliche Kriterium für die Effizienz einer WP, nicht ob das Gebäude energetisch saniert ist.

    Die VLT hängt von den Heizkörpern ab, die kann man kostengünstig mit Gebläsen nachrüsten oder austauschen, falls die VLT zu hoch ist. Mit dem Einsatz meiner WP spare ich soviel Gas ein, dass ein GuD Strom für 2 solcher WP erzeugen könnte. Wenn die 2. WP eingesetzt wird, sparen die beiden Wärmepumpen Strom für vier ein, usw.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Peter,

      danke für Deinen Kommentar.

      Ich werde den Beitrag kontinuierlich ergänzen. Daher vielen Dank für die VLT-Informationen. Habe gerade zwei sehr gute Bücher zum Thema auf dem Schreibtisch liegen.

      Martin

  3. Rainer Bielefeld sagt

    Nutzloser Artikel, Gegenbehauptungen sind keine Argumente. Und hier wird nicht einmal richtig zwischen Erd- und Luftwärmepumen unterschieden …
    Ein wenig mehr Fachkunde ist schon sinnvoll, wenn man sich zu einem Thema äußert.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Rainer,

      vielen Dank für den Kommentar.

      Noch mehr Relevanz hätte dieser, wenn ganz konkrete Hinweise gegeben würden, was aus Deiner Sicht zu ändern wäre. Das prüfe ich dann sehr gerne.

      Danke, Martin Jendrischik

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