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Klimakatastrophe: Jetzt oder später – wir haben die Wahl

Die Antwort der Wirtschaft auf die Krise wird eine Effizienz-Revolution sein. Aber wie reagieren die Verbraucher auf Klimakatastrophe und Energiekrise?

Jetzt oder später – wir müssen als Gesellschaft entscheiden, wann und wie schnell wir der Herausforderung Klimakatastrophe begegnen wollen. Ist der Treibstoff heraus aus der Energiekrise wirklich Gas, Kohle und Atomstrom, wie die FDP findet? Oder könnten wir stattdessen die Technologien in den Vordergrund rücken, die einerseits die Preiskrise beenden und andererseits beim Kampf gegen die Klimakatastrophe helfen? Politik, Wirtschaft und Verbraucher stehen vor der Wahl: Je länger Zödern und Zaudern dauert, um so teurer wird die ökologische Transformation.

Überall auf der Welt arbeiten Ingenieure, Techniker und Erfinder seit der Klimakonferenz von Paris 2015 an technologischen Lösungen für die Klimakatastrophe. Sie entwickeln alternatives Kerosin, das lediglich auf Wasser, Luft und Ökostrom basiert. Sie basteln an einer vollkommen neuen Art, Nahrungsmittel herzustellen: So gibt es bereits Steaks oder Bratwürste auf pflanzlicher Basis und Fleisch, das im Bioreaktor anstatt im Tier heranwächst. Die Experten recyceln mittlerweile PET-Flaschen, und machen daraus Textilien oder neue Flaschen.

So entsteht derzeit in fast allen Bereichen unseres Alltags – von der Energieversorgung, über die Verkehrswende und Industrie bis hin zu Kreislaufwirtschaft bei Alltagsprodukten – eine neue, effizientere und ressourcenschonendere Welt. „Cleantech“, also saubere Technologien, die insbesondere fossile Lösungen ablösen, setzen sich durch. Allerdings ist das Tempo hierfür zu langsam, weil die Klimakatastrophe immer schneller vorangeht, wie der letzte IPCC-Bericht oder die jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu den sogenannten Klima-Kipppunkten verdeutlichen.

Die Energiepreiskrise kann uns nun helfen, dass die genannten Alternativen schneller preisgünstiger werden als die bisherigen Pendants. Bei Solar- und Windenergie ist das bereits im Umfeld von zwei Drittel der Weltbevölkerung der Fall. Dafür muss die Gesellschaft aber einsehen, dass der Treibstoff raus aus der Energiekrise nicht die fossilen Energieträger Gas und Kohle sowie Atomstrom sind, wie es die FDP derzeit so gerne plakatiert. Der Treibstoff sind Solar, Wind und Batterien sowie Wasserstoff und andere Langzeitspeicher.

Insgesamt wird das Preisniveau mit der ökologischen Transformation (zunächst) steigen. Das braucht viel Steuergeld, um soziale Härten abzufedern. Die Schuldenbremse von Finanzminister Lindner wird nicht zu halten sein. Durch den Preisschock brauchen wir aber weniger Geld, um Anschubfinanzierungen in den alternativen Sektoren zu leisten.

Welche Technologien helfen, die Klimakatastrophe einzudämmen

Die nachfolgende Grafik aus dem Bericht des Weltklimarates zeigt, an welchen Veränderungen wir nicht vorbeikommen, wenn wir die Klimakatastrophe eindämmen wollen:

Maßnahmen zur Eindämmung der Klimakatastrophe

Eine der wirkungsvollsten Maßnahmen laut Weltklimarat ist es also, Biokohle zu erzeugen, und diese als Dünger in die Böden einzubringen (Terra Preta Prinzip). Cleantech-Unternehmen arbeiten längst daran, Pyrolyse-Technologien zu etablieren, die Abfallstoffe unter Ausschluss von Sauerstoff in Biokohle verwandeln. Einerseits, um diese in den Boden zu bringen, aber auch, um daraus Produkte zu machen oder die Biokohle als Ersatz fossiler Kohle in Kraftwerken zu verwenden.

Die globale Erderwärmung hat im Schnitt schon mehr als 1,1 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellem Zeitalter erreicht – bis zum Pariser Klimaziel von 1,5 Grad Celsius bis 2,0 Grad Celsius ist nicht mehr viel Kohlendioxid-Budget verfügbar.

Studien zeigen: Je schneller die Transformation gelingt, umso günstiger wird es. Eine aktuelle Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass ein Schnelle-Energiewende-Szenario 12 Billionen Euro einspart im Vergleich zu einem Weiter-So-Szenario mit fossilen Energieträgern. Es spricht also alles dafür, den Umbau schnell zu realisieren, um aus den aktuellen Krisen herauszukommen, und der Klimakatastrophe entgegen zu wirken.

Schafft die Wirtschaft die Effizienz-Revolution?

Für die deutsche Wirtschaft wird es der härteste Winter seit Jahrzehnten. Geschäftsmodelle, die im Kern auf billigem, fossilem Gas aufgebaut waren, werden nicht alle erhalten werden können. Aber es gibt auch die, die frühzeitig auf erneuerbare Energien gesetzt haben. Und es gibt diejenigen, die noch die Kraft haben, jetzt endlich auf Effizienz-Technologien zu setzen, die lange Jahre unrentabel erschienen.

Cleantech-Unternehmen wie EnergyNest, Kraftblock oder Climeon bieten Wärmebatterien, die es ermöglichen, Abwärme zwischenzuspeichern, um sie dann als Prozesswärme oder verstromt wieder zu verwenden, wenn sie gebraucht werden. Industrieorientierte Unternehmen wie Heliogen helfen mit, die Industrie zu dekarbonisieren. Immer mehr Anbieter konzentrieren sich auch auf Photovoltaikanlagen für Hallendächer, um für Gewerbe und Industrie mit erneuerbaren Energien zu beginnen.

Auch das Handelsblatt hält es für möglich, dass große Teile der Wirtschaft gestärkt aus dieser Krise hervorgehen können, weil sie die Technologien einsetzen, die Strom- und Gassparen ermöglichen. Oder gleich den Switch machen, und von fossilen auf erneuerbare Geschäftsmodelle umschwenken. Und der Teil der Wirtschaft, der etwa der Industrie passende Wärmespeicher verkaufen wird, wird – nach heutiger Einschätzung – so viele Arbeitsplätze schaffen, dass der Verlust der wegbrechenden Unternehmen abgefedert werden kann.

Derzeitigen Schätzungen zufolge arbeiten global derzeit 13 Millionen Menschen im Bereich Erneuerbarer Energien – die Zahl dürfte sich auf 40 Millionen Menschen erhöhen innerhalb weniger Jahre. Sorgen wir mit dem Umbau unserer Wirtschaft, mit der Transformation unserer Gesellschaft dafür, dass möglichst viele dieser Arbeitsplätze in Deutschland entstehen.

Verbraucher: Jede Entscheidung und Verhaltensänderung zählt

Die Klimakatastrophe ist die größte Gefahr für die Menschheit überhaupt. Schon heute flüchten etwa in Somalia Millionen Menschen in die Städte, weil sie aufgrund von Ernteausfällen und Trockenheit nicht mehr überleben können. Im Ahrtal oder in Brandenburg sind die Auswirkungen heute bereits heftig zu spüren. Im europäischen Süden oder in der Sächsischen Schweiz wurde wochenlang mit Waldbränden gekämpft.

Der Faktor Zeit ist entscheidend dafür, ob wir die Klimakatastrophe zumindest einbremsen, oder ungebremst in einer Welt mit 3 oder 4 Grad mehr rasen.

Aus Verbraucher-Sicht bedeutet das: Jede Entscheidung und Verhaltensänderung zählt. Greifen wir ab sofort verstärkt zu Fleischalternativen, die es heute schon im Supermarkt gibt, oder führt uns die Gewohnheit weiter an die Fleischtheke? Entscheiden wir uns wieder für einen Kombi mit Dieselmotor, oder reicht auch das mittelgroße E-Auto? Wechseln wir zum Ökostromanbieter mit lokaler, eigener Erzeugung oder weiterhin zum billigsten Anbieter (wenn die Preise wie erwartet in einem Jahr wieder sinken)?

Jede Entscheidung stützt die, die Produkte oder Lösungen ressourcenschonend und klimafreundlich gestalten. Mit dem Sprung in die Kommerzialisierung werden die Alternativen erschwinglicher. Jetzt oder später – wir haben die Wahl. Je länger wir aber Zaudern und Zögern, umso teurer und radikaler werden die Lösungen sein müssen. Denn angesichts der Klimakatastrophe führt an vielen Veränderungen schlicht kein Weg vorbei. Das ist wissenschaftlich vollkommen unumstritten, aber gesellschaftlich immer noch nicht überall angekommen.

Ökologische Transformation ist nicht allein ein Projekt einer Partei, oder gar Ideologie. Es ist die globale Entwicklung, die mit der Disruption im Energiesektor und dem Wandel zu erneuerbaren Energien überall begonnen hat. Wer den Wandel gut meistert, die Rahmenbedingungen passend setzt, wird belohnt werden: Mit sogenannter Superenergie.

Verbraucher-Entscheidungen, der Mut der Unternehmer für den Umbau sowie der Erfindergeist unserer Ingenieure kann sich gegenseitig hervorragend befruchten. Die Erkenntnis, dass die ökologische Transformation die Antwort auf die Klimakatastrophe sein muss, ist in weiten Teilen der Gesellschaft längst angekommen. Sorgen wir alle gemeinsam dafür, dass es nicht an der Umsetzung scheitert.

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1 Kommentar
  1. Rüdiger Schmitz sagt

    Ich kann dieses stumpfe Vorbeten der Politik dazu nicht mehr hören. Immer wieder heißt es, dass die Bekämpfung und Entgegenwirkung der Klimakrise zu teuer sei (Subventionierung von Kohleunternehmen und 100 Milliarden, die mal eben für die Bundeswehr locker gemacht werden sind jetzt mal dahingestellt). Seit nunmehr 25 Jahren höre ich jedes Mal die Diskussion, wo eine Partei sagt „Klimaschutz ist zu teuer!“ und eine andere sagt „Ja, aber es wird in Zukunft nur noch teurer“.
    Je länger wir warten und diskutieren, umso teurer wird es unsere Kinder und Kindeskinder zu stehen kommen. Ob nur monetär, oder durch unmögliche Lebensbedingungen ist (noch) unsere Entscheidung.

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