
Climeworks Kritik: Neue Millionen-Finanzierungsrunde unterstreicht Vertrauen der Investoren in DACS
Direct Air Capture and Storage vs. CCS: Wie unterscheiden sich die sauberen Technologien?
Climeworks ist Pionier einer wegweisenden Technologie zur direkten Entfernung von Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre – und gleichzeitig Zielscheibe harter Kritik. Doch trotz technischer Herausforderungen und personeller Rückschläge vertrauen Investoren weiterhin massiv in die langfristige Bedeutung des Cleantech-Unternehmens: Mit einer jüngsten Finanzierungsrunde durchbricht das Unternehmen die Milliarden-Dollar-Marke. Dies zeigt, dass Direct Air Capture and Storage (DACS), bei der CO₂ in mineralischer Form langfristig gespeichert wird, ganz im Gegensatz zu Fossil-CCS eine Schlüsselrolle bei der Eindämmung der Klimakrise spielen muss.
Schwierigkeiten und harsche Climeworks Kritik – gerechtfertigt oder überzogen? Climeworks geriet zuletzt mehrfach unter Beschuss. Kritikpunkte waren der Abbau von Personalstellen aufgrund schwieriger wirtschaftlicher und politischer Bedingungen sowie unerwartete technische Probleme bei den Anlagen Orca und Mammoth in Island. Diese nutzen das Carbfix-Verfahren, bei dem CO₂ in basaltisches Gestein gepumpt und dort dauerhaft mineralisiert wird.
Insbesondere wurde – etwa in diesem Artikel – kritisiert, dass der Energieverbrauch zu hoch und die Effizienz der Anlagen geringer als erwartet sei.
Die harsche Kritik greift jedoch entscheidend zu kurz. Cyril Brunner, ein Experte im Bereich CO₂-Entfernung, betonte als Reaktion darauf kürzlich bei LinkedIn, dass solche Herausforderungen typisch für technologische Pioniere seien und keineswegs bedeuten würden, dass die Technologie gescheitert sei. Im Gegenteil sei die Transparenz Climeworks hinsichtlich der realen Kapazitäten und des tatsächlichen Potenzials vorbildlich und notwendig für ehrliche Fortschrittsmessung.
Investoren vertrauen der so wichtigen Klimatechnologie
Konkret kritisiert Brunner dabei, dass bei der Kritik Strom- und Wärmebedarf miteinander fälschlicherweise durcheinander gebracht würden. Die ursprüngliche Vision des Unternehmens, bis 2025 ein Prozent der globalen Emissionen durch DACS entfernen zu können, kritisiert er hingegen als „utopisch“. Auf der anderen Seite gehe Climeworks stets transparent mit Zahlen und Geschäftsbedingungen um, so Brunner in seiner Analyse.
Das Vertrauen der Investoren bleibt ungebrochen – BigPoint Holding und Partners Group haben weitere 163 Millionen Dollar zur Verfügung gestellt. Die aktuelle Finanzierungsrunde beweist eindrucksvoll, dass Investoren langfristig überzeugt sind von Weg. Das eingesammelte Kapital beläuft sich inzwischen auf über eine Milliarde US-Dollar. Investoren verstehen offenbar, dass Direct Air Capture and Storage eine echte und notwendige Innovation ist, um Klimaneutralität langfristig zu erreichen.
Direct Air Capture and Storage vs. Carbon Capture and Storage
Die Debatte rund um Climeworks offenbart jedoch auch grundlegende Missverständnisse. Es ist entscheidend, zwischen Direct Air Capture and Storage (DACS) und Carbon Capture and Storage (CCS) zu unterscheiden. CCS, das vielfach von politischen Entscheidungsträgern sowie Vertretern der alten Energieindustrie als Allheilmittel präsentiert wird, zielt auf die Abscheidung von CO₂ direkt an fossilen Kraftwerken oder Industrieanlagen ab. Jedoch:
- CCS-Technologie ist kaum erprobt, besonders nicht an Gaskraftwerken.
- Die notwendigen CO₂-Lagerstätten sind begrenzt.
- Infrastruktur, etwa CO₂-Pipelines, ist faktisch kaum vorhanden.
Gerade die aktuelle Bundesregierung setzt dennoch stark auf CCS als Rechtfertigung für den Weiterbetrieb fossiler Energien. Gaskraftwerke? Mit CCS! Klimafreundliche Stahlproduktion? Mit CCS! Dabei gibt es bislang weltweit kein Gaskraftwerk, das über kommerzielles CCS verfügt. Experten betonen überdies die Kosten für Infrastruktur und Abscheidung: Ein Aufschlag von mindestens 1/3 auf die Kosten erscheint eine realistische Größenordnung.
Daneben bringt CCS weitere Nachteile, wenn damit die Weiterverwendung von Erdgas gerechtfertigt werden soll. Denn die kurzfristig so unglaublich schädlichen Methan-Emissionen entstehen nur zu einem Drittel bei der Verbrennung – der Schlupf findet bei Förderung, Transport und Reinigung statt. Wer CCS in großem Stil einsetzen will, muss also nicht nur CO2-Pipelines zu Lagerstätten bauen, sondern auch die Vorkette des Erdgases sauber machen.
Tatsächlich wird hierdurch also keine langfristige Lösung geschaffen, sondern eine kurzfristige Verlängerung des fossilen Zeitalters ermöglicht.
Dieser Nachteil der Abscheidung des Klimagases direkt an Schornsteinen ist einer der Gründe, warum sich die Gründer Christoph Gebald und Jan Wurzbacher einst für die komplexere Variante, nämlich DAC entschieden. Sie wollten damit sicherstellen, dass ihre Lösung nur als letztes Mittel für „unvermeidbare Emissionen“ eingesetzt wird – nicht um ein fossiles Weiter-so zu ermöglichen.
DACS ist daher so etwas wie der „Heilige Gral“ der Entfernungstechnologien: Die schweizerische Technologie entfernt emittiertes CO₂ direkt aus der Atmosphäre und speichert es dauerhaft als mineralisierten Stein. Dies ist kein Alibi für fossile Industrien, sondern eine notwendige Ergänzung zur massiven Emissionsreduktion, die auch der IPCC als zwingend notwendig ansieht, um nach einer Overshoot-Phase womöglich auf den 1,5-Grad-Klimapfad zurückkehren zu können.
Die strategische Entscheidung der Gründer wird von Investoren ganz offenbar belohnt – im Vertrauen darauf, dass die langfristige Bedeutung von DACS für den Klimaschutz enorm sein wird.
Ist die Oxyfuel-Technologie eine CCS-Alternative?
Zukunftsperspektiven und ergänzende Technologien Neben Climeworks könnte die Oxyfuel-Technologie, ausführlich von Gunnar Brink in seinem Buch „Energiewende 2.0“ (*Provisions-Link) beschrieben, künftig eine ergänzende Rolle einnehmen. Hierbei erfolgt die Verbrennung fossiler Brennstoffe mit reinem Sauerstoff, was eine deutlich einfachere Abscheidung des CO₂ ermöglicht. Auch diese Technologie ist aktuell jedoch noch in der Erprobungsphase und kein Freibrief für fossile Energieträger.
Fazit: Investoren setzen mit Climeworks auf echten Klimaschutz Die massive Investition in Climeworks zeigt, dass nachhaltige CO₂-Entfernung trotz technischer Herausforderungen eine zentrale Zukunftstechnologie bleibt. Die Kritik mag berechtigt sein, ist jedoch im Kontext der Pionierarbeit zu sehen. Die DACS-Technologie bietet eine glaubwürdige und dringend benötigte Lösung zur Bewältigung der Klimakrise – klar abgegrenzt von kurzsichtigen, fossilen CCS-Lösungen. Dieses Vertrauen der Investoren könnte wegweisend für die gesamte Branche sein.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
[…] Wie DACS von Fossil-CCS zu unterscheiden ist, ist in diesem Artikel herausgearbeitet worden. […]