
Stromspeicher ohne Lithium? Hilabs testet Zink-Batterien in Rottenburg
Stationäre Speicher auf Zink-Basis als Baustein einer regionalen Energiewende
In einem umgebauten Steinbruch bei Rottenburg testet das Cleantech-Startup Hilabs derzeit neuartige Zink-Hybridzellen unter realen Bedingungen. Ziel ist es, eine stationäre Speicherlösung zu entwickeln, die ohne Lithium, Kobalt und seltene Erden auskommt. Das junge Unternehmen aus Ergenzingen (Rottenburg) setzt damit auf eine umweltfreundlichere, sicherere und geopolitisch unabhängigere Batterietechnologie – mit potenziellen Vorteilen für die lokale Wertschöpfung.
Die Hilabs-Technologie: Zink statt Lithium
Zink-Batterien gelten seit Jahrzehnten als sicher, kostengünstig und gut recycelbar. Das Problem bislang: Die meisten Zelltypen waren nicht wiederaufladbar. Hilabs will das ändern. Die 2020 gegründete Firma rund um den promovierten Luft- und Raumfahrtingenieur Manan Haq entwickelt gemeinsam mit internationalen Partnern eine wiederaufladbare Zink-Hybridzelle. In der Testanlage in Rottenburg laufen derzeit 20 Batterieblöcke mit jeweils zehn Zellen in einem industriellen Metallschrank – unter Beobachtung durch digitale Sensorik und Software.
Ziel ist es, Korrosion und Kristallbildung dauerhaft zu verhindern, um 10.000 Ladezyklen zu erreichen. Jede Zelle wird einzeln überwacht, die Rohstoffe stammen – anders als bei Lithium-Ionen-Zellen – aus Europa oder könnten dort beschafft werden: Zink, Nickel, Kohle und Wasser.
Anwendung: Speicher für Gebäude und Netzstabilität
Die Hilabs-Batterien zielen auf den stationären Einsatz in Gebäuden, Gewerbe und als Netzspeicher ab. Anders als Lithium-Batterien brennen sie nicht, erfordern keine Reinräume und könnten zukünftig kostengünstiger produziert werden. Die Zellchemie ist robust, allerdings liegt die Energiedichte unter der von Lithium-Zellen – was sie für mobile Anwendungen weniger geeignet macht. Dafür sind sie langlebig und umweltfreundlich.
Markt und Skalierung
Noch steht die Technik am Anfang: Die erste Testserie läuft seit wenigen Wochen. Produziert wird in kleinen Chargen im Firmensitz in Ergenzingen. Perspektivisch sollen Roboter und 3D-Druck zum Einsatz kommen. Die Idee: Eine europäische Speichertechnologie für kommunale Energiewendeprojekte, Quartierspeicher oder mittelständische Eigenstromsysteme.
Ein erstes Projekt läuft im regionalen Steinbruch.
Einordnung: Lokale Alternativen zum globalen Risiko
Lithium-Ionen-Batterien sind heute der Goldstandard. Doch sie bringen auch Risiken: Brandgefährdung, hohe Abhängigkeit von China, problematische Lieferketten (z. B. Kobalt aus dem Kongo). Eine Studie der EU-Kommission bezeichnete 2023 die Batterietechnologie als „kritische Abhängigkeit“. In dieser Gemengelage bieten sich Alternativen wie Zink-Batterien für den stationären Bereich an. Der Rottenburger Finanzbürgermeister Hendrik Bednarz sagte beim Besuch der Testanlage: „Wir wissen nicht, ob es funktioniert – aber wenn ja, dann wäre das ein wichtiger Beitrag zur Energiewende.“
Fazit: Zink-Batterien eine Alternative?
Die Hilabs-Technologie steht noch am Anfang. Aber sie könnte ein Baustein für eine resiliente, dezentrale Speicherlandschaft werden. Sollte die Skalierung gelingen, könnte Zink ein ernsthafter Herausforderer für Lithium im stationären Markt werden – und Rottenburg ein Ort, an dem ein Teil der Speicherzukunft entsteht.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
LFP Akkus haben kein Kobalt. Das ist die Zukunft. Und Natrium-Ionen Akkus. Ist ja schön und gut zu forschen, aber Lithium gibts auch in Europa jede Menge. Das Problem ist, dass es hier abgebaut teuerer ist. Und dass der RuZzenhitler sich jetzt die großen Vorkommen in der Ukraine geschnappt hat.