Steht Chinas kollabierende Solarindustrie vor der Erholung?
Die chinesische Solarindustrie, die für rund 80 Prozent der weltweiten Solarmodulproduktion verantwortlich ist, hat eine beispiellose Krise durchlebt. Folgt nun der Erholungskurs? Ein Überangebot an Produktionskapazitäten, ausgelöst durch ambitionierte Expansionspläne in den letzten Jahren, führte zu einem dramatischen Preisverfall und massiven Verlusten für viele Unternehmen. Doch inmitten dieser Turbulenzen gibt es nun erste Anzeichen für eine mögliche Stabilisierung, berichtet Bloomberg.
Führende Solar-Unternehmen wie Longi Green Energy Technology und TCL Zhonghuan Renewable Energy Technology haben kürzlich Preiserhöhungen für Solarwafer angekündigt – ein Signal für den Erholungskurs. Dies zeigt den Willen der Hersteller, dem ruinösen Preiswettbewerb entgegenzuwirken und ihre Profitabilität zu verbessern. Longi äußerte die Hoffnung, die Branche aus dem „Sumpf des Niedrigpreiswettbewerbs“ zu führen.
Erholungskurs: Konsolidierung als Weg aus der Krise
Die Überkapazitäten haben bereits zu ersten Konsolidierungen geführt. Tongwei Co. übernahm kürzlich Jiangsu Runergy New Energy Technology, was als erster großer Schritt zur Bereinigung des Marktes gesehen wird. Weitere Übernahmen und Werksschließungen könnten folgen, um das Angebot an Solarmodulen zu reduzieren und die Preise zu stabilisieren.
Die chinesische Solarindustrie kämpft nicht nur mit internen Problemen. Wachsende Handelsspannungen mit den USA und Europa stellen eine zusätzliche Belastung dar. Die USA planen, die Einfuhrzölle auf chinesische Solarprodukte zu verdoppeln, und gehen auch gegen chinesische Unternehmen vor, die Fabriken in Südostasien errichtet haben. Auch die Beziehungen zur Europäischen Union, einem wichtigen Absatzmarkt, verschlechtern sich.
Ausblick: Langsamer Weg zur Erholung
Experten sind vorsichtig optimistisch, warnen aber vor zu hohen Erwartungen. Es wird voraussichtlich noch einige Zeit dauern, bis sich die Preise erholen und die Unternehmen wieder Gewinne erzielen. Analysten von Morgan Stanley rechnen damit, dass es sechs bis zwölf Monate dauern könnte, bis die Preise das Break-even-Niveau erreichen.
Goldman Sachs sieht die chinesische Solarindustrie am Ende eines Abschwungs, erwartet aber eine zyklische Talsohle erst im Jahr 2025. Die Branche muss entweder die Produktionskosten weiter senken oder die Konsolidierung beschleunigen, um die Preise auf ein nachhaltiges Niveau zu bringen.
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Die chinesische Solarindustrie steht an einem Scheideweg. Die jüngsten Entwicklungen deuten auf eine mögliche Stabilisierung hin, aber der sich anbahnende Erholungskurs wird lang und steinig sein. Die Branche muss sich mit Überkapazitäten, globalen Handelsspannungen und einem schwierigen Marktumfeld auseinandersetzen.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Solarindustrie ihre Herausforderungen meistern und wieder auf einen Wachstumskurs zurückkehren kann.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.