
Fernwärmewende in Leipzig: Deutschlands größte Solarthermieanlage kurz vor der Inbetriebnahme
In Leipzig (Lausen-Grünau) entsteht auf 14 Hektar die leistungsstärkste Solarthermieanlage Deutschlands – ein zentrales Projekt für die Fernwärmewende in Ostdeutschland.
Am 12. Juni 2025 wurde der letzte von insgesamt 13.200 Vakuumröhrenkollektoren auf dem Solarfeld der Leipziger Stadtwerke montiert – ein wesentlicher Schritt in Richtung Fertigstellung der größten Solarthermieanlage Deutschlands. Die Großanlage der Leipziger Stadtwerke im Stadtteil Lausen-Grünau nähert sich der Fertigstellung. Nach der erfolgreichen Lieferung und Montage durch Ritter XL Solar steht nun die Inbetriebnahme zu Beginn des kommenden Jahres bevor. Ziel ist es, die Dekarbonisierung der Leipziger Fernwärmeversorgung deutlich voranzutreiben.
Technische Eckdaten und Wirkungsweise
Die 65.208 Quadratmeter umfassende Kollektorfläche verteilt sich auf einem 14 Hektar großen Areal. Eingesetzt werden hocheffiziente CPC-Vakuumröhrenkollektoren (Typ XL 19/49) mit Wasser als reinem Wärmeträger. Insgesamt liefert die Anlage jährlich rund 26 GWh Wärme, mit einer Spitzenleistung von ca. 41 MW. Im Sommer können so bis zu 20 Prozent des täglichen Leipziger Fernwärmebedarfs gedeckt werden. Rund 7.160 Tonnen CO2 werden jährlich eingespart.
Die Regelung der Anlage erfolgt vollautomatisch und orientiert sich an der Sonneneinstrahlung sowie an den Bedarfen des Fernwärmenetzes. Damit trägt das Projekt zur Versorgungssicherheit ebenso bei wie zur CO2-Reduktion.
Nachhaltigkeit auch im Detail: Biodiversität statt Versiegelung
Besonders bemerkenswert: Die Kollektortische stehen 20 cm höher als üblich, wodurch der Versiegelungsgrad des Solarfelds unter 0,01 Prozent liegt. Durch gezielte Aussaaten und ein ökologisches Pflegekonzept soll die Biodiversität der Fläche sogar gesteigert werden – ein Beispiel für nachhaltige Flächennutzung im Kontext erneuerbarer Energieprojekte.

Solarthermie als strategischer Baustein der Wärmewende
„Solarthermie ist eine der effizientesten erneuerbaren Wärmequellen“, betont Erik Jelinek, Projektleiter der Leipziger Stadtwerke. Bezogen auf die genutzte Fläche ist die Wärmeausbeute gegenüber Photovoltaik etwa dreimal so hoch, gegenüber Biomasse sogar um ein Vielfaches. In Kombination mit Fernwärmenetzen eignet sich Solarthermie damit besonders für urbane Wärmelösungen.
Auch Ritter XL Solar-Projektleiter Guido Wimmer verweist auf die Bedeutung der Technik für die kommunale Wärmeplanung: „Unsere Großanlagen sind eine tragende Säule für die Dekarbonisierung von Nah- und Fernwärmenetzen.“ Das Unternehmen gibt Ertragsgarantien und setzt auf langjährige Zusammenarbeit mit qualifizierten Partnern in Deutschland.
Standortwahl und Baufortschritt
Das Solarfeld befindet sich im Westen von Leipzig, im Stadtteil Lausen-Grünau – einem Standort mit guter Sonnenausbeute und direkter Anbindung an das städtische Fernwärmenetz. Die Leipziger Stadtwerke betonen, dass das Projekt im geplanten Zeitrahmen verläuft. Die Installation der Kollektoren wurde seit Frühjahr 2024 etappenweise durchgeführt. Der finale Kollektor wurde Mitte Juni 2025 montiert. Parallel dazu erfolgt der Ausbau der unterirdischen Leitungen, der Anschluss an das Wärmenetz sowie der Aufbau der Regeltechnik.
Mit dem geplanten Betriebsstart Anfang 2026 wird die Anlage einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung des Leipziger Transformationsplans Fernwärme leisten. Die Leipziger Stadtwerke planen bis 2035 eine nahezu vollständige Dekarbonisierung ihres Fernwärmenetzes.
Einordnung: Symbolprojekt für die kommunale Wärmewende
Die Solarthermieanlage Leipzig West ist nicht nur ein technischer Meilenstein, sondern ein stadtpolitisches Symbolprojekt. Sie zeigt, wie durch konsequente Planung, lokale Wertschöpfung und intelligente Flächennutzung die Wärmewende im urbanen Raum gelingen kann.
Leipzig positioniert sich damit als Vorreiter unter den deutschen Großstädten im Bereich regenerativer Fernwärme. Parallel entsteht in Berlin ebenfalls ein Großprojekt mit Recyclingbeton und CO2-Speicherung (siehe Recyclingbeton in Berlin) – beide zeigen, wie integrierte Lösungen für die Klimaneutralität 2045 aussehen können.
🔍 Mehr zur kommunalen Wärmewende: Recyclingbeton und CO2-Speicherung in Berlin

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.