autarq schafft Millionen-Crowdfunding innerhalb weniger Stunden
Mit dem frischen Kapital will das Cleantech-Startup autarq die Produktion seiner Solarziegel automatisieren.
Das ging schnell: Das Cleantech-Unternehmen autarq hat jetzt ein Crowdfunding (GLS Crowd) über 1,25 Millionen Euro innerhalb von sechs Stunden erfolgreich abgeschlossen. Mit dem frischen Kapital wollen die Brandenburger die Produktion ihrer Solarziegel automatisieren, um der hohen Nachfrage zu begegnen. In den vergangenen drei Jahren wurden 100 Dächer mit optisch kaum merklichen Solarziegeln bestückt.
Die Idee ist zwar nicht neu, aber trotzdem genial, denn sie zeigt den Kern dessen, was wir als „Clean Thinking“ bezeichnen: Die autarq-Solarziegel machen das Belegen von Dächern mit klassischen Ziegeln und zusätzlicher Photovoltaikanlage überflüssig. Jetzt können Ziegel und Solar in einem Schritt verlegt werden – für den Dachdecker nur mit wenigen zusätzlichen Handgriffen verbunden. Die Kombination der beiden Lösungen schont Ressourcen und macht Prozesse effizienter – Clean Thinking pur.
Auch Tesla beschäftigt sich mit der Entwicklung und Produktion von Solarziegeln – im November 2018 gab der Energiekonzern einen Einblick in seine Gigafactory 3 (mehr dazu hier). Allerdings ist der Markt für Solarziegel in weiten Teilen der USA deutlich größer als der europäische Sektor, so dass es noch Jahre dauern dürfte, bis Tesla das Produkt tatsächlich auch in Europa ausrollt.
Weitere Informationen gibt es hier im Video von Autarq.
Autarq hingegen, seit der Gründung 2012 nun inzwischen auf 38 Mitarbeiter gewachsen, kann sich über mangelnde Nachfrage nicht beklagen. In Deutschland arbeitet das Cleantech-Startup mit einem der bekannten Ziegelhersteller zusammen. Der größte Ziegelhersteller Norwegens, Skarpnes AS, will Autarq-Solarziegel für den skandinavischen Raum produzieren – und zwar schon ab dem Frühjahr 2019. Weitere Lizenzpartnerschaften sollen in Europa folgen.
Die Solarziegel werden auf dem Dach parallelverschaltet und zwar im Kleinspannungsbereich. Die Solarmodule sind meist nicht größer als ein DIN-A4-Blatt und fallen, einmal montiert, auf Dächern kaum auf. Jedes Modul produziert fünf bis acht Watt Leistung. Auf der Dachfläche werden Solarziegel mit klassischen Ziegeln kombiniert: So ändert sich an der Ästhetik eines Hausdaches beinahe nichts. Mehrere Patente sichern die jahrelange Technologie-Entwicklung von Autarq heute ab.
Autarq Solarziegel: Zeit für den Durchbruch?!
Alle Solarziegel-Projekte von Autarq werden mit einem Stromspeicher im Haus kombiniert, um den Eigenverbrauch auf 50 bis 70 Prozent zu steigern. Mit dem frischen Kapital und dem steigenden Automatisierungsgrad will Autarq, das Unternehmen gehört zu 75 Prozent der Frankfurter econnext GmbH, seine Produktionskapazität im nächsten Schritt vervierfachen. Den Kapitalgebern wurde eine Rendite von sieben Prozent bis März 2022 versprochen.
Schon 2009 berichtete Cleanthinking.de über Solarziegel (Beitrag hier) – das Produkt fand aber nicht den Weg in den Markt. Offenbar war es nicht der richtige Zeitpunkt, um viele Menschen vom Sinn der Solarziegel zu überzeugen. Angesichts der heutigen Nachfrage scheint der richtige Moment nun gekommen zu sein – und Autarq sowie Tesla dürften davon nachhaltig profitieren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.