
Buch-Rezension: „Energiewende 2.0“ von Gunnar Erik Brink
Innovationen für wirtschaftlichen Erfolg und eine lebenswerte Zukunft – Springer Gabler Verlag
Wer die Klimakrise ernst nimmt, kommt an der Frage nicht vorbei: Wie gelingt die Transformation unseres Energiesystems – nicht als technokratisches Projekt, sondern als gesellschaftliche, wirtschaftliche und technologische Disruption? Gunnar Brinks „Energiewende 2.0“ liefert hierzu einen umfassenden, quellenbasierten und strukturierten Beitrag, der sich an Studierende, Unternehmer und Investoren gleichermaßen richtet.
Im Vergleich zu alarmistischen oder rein visionären Werken sucht Gunnar Erik Brink den lösungsorientierten Mittelweg: ambitioniert, aber realistisch, wissenschaftlich fundiert und dennoch offen für die Dynamik disruptiver Entwicklungen.
Stärken des Buches „Energiewende 2.0“
1. Systematische Analyse und breite Perspektive
Brink gelingt es, die gesamte Bandbreite erneuerbarer Energien – von Solar, Wind und Geothermie über Biomasse bis hin zu Meeresenergie – detailliert zu beleuchten. Dabei bleibt er nicht bei der Technik stehen, sondern analysiert auch wirtschaftliche, politische und soziale Rahmenbedingungen, die den Erfolg oder Misserfolg bestimmen können.
Besonders wertvoll ist der Fokus auf Innovationsökosysteme: Die Energiewende ist kein Selbstläufer, sondern erfordert ein Zusammenspiel aus technologischem Fortschritt, Marktakzeptanz, politischem Willen und ausreichender Finanzierung.
2. Wissenschaftliche Fundierung und Praxisbezug
Brink schöpft aus seiner langjährigen Erfahrung in Forschung, Industrie und Innovationsmanagement. Die Argumente sind quellenbasiert, die Beispiele praxisnah. Das Buch ist klar strukturiert, verständlich geschrieben und eignet sich sowohl als Nachschlagewerk als auch als Impulsgeber für strategische Entscheidungen.
3. Klare Positionierung zu Kernenergie und fossilen Lösungen
Brink argumentiert überzeugend, warum klassische Atomkraftwerke keine sinnvolle Antwort auf die Herausforderungen der Klimakrise sind: Sie sind teuer, langsam in der Umsetzung und blockieren dringend benötigtes Investitionskapital für Erneuerbare. Damit grenzt er sich deutlich von jenen Stimmen ab, die Atomenergie als „klimaneutrale“ Brückentechnologie propagieren. Die Transmutation zur Beseitigung von strahlendem Atommüll hält Brink indes für sinnvoll.
4. Wirtschaftliche Chancen und Disruption
Das Buch macht deutlich: Die Energiewende ist nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch geboten. Unternehmen, die frühzeitig auf erneuerbare Energien und Effizienz setzen, sichern sich Wettbewerbsvorteile und profitieren von stabileren Kostenstrukturen.
Kritische Anmerkungen zum Buch „Energiewende 2.0“
1. Mut zur Prognose?
Brink bleibt in seinen Szenarien und Empfehlungen oft vorsichtig und differenziert. Das ist wissenschaftlich redlich, aber manchmal fehlt der Mut zur klaren Prognose, wie sie andere Experten wie Tony Seba wagen. Gerade die Dynamik exponentieller Entwicklungen und die Möglichkeit plötzlicher Marktumbrüche könnten noch stärker herausgearbeitet werden.
2. Innovationstempo und politische Rahmenbedingungen
Das Buch betont die Notwendigkeit politischer Steuerung und regulatorischer Rahmenbedingungen. Doch der Eindruck entsteht, dass Innovation und Marktkräfte allein nicht ausreichen.
Hier wäre eine kritischere Auseinandersetzung mit den Hemmnissen (z.B. Lobbyismus, Pfadabhängigkeiten, Infrastrukturdefizite) und möglichen Beschleunigern (z.B. Carbon Pricing, Open Innovation) wünschenswert.
3. Globale Perspektive und soziale Gerechtigkeit
Während die technischen und wirtschaftlichen Aspekte umfassend behandelt werden, bleibt die globale Dimension – etwa die Herausforderungen in Entwicklungs- und Schwellenländern oder Fragen der Energie- und Klimagerechtigkeit – eher im Hintergrund. Die Energiewende ist aber auch ein sozial-ökologisches Projekt, das Verlierer und Gewinner produziert.
Fazit: Ein Muss für Entscheider und Gestalter
„Energiewende 2.0“ ist ein fundiertes, praxisnahes und zukunftsorientiertes Werk, das die Komplexität der Energietransformation verständlich macht. Es liefert keine einfachen Rezepte, sondern differenzierte Analysen und konkrete Lösungsansätze. Brink zeigt, dass die konsequente Energiewende nicht nur möglich, sondern alternativlos ist – ökologisch, wirtschaftlich und gesellschaftlich.
Wer die Disruption nicht verschläft, kann die Chancen nutzen: Neue Geschäftsmodelle, stabile Kosten, nachhaltiges Wachstum. Wer zögert, riskiert den Anschluss. In diesem Sinne ist Brinks Buch nicht nur ein Kompendium, sondern ein Weckruf – ähnlich wie Ramges „Die Sonne dimmen“, aber mit dem Fokus auf Innovation statt Notfalltechnologien.
Klare Empfehlung:
Für alle, die die Energiewende aktiv gestalten wollen – sei es in Unternehmen, Forschung, Politik oder Zivilgesellschaft – bietet „Energiewende 2.0“ wertvolle Orientierung und Inspiration. Zu kaufen gibt es das Buch als Taschenbuch oder Kindler-Edition etwa bei Amazon (Affiliate-Link), Thalia oder direkt bei Springer Gabler.
Transparenzhinweis: Martin Jendrischik, der Autor dieser Rezension, unterstützt Gunnar Brink, den Autor von „Energiewende 2.0“ bei der PR-Arbeit rund um sein Buch.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.
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